Wednesday, January 13, 2010

Ein Abu kommt selten allein - Zuviel der Ehre für den CIA-Attentäter


Der "Khost-Bomber", der ein CIA Team im Dezember auslöschte, soll Verbindungen zu den Terroristen haben, die 2004 fast zweihundert Menschen in Madrider Zügen töteten. Das jedenfalls behaupten spanische Medien.
Was diese Falschmeldung zeigt, ist die Komplexität des Phänomens Dschihadismus, mit dem die Medien noch immer nicht mithalten können. Details sind entscheidend und werden dennoch leicht übersehen. Da wird aus einem "al-Afghani" ein "al-Khorasani" gemacht und Ermittlungsarbeit von Polizei und Geheimdiensten ignoriert. Der Fall von Madrid gibt weiterhin viele Rätsel auf, eine Frage scheint jedoch längst geklärt: Wer ist der Mann aus dem Bekenner-Video?


Gestern Abend meldete die Nachrichtenagentur AFP:

CIA-Attentäter soll auch in Madrid-Anschläge verwickelt sein

Heute Morgen dann sprangen auch mehrere deutsche Medienvertreter auf die Meldung auf

Doch was steckt hinter der Behauptung Humam al Balawi habe nicht nur zwei Geheimdienste getäuscht und einen der fatalsten Terroranschläge seit 9/11 verübt, sondern sei auch noch Hintermann der Madrid-Attentate?

Ein kurzer Rückblick in den März 2004:

In Madrider Pendlerzügen waren Sprengsätze mit Zeitzündern explodiert, 191 Menschen kamen dabei ums Leben. Ausgeführt haben sollen das Attentat eine al-Qaida Zelle, die sehr lose Verbindungen zum Terrornetz Bin Ladens unterhalten haben soll. Ein Handyverkaufer und ein Lebemann und Drogendealer aus Marokko waren beispielsweise Drahtzieher.

Bereits kurz nach den Anschlägen wurde ein spanischer TV-Sender von einem anonymen Anrufer kontaktiert. In einem Mülleimer vor einer Madrider Moschee liege ein Video.
Darauf zu sehen war eine weißmaskierte Person, die vor der Shahada-Flagge stehend, ein Bekennerschreiben verließ. Sich selbst nannte der Sprecher "Abu Dujana al Afghani, Sprecher von Al Qaida in Europa".

Als nur einen Monat später ein Sprengsatz an einer spanischen Bahnlinie entdeckt wurde, bekannte sich per Brief an eine spanische Zeitung, erneut ein "Abu Dujana al Afghani" im Namen der al-Qaida.
Spanischen Ermittlern war zunächst nicht klar, ob es sich bei der Person um einen der Hintermänner der Madrid-Anschläge handelt, die nur wenige Wochen später aufgespürt wurden. Einige von ihnen begingen in ihrem Appartment Selbstmord und sprengten sich samt einem Polizeibeamten in die Luft. Die Flagge, die im Bekennervideo aus dem Mülleimer, zu sehen war, fand sich später in jenem Appartment dass die Gruppe anscheinend als Basis nutzte.

Am 01.Februar 2005 verhaftet die belgische Polizei Youssef Belhadj im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu den Madrid-Attentaten vom 11.März 2004.
Man war sich sicher: Youssef Belhadj ist Teil der Terrorzelle und ist jene Person die als "Abu Dujana al Afghani" im Video auftritt. Er soll auch das Fax zum zweiten, gescheiterten Anschlag im April, verschickt haben.

In der dschihadistischen Szene war Belhadj als "der Afghane" bekannt, was vermuten lässt dass sich der im Mai 1976 in Marokko geborene Islamist einst in Afghanistan aufhielt, und womöglich in al-Qaida Lagern ausgebildet wurde.

Im Juli 2008 verurteilte ein spanisches Gericht Belhadj alias "Abu Dujana" zu 12 Jahren Haft.

Das Rätsel um den "Sprecher al Qaidas in Europa" war damit für die spanischen Ermittler gelöst. Warum ein Radio Sendung nun die Vermutung äußert der jordanische CIA-Attentäter al-Balawi könnte verwickelt sein, gibt Rätsel auf. Hatten es doch in damaligen Pressemitteilungen geheißen die Person nenne sich "Abu Dujana al Afghani" und nicht "Abu Dujana al Khorasani" (obwohl Afghanistan Teil des historischen Khorasans ist).

Humam al Balawi trat erst nach den Madrider-Attentaten als Ikone des Online-Dschihad unter seinem Kampfnamen auf. Zu glauben er habe damals bereits Kontakte zur Madrider Zelle gehabt und um die Terroranschläge gewusst, ist sehr spekulativ.

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