Thursday, January 28, 2010

Ruhe in Waziristan? - Drohnenflüge eingestellt


"Bangana" nennen die pakistanischen Stämme jene weißen Objekte, die wie Raubvögel am strahlend blauen Himmel über Waziristan kreisen. Oft sind sie nicht zu sehen, nur das leise Surren ihrer Motoren ist zu vernehmen. Nur dann wenn die tödlichen Flugzeuge eine Kurve fliegen, schimmert ihre weiße Unterseite in der Sonne. Für die Menschen in Pakistans Stammesgebieten bringen sie den Tod. Sie sind das, was die Dorfbewohner hier als "Terrorismus" bezeichnen. Dabei sollen sie genau jenen bekämpfen.

Jetzt stürzten innerhalb von zwei Tagen zwei Drohnen ab. Taliban & al Qaida frohlocken sie hätten sie abgeschossen und damit den Drohnenterror beendet.

"Ich habe gesehen dass die Drohne runterfiel und dann auf einem etwas entfernten Feld aufschlug", berichtete am 24.Januar ein Dorfbewohner in der Region Hamdhoni, wenige Kilometer außerhalb von Miranshah, der Hauptstadt Nord-Waziristans.
Stammesmilizen, wie es zunächst in Agenturmeldungen hieß hätten eine amerikanische Predator-Drohne abgeschossen und sich nach Augenzeugenberichten gegenseitig gratuliert.

Wenig später bestätigten pakistanische Geheimdienstler, dass im Grenzgebiet zu Afghanistan eine US-Drohne niedergegangen war, der Grund war zunächst unklar.
Nur kurze Zeit später meldete sich der lokale Taliban-Führer Mullah Hafiz Gul Bahadur und erklärte seine Kämpfer hätten das unbemannte Flugobjekt abgeschossen. Es seien eigens Einheiten ins Leben gerufen worden um mit Luftabwehrgeschützen gegen die tödlichen Drohnen vorzugehen.
Insgesamt seien an jenem Tag fünf oder sechs der bewaffneten Spionageflugzeuge am Himmel über Miranshah aufgetaucht. Einige seien sehr tief geflogen, so dass die Taliban das Feuer eröffneten.

Nur zwei Tage später meldeten die Taliban sie hätten eine zweite Predator-Drohne abgeschossen. Das Wrack befände sich in ihrem Besitz.
Seitdem berichten Dorfbewohner in Nord-Waziristan sei keine Drohne mehr gesichtet worden. "Wir haben seit zwei Tagen keine Drohne mehr gesehen, was uns sehr überrascht", erzählt Haji Halim, ein Stammessprecher aus Darpakhel. Selbst die Kinder würden fragen, warum die surrenden Geräusche der Flugobjekte verstummt seien. Zum ersten Mal seit Monaten seien keine Drohnen mehr am Himmel gesichtet worden.

"Jeder hier ist glücklich und wir würden uns wünschen auf ewig von diesem bösen Übel befreit zu sein", berichtet ein Stammesältester. Die permanenten Drohnenangriffe der CIA hätten in den vergangenen Monaten immense psychologische Auswirkung auf die Dorfbewohner gehabt. Kinder seien nicht mehr zum Spielen aus den Häusern gegangen, die militanten Islamisten hätten jedem mit dem Tod gedroht ihren Aufenthaltsort zu verraten.

Für die US-Geheimdienste bedeutet der Verlust der beiden Drohnen einen finanziellen Schaden von knapp 10 Millionen US Dollar. Zudem dürfte man von Seiten des Pentagons großes Interesse daran haben zu verdienen, dass die Wrackteile der Spionageflugzeuge über Umwege in die Hände der Volksrepublik China, Iran oder Nordkorea fallen.
Bin Laden verkaufte damaligen Berichten zufolge, intakte Teile und nicht-explodierte Cruise Missiles, die in Folge der Anschläge auf die US-Botschaften in Ost-Afrika 1998 auf Befehl Bill Clintons in den al-Qaida Trainingslagern Afghanistans niedergingen. Abnehmer soll damals der chinesische Geheimdienst gewesen sein, der für die US-Technologie mehrere hunderttausend US-Dollar zahlte.

Taliban & Co verfügen trotz der beiden erfolgreichen Abschüssen sicherlich nicht über eine neue Wunderwaffe, die sie gegen die Drohnen einsetzen. Vermutlich handelt es sich um Luftabwehrgeschütze russischen, chinesischen oder pakistanischen Ursprungs, wie sie schon im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen.
Fliegen die Predators und Reapers tief über die Dörfer Waziristans, ist es durchaus möglich sie mit Flakgeschützen oder schweren Maschinengewehren zum Absturz zu bringen.

Aus Sicht der USA bleibt ihr Einsatz dennoch die wohl wichtigste Waffe im Anti-Terror-Krieg in Pakistan. Ein Verlust einer Drohne bedeutet keinen Verlust von amerikanischem Leben, kein Pilot muss geborgen oder kein Leichnam nach Hause geholt werden.
Die Obama-Administration hat für das laufende Jahr bereits neue Drohnen beim Hersteller geordert. Von einem Ende des Drohnenkrieges zu sprechen wäre deshalb unsinnig. Nach dem verheerenden Anschlag von Khost sind die Rachegelüste der CIA sicherlich noch nicht gestillt.

Mit Hilfe der Drohnen wird das Spiel umgekehrt, und die USA terrorisieren den Feind. Die Bevölkerung, in der Taliban und al Qaida untertauchen lebt in ständiger Angst, einerseits vor den Raketen der Amerikaner, andererseits vor den Racheaktionen der Islamisten, die beinähe wöchentlich angebliche Spione hinrichten und ihre Leichen als Warnung in den Dörfern deponieren.

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