Wednesday, November 7, 2012

Ade Toleranz - die Schweiz wird Minarett-frei


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Vor mehr als 1000 Jahren, um 906 n.Chr., standen sich zum ersten Mal Muslime und Schweizer im Alpenland gegenüber. Ein Trupp der Sarazenen, aus dem damaligen islamischen Reich Andalusien kommend, überquerte die Alpen und erreichte die Süd-Schweiz.
Tagebücher und andere Dokumente aus jener Zeit belegen, dass die Araber in Graubünden und dem Wallis auftauchten, dortige Bistümer plünderten (936 n.Chr. in Chur) und Stützpunkte (im Saas-Tal) errichteten, aus denen später Ortschaften wuchsen. Noch immer erinnern Namen wie das des „Allalinhorns“ mit dazugehörigem Gletscher (arabisch al-´ain = Quelle) und der Name des Dorfes Saas Almagell (arabisch al-mahall = Ort, Aufenthaltsort) an das islamische Erbe dieser Region.

Den wenigsten SchweizerInnen, die am vergangenen Sonntag den Urnengang zur Volksabstimmung antraten, werden diese historischen Ereignisse geläufig sein. Was sie letztendlich dazu bewegte, mit ihrer Stimme den Weg frei zu machen für ein Gesetz, das den Bau von Minaretten zu verbieten soll, liegt wohl mehr in emotionalen als in rationalen Sphären. Die Schweiz unternimmt damit als erstes Land einen drastischen Schritt gegen die Präsenz einer Religion, die in der Gesellschaft als Minderheit existiert, aber anscheinend als beachtliche Bedrohung wahrgenommen wird.

Es stimmt traurig und nachdenklich in einem eigentlich weltoffenen, urdemokratischen Land eine europäische Form des amerikanischen „Bradley-Faktors“ zu beobachten. Den Umfragen und Prognosen zum Trotz, siegte der anonyme Rassismus an der Wahlurne, siegte die Ablehnung einer fremden Kultur, Religion und Bevölkerungsgruppe, siegte der Stammtisch über Vernunft und kosmopolitisches Denken.

Schlimmer noch: durch die lange Tradition der direkten Demokratie, durch die Möglichkeit von Volkes Seite Gesetze auf den Weg zu bringen, erhält die nun zum Vorschein getretene Islamophobie und ihre diskriminierenden Auswüchse eine Pseudo-Legitimation. Weil es der freie Volkswille ist, wird Diskriminierung und Ablehnung demokratisch und politisch geadelt.
Minarette spielen im Schweizer Alltag keine Rolle, sie sind weder präsent noch störend vor dem Alpenpanorama. Bauämter haben sich nicht Woche für Woche mit Bauanträgen für saudisch-finanzierte „Mega-Moscheen“ herum zu schlagen, das Thema Minarette ist angesichts der vier existierenden Türme keines, weder auf gesellschaftlicher, noch auf politischer oder religiöser Ebene.

Von muslimischer Seite war der Standpunkt lange vor der Abstimmung klar: „Moscheen brauchen doch gar keine Minarette.“ Aus ihrer Sicht ist die Abstimmung deshalb keine auf die Moscheetürme bezogene, sondern eine Bekenntnis zur Angst. Furch vor den Muslimen und ihrem Glauben.
Auch wenn der türkische Premier Erdogan die Türmchen einst als die „Bajonette“ seiner muslimischen Glaubensbrüder bezeichnete, so kam der Prophet keineswegs mit einem festgelegten, einheitlichen Bauplan für ein islamisches Gotteshaus. Eine Moschee kann überall sein, im Vereinsheim, im Hinterhof, in einem Warteraum am Flughafen oder einer ganz normalen Mietwohnung. Um Allah preisen zu können und sein Wort zu predigen, bedarf es keiner Minarette, nicht einmal ein Dach oder Wände müssen vorhanden sein.

Umso bedenklicher dass es der rechtskonservative SVP (noch dazu mit Unterstützung eines deutschen Grafikers), mit Hilfe eines geradezu lächerlichen, populistisch-propagandistischen Plakates gelang, die Schweizer Volksseele zumindest zu 57% anzusprechen.

„Islamisierung“ ist das Stichwort, Minarette seien nun mal das Symbol für die schleichende Unterwanderung im Zeichen des Halbmondes, sie seien ein Symbol des Machtanspruches der Muslime, ein damit ein eben auch ein politisches Statement. Dagegen, so verteidigen prominente Stimmen aus Medien und Politik, habe sich das Schweizer Volk nun mal entschieden.
Seit Jahren kommen ähnliche Aussagen aus vielen Ecken Europas über das Kopftuch, Ehrenmorde, islamische Schächtungsvorschriften und anderes. Ob dabei Nationalismus, Rassismus, Ignoranz, Populismus einzelner oder ganzer Parteien, oder einfach nur Islamfeindlichkeit überwiegt lässt sich pauschal nicht sagen.

An all jene die in der Islamisierung des Abendlandes die größte Herausforderung für Europa sehen, stellt sich die gleiche Frage: schwächelt die eigene Kultur? Woher kommt die Furcht der Masse vor einer winzigen Minderheit? Weshalb müssen kaum definierbare, schwammige Wertebegriffe nun durch die Diktatur der Majorität verteidigt werden, obwohl sie niemand zu zerstören vermag?

Jede siebte Schweizerin, so eine Umfrage, die jüngst in den Zeitungen zu lesen war, soll bereits gegen Geld Sex angeboten haben, viele davon tun dies laut eigenen Angaben regelmäßig. Angesichts dessen, und der Tatsache dass das legale Alter für Prostituierte in der Eidgenossenschaft bei 16 Jahren liegt, muss die Frage erlaubt sein, welche gutbürgerlichen, christlichen Werte es letztendlich in der Schweiz gegen die kopftuchtragende Gefahr zu verteidigen gilt.

Im Land des Johannes Calvin und der Basler Mission, die Jahrzehntelang besonders in muslimischen Regionen der Welt energisch für den Protestantismus warb, leiden einige (zu viele) an Realitätsverlust. Der Islam ist weder als soziales Faktum angekommen, noch als gesellschaftlich integriert akzeptiert. „Sollen die doch in ihren Ländern Minarette bauen“, so nur ein Kommentar nach dem Wahlsonntag. Dieselben Aussagen tönen auch aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden. Ihre Länder? Was ist wenn Europa das Geburtsland dieser Muslime ist? Was wenn in den Benelux-Staaten, Schweden, Frankreich und England bereits „Muhammad“ zu den beliebtesten Babynamen gehört?

Der europäische Kontinent als Bastion der jüdisch-christlichen Kultur ist längst eine Wunschvorstellung, eine Utopie die sich im bald zweiten Jahrzehnt dieses Jahrtausends nicht hält. Europäer zu sein ist keine Definition für eine bestimmte, oder überhaupt eine Religion, es ist auch keine ethnische Kategorie, lediglich eine geografische Zuordnung. Von Norwegen bis Sizilien und von Portugal bis zum Balkan findet Immigration statt, Völker mischen sich und bauen berechtigterweise Grenzen ab. Nur wenn blind durch diesen Teil der Welt läuft, oder die leeren Kirchen als Festungen der Christenheit betrachtet, kann ernsthaft noch von einem Europa im Namen des Kreuzes sprechen.

Der islamische Glaube ist vielschichtiger, vielseitiger als es der Schweizer Durchschnittsbürger zur Kenntnis nimmt. Und genau deshalb lässt er sich auch in Europa nicht in eine Form gießen, wie man es von Seiten der Mehrheit vielleicht gern hätte. Den Integrationsbaukasten „Euro-Islam“ wird es nicht geben, weder im vereinten Europa, noch im freiwillig ausgegrenzten Alpenland.

Vielleicht sollte man den Schweizern dankbar sein, immerhin gibt der Fall der Minarett-Initiative die Gelegenheit zur Reflexion. Deutlich wie selten zeigt sich: direkte Demokratie kann, als zügelloser Volkswille zur Diktatur der Mehrheit über die zu schützende Minderheit werden. Dabei geht es um mehr als nur um die Frage „links oder rechts“, „liberal oder konservativ“ sondern um die Aussage: „Du darfst nicht so wie ich, weil du anders bist bzw. weil mir dein Weg nicht gefällt“. Toleranz ist zur Verhandlungsmasse geworden, Ausgrenzung ein legitimes Mittel des Staaten. Wohin dies in Deutschland führte ist hinlänglich bekannt.

Zurückbesinnen ist angesagt, auf die Werte der Aufklärung, auf die Werte der pluralistischen Gesellschaft. Wer glaubt man habe eine besondere Verpflichtung, weil beispielsweise die Staatsflagge ein Kreuz ziert, der geht nicht einen Schritt zurück, sondern zehn. Religion ist Privatsache und sollte auf staatlicher und politischer Ebene zum Schweigen gebracht werden. Ihr moralischer und ethischer Anspruch hat den historischen Fakten sowie dem Wandel der Moderne nicht standgehalten und ist daher dem Untergang geweiht.
Werden aber Pfarrer und Priester im Kanton Bern weiterhin von Steuergeldern bezahlt, und muss jedes Unternehmen ob es will oder nicht, eine Kirchensteuer entrichten, dann hat dies für jeden Glauben zu gelten, vom Islam bis zu Scientology.

Die Initiative greife nicht die Religionsfreiheit an, so betonen immer wieder ihre Fürsprecher. Es gehe um die Verteidigung gegen den politischen Machtanspruch einer Glaubensgemeinschaft. Dahinter steckt ein selbst konstruiertes Argument das jeder Logik widerspricht. Die Stärke des Islam waren anders wie beispielsweise im Katholizismus, nie die Prunkbauten, war nie ein religiöses Symbol an jeder Zimmerwand. Niemand aus den Reihen jener fanatischen Minderheit, die tatsächlich Sharia von London bis Rom einführen möchte, benötigt für sein Anliegen ein Minarett. Jene Form der islamischen Lehre, die von SVP & Co als Gefahr angeprangert werden, spielt sich nicht in den Großraummoscheen ab, nicht in jenen offenen Gotteshäusern die Monat für Monat zum „Tag der offenen Tür laden“ und alleine aufgrund ihrer Ausmaße für jedermann erkennbar sind.

Dschihad gegen Europa wird in Hinterhöfen gepredigt, dort wo niemand kontrolliert in welcher Sprache, welche Ideologie vom Imam vertreten wird. Im Untergrund sucht der Islamismus seinen Nährboden, Minarette wären für diese Form der Verschwörung kontraproduktiv.

Christen genießen in islamischen Staaten auch keine Glaubensfreiheit. Am Bosporus und in Saudi-Arabien dürfe auch keine Kirche errichtet werden. Wie du mir, so ich dir – ein weiteres Argument gegen Minarette.
Käme dieser Satz aus dem Mund eines Ziegenhirten aus dem Niltal oder eines Analphabeten aus Waziristan, könnte man ihn als Hinterwäldler-Denken abtun. In einer wohlhabenden westlichen Nation aber kommt diese Form der Argumentation der Hilflosigkeit gleich. Seitdem sind Gegebenheiten, Verfassungen oder Launen von Entwicklungsländern oder faschistischen Diktaturen maßgebend für die Politik im eigenen Land? Vor der eigenen Haustür zu kehren ist und bleibt effektiver.

Was bleibt nun zutun? Die Schweiz wird die Boykott-Aufrufe in der islamischen Welt verkraften, es werden keine Tonnenweise Rolex-Uhren und Edel-Füllhalter aus den Golfstaaten zurückgeschickt und es werden auch keine pakistanischen Panzer über Schweizer Schokolade rollen. Vielleicht werden Genf und Zürich im nächsten Jahr weniger finanzkräftige Kundschaft aus Nahost sehen, vielleicht werden sich Bin Laden & Co. Zu Wort melden, in Karachi und Teheran Schweizer Flaggen brennen oder Botschaften in Kairo und Sanaa mit Molotowcocktails beworfen.

An Gaddafis Kerker dachte wohl keiner der Initiativen-Befürworter bei seiner Wahl. Dort schmoren seit Monaten zwei Schweizer Geschäftsleute, ihnen hat das Schweizer Volk wissentlich und völlig demokratisch einen schweren, unnötigen Schlag versetzt.
Jedem musste klar sein dass der libysche Diktator auf ein Minarettverbot erbost und trotzig reagieren würde. Das wenige was an diplomatischem Erfolg zu verzeichnen war, ist nichtig.

Besinnung auf Gemeinsamkeiten statt Unterschiede ist jetzt angesagt. Brückenbauen wäre entgegen vieler Stimmen aus TV und Zeitung, vielleicht sogar zuviel verlangt. Die vorhandenen nicht einzureißen wäre bereits ein Fortschritt.

Dass die Schweizer Angst wählten und vor der eigentlichen Herausforderung davon liefen, ist in erster Linie peinlich. Höchste Zustimmung erhielt die Initiative im Kanton Appenzell Innerrhoden. Zur Erinnerung: die dort lebenden Frauen bekamen erst durch ein Bundesgerichtsurteil vor 19 Jahren, am 27.November 1990, das Wahlrecht zugesprochen. Dies dürften die Frauen im saudischen Königsreich als Hoffnungsschimmer werten. Wenn es in der Schweiz erst vor kurzem Realität wurde, vielleicht ist die Gleichberechtigung dann auch auf der arabischen Halbinsel nah.
Kurioserweise sind die Eidgenossen auch in Sachen „Schusswaffen in Privatbesitz“ erstaunlich nah bei den muslimischen Nationen. Die Schweiz kann als eines der meistbewaffneten Länder beinahe dem Jemen oder Irak das Wasser reichen.

Wo bleibt der Stolz der Eidgenossen auf ihre Muslime? Auf Tariq Ramadan, Islamwissenschaftler aus Genf, einen der 100 einflussreichsten Muslime der Welt, wenn es nach der neusten Forbes-Liste geht. Oder auf den irakischen Schuhwerfer, der sich gerade die Schweiz als Exil aussuchte.
Wie schlecht kann es um Integration bestellt sein, wenn ein Bruder Osama Bin Ladens in der Schweiz, in Anzug und Krawatte, mit dem Parfum-Verkauf seinen Lebensunterhalt verdient?

Traurige Wahrheit - Al-Qaida trifft CIA hart


"Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen" - ein Vers des Johannes-Evangeliums, prangt lesbar in den heiligen Hallen von Amerikas "Schattenkriegern", der Eingangshalle des CIA-Hauptquartiers in Langley. Nicht für Freiheit sondern für Schock und Ensetzen sorgte das jüngste Selbstmordattentat im afghanischen Khost, das sieben CIA-Agenten das Leben kostete.

Am Silvesterabend vergangene Woche betrat Humam Khalil Abu Mulal al Balawi, ein vermeintlicher Terrorinformant, den Fitnessraum der ehemaligen Sowjet-Basis "Forward Operating Base Chapman" (FOB Chapman), nahe der Grenze zu Pakistan.
Der kleine Stützpunkt ist die Operationsbasis einer CIA-Einheit, die ihre Behausung zu Ehren des ersten im Afghanistankrieg gefallenen US-Soldaten Nathan Ross Chapman benannte. Der Sergeant und Vater von zwei kleinen Kindern starb im Januar 2002 in einem Taliban-Hinterhalt nicht weit von Khost entfernt.

Jahrelang nun nutzt die CIA das Camp um von dort aus die geheimen Drohneneinsätze im pakistanischen Grenzland zu organisieren und zu steuern. Die Terroristenjäger kämpfen hier an forderster Front, wählen Ziele für kommende Luftangriffe aus und sammeln Informationen von Spionen, abgehörten Telefonaten und Satellitenaufnahmen.

Al-Balawi war nur wenige Stunden vor Betreten der amerikanischen Geheimdienstanlage an der pakistanischen Grenze abgeholt worden. In einem Fahrzeug wurde Jordanier zum Camp Chapman gebracht. Kaum hatte er den Raum voller CIA-Agenten betreten, zündete er seine Sprengstoffweste und riss sieben Amerikaner mit in den Tod. Unter den Opfern befindet sich auch die CIA-Teamleiterin, eine dreifache Mutter in den 30ern.

Das Attentat kurz vor dem Jahreswechsel wird als ein historischer Verlust für den amerikanischen Auslandsgeheimdienst eingehen. Seit dem Selbstmordattentat der Hisbollah 1983 in Beirut waren keine so große Zahl Spione im Dienst getötet worden.

Schon kurze Zeit nach dem Anschlag, bekannten sich die afghanischen Taliban und ihr Pressesprecher erklärte, der Attentäter sei ein uniformierter afghanischer Soldat gewesen. Er habe sich als Informant ausgeben und so Zutritt zu Camp Chapman bekommen.
Hätte sich diese Behauptung als wahr erwiesen, wäre sie skandalös genug. Doch die Wahrheit, die erst jetzt langsam aus Geheimdienstkreisen zu erfahren ist, wirkt wie aus einem Agententhriller und bedeutet einen schweren Rückschlag in Amerikas Anti-Terror-Krieg.

Der Attentäter war kein Afghane, weder Polizist noch Soldat. Er erhielt auch nicht Zugang zur CIA-Basis weil er eine afghanische Uniform trug. Humam Khalil al-Balawi war Informant, ein Spitzel von dem die Amerikaner glaubten er arbeite für sie und gegen al-Qaida.
In Wahrheit spielte der 32jährige Arzt monatelang ein falsches Spiel. Kein verärgerter afghanischer Guardist, sondern ein al-Qaida Doppelagent ermordete sieben amerikanische Geheimdienstler und einen jordanischen Militäroffizier.

Mittlerweile ist bekannt, dass der in Kuwait geborene Suizidbomber vor etwa einem Jahr vom jordanischen Geheimdienst GIP verhaftet und als al-Qaida Sympathisant inhaftiert wurde. Nach Jordanien war der Islamist erst kurz nach der Invasion Kuwaits durch irakische Truppen 1990 gekommen.
Die Agenten des Königshauses wurden auf ihn aufmerksam geworden, als er zu Jahresbeginn, kurz nach der israelischen Offensive in Gaza, in einem palästinensischen Flüchtlingscamp der Stadt Zarqa arbeitete. Die jordanische Industriestadt ist Geburtsort des legendären, inzwischen getöteten irakischen al-Qaida Chefs Abu Mussab al Zarqawi. Ihn soll al-Balawi, den ein ehemaliger Schulkamerad als "tiefgläubig" und "unsozial" beschreibt, seit Jahren verehrt haben.

In Dschihad-Kreisen war al-Balawi nur unter einem Pseudonym, einem Art Nom de Guerre bekannt. "Abu Dujana al Khorasani", nannte er sich und betrieb äußerst aktiv Propaganda über das Internet. Über Jahre hinweg etablierte er sich als einer der einflussreichsten Dschihad-Ideologen des Cyberspace. Jarret Brachman, Terrorismus-Experte am zählt den anonymen Internetschreiberling einen der "Top 5 Online-Dschihadisten".

Al-Balawi betrieb einen eigenen Blog, den er auf der britischen "Isle of Man" angemeldet hatte und auf dem er sein Idol und Helden Osama Bin Laden pries.
Dutzende Schriften, hunderte Einträge und Kommentare hinterlies der Islamist in passwortgeschützten Dschihad-Foren. Sein Intellekt, die Wortwahl seiner Schriften und seine theologische Kompetenz beeindruckten viele Online-Islamisten und brachten al-Balawi wohl auch in Kontakt mit Vertretern von al-Qaida im Nahen Osten.

Junge Islamisten für den Krieg in Afghanistan, Irak und Palästina zu begeistern, war das Hauptanliegen al-Balawis. Muslime aus allen Schichten und Nationen rief er auf, sich den Mudschaheddin anzuschließen. Dabei, so machte er als "al-Khorasani" deutlich, seien die muslimischen Immigranten in Europa und allen anderen Erdteilen nicht ausgeschlossen.

Den eigenen Rekrutierungsaufrufen folgte der gebürtige Kuwaiter letztendlich im März 2009, als er Jordanien Richtung Afghanistan verließ. Der Familie hatte al-Balawi erzählt, er reise in die Türkei, wolle dort seine türkische Ehefrau, eine Journalistin, und die beiden gemeinsamen Töchter treffen.

"Er hat uns reingelegt", berichtet ein Angehöriger, "er hat gesagt er wollte seine humanitäre Arbeit fortsetzen, stattdessen hat er eine Selbstmordaktion verübt."
In einem Interview, dass die Taliban in einem Online-Magazin veröffentlichten, berichtete er unter seinem Pseudonym "al-Khorasani", er habe den Schritt gewagt und sich persönlich dem Dschihad angeschlossen.
"Wenn die Liebe zum Dschihad das Herz eines Mannes erobert", sagte der Humam al-Balawi, "wird ihn nichts davon abhalten, selbst wenn er dies wollte." Die Nachricht von einem Selbstmordanschlag im Irak oder eine neue Botschaft Bin Ladens würde jeden Dschihad-Willigen an seine Pflicht erinnern.

Zu dieser Zeit war sich der jordanische Geheimdienst bereits sicher, al-Balawi wäre "reformiert". Nach seiner dreitägigen Haft in Jordanien versuchten die Geheimdienstler den populären Online-Dschihadisten "umzudrehen. Es gab regen Email-Austausch, bei dem al-Balawi wertvolle, teilweise sogar gefährliche Informationen lieferte. "Wir blieben in Kontakt mit ihm", berichtet ein anonyme, jordanische Geheimdienstquelle, "wir haben die Informationen mit anderen Geheimdiensten geteilt."
Humam al-Balawi, so der Plan der jordanischen Geheimdienstler sollte arabische al-Qaida Zellen in Afghanistan infiltrieren. Falls möglich sollte er an die Führungsspitze des Terrornetzwerkes herankommen, die sich irgendwo im pakistanischen Grenzland aufhalten soll.

Tatsächlich gelang al-Balawi Kontakt zu al-Qaida Elementen in der afghanisch-pakistanischen Grenzregion herzustellen.
Die Jordanier boten ihren wertvollen Informanten den amerikanischen Kollegen an, die ihn dankbar und begeistert auf al-Qaidas Nr.2, Ayman al Zawahiri ansetzten. Ihn sollte al-Balawi in Waziristan aufspüren und an die CIA verraten.

Entgegen der Annahmen seiner jordanischen Anwerber aber, legte al-Balawi seine Sympathie für und seine Liebe zu al-Qaida nie ab. Im Gegenteil. Den pakistanischen Taliban und dem Terrornetzwerk Bin Ladens bot er begeistert seine Dienste an.
Über Monate gab er Informationen über die Dschihadisten an den jordanischen Geheimdienst und die CIA weiter, einige erwiesen sich sogar als korrekt und brauchbar. Keiner der westlichen Spione ahnte, dass sie es mit einem Doppelagenten zutun hatten.

Wenige Tage vor dem blutigen Attentat in Khost, kontaktierte Humam al-Balawi seine jordanischen Mittelsmänner. Er habe "dringende Informationen über Zawahiri", erklärte er und müsse sie schnellstmöglich an die Amerikaner weitergeben.
Jordaniens Geheimdienst entsandte Captain Sharif Ali Bin Zeid, einen Cousin des Königs Abdullah II. und Vertrauten al-Balawis. Bin Zeit brachte den vermeintlichen Überläufer zur US-Basis, wo der Terrorist ohne Sicherheitscheck bis in die Sporträume der CIA-Mitarbeiter vordringen konnte.

Die pakistanischen Taliban (TTP) verkündeten, es werde bald einen Videobeweis geben, der beweist dass der Attentäter der Jordanier war. Hakimullah Mehsud, Anführer der TTP prophezeite schon vor wenigen Tagen: "Dies wird bald die CIA und die jordanische Regierung zugeben."

Die Familie des Attentäters in Jordanien erfuhr von dessen Tod am Tag nach der Tat über einen anonymen Anrufer, der behauptete im Namen der Taliban zu sprechen. Später kontaktierte Jordaniens Geheimdienst die Eltern und Verwandten al-Balawis und schärfte ihnen ein, mit niemandem über den Vorfall in Afghanistan zu sprechen. Selbst eine Beerdigungsfeier, so berichtet ein Angehöriger, sei ihnen verboten worden.

Captain Bin Zeid kam ebenfalls beim selbstmörderischen Anschlag seines Schützlings ums Leben. In Jordanien erklärte das Königshaus der Agent sei "als Märtyrer im Dienst einer heiligen Pflicht für sein Land" gefallen. König Abdullah II. und seine Ehefrau Königin Rania von Jordanien wohnten der Trauerfeier Bin Zeids bei.












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unächst waren es nur Gerüchte, nun aber gibt es die Bestätigung von offizieller Seite. Ein amerikanischer Militärausrüster gravierte Abkürzungen von Bibelversen in seine Produkte, die tausendfach im Irak und Afghanistan vom US-Militär eingesetzt werden.

Laut Ermittlungen des US TV Senders ABC sind tausende Schusswaffen des US-Militärs mit Zielfernrohren ausgestattet, in die Kürzel eingraviert wurden, die für Bibelzitate stehen.
Zu sehen sind die geheimen Botschaften nur bei genauer Betrachtung, denn sie befinden sich in sehr kleiner Schrift als Fortsetzung der Serienummer auf den hochmodernen Zielvorrichtungen.
„JN8:12“ steht dort beispielsweise, eine Abkürzung für Johannes Kapitel 8 Vers 12 der da lautet „Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Ein anderes Zielfernrohrmodell trägt die Inschrift „2COR4:6“ stellvertretend für den 2.Korinther-Brief Kapitel 4 Vers 6: „Denn Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi.“
Produziert wurden die optischen Vorrichtungen vom US-Unternehmen Trijicon aus Wixam, Michigan.
Im August 2005 hatte die Firma den Zuschlag für einen mehrjährigen Vertrag mit dem US-Verteidigungsministerium über die Lieferung von 800,000 „Advanced Combat Optical Gunsight (ACOG)“ erhalten.
Zum Einsatz kommen die Trijicon-Zielfernrohre mehrheitlich in muslimischen Ländern. Im Irak setzt das US-Militär sie auch beim Training für einheimische Polizei- und Armeeeinheiten ein.

Auf Nachfrage von ABC News, erklärte ein Sprecher von Trijicon, der Unternehmensgründer, Glyn Bindon, habe vor 30 Jahre die Tradition eingeführt Trijicon-Produkte mit Bibelversen zu versehen. Der gebürtiger Südafrikaner, der 2003 mit Alter von 66 Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, galt als strenggläubiger Christ.
Von Seiten des US-Militärs hieß es, man habe bei Bestellung des Materials nicht von den christlichen Botschaften gewusst.
Alleine die Tatsache dass es Bibelverse auf den Zielfernrohren gebe, beweise jedoch „keine Bekehrungsarbeit da diese Ausrüstung niemand außer dem US-Verteidigungspersonal nutzt. Weiter erklärte ein Armeesprecher: „Es ist nichts was wir an die lokale Bevölkerung verteilen.“
Capt. Geraldine Carey, ein Sprecher des U.S. Marine Corps aber erklärte, man sei „beunruhigt darüber, wie dies aufgefasst werden könnte.“ Es werde bald ein Treffen mit dem Lieferanten der Zielfernrohre geben, um die zukünftige Produktion zu besprechen.


Weniger kritisch betrachtet das Regionalkommando der US-Streitkräfte im Nahen Oste, Centcom, den Skandal um eine religiöse Neutralität.
„Die perfekte Parallele, die ich sehe“, erklärte Centcom-Sprecher Major John Redfield, „ist die Aussage auf der Rückseite unserer Dollar-Noten.“ Dort finden sich der ebenfalls religiöse Ausspruch „In God We Trust“. Dies sei doch auch nicht geändert worden, stellte Redfield gegenüber ABC News fest. „Solange die Ausrüstung mit diesen Inschriften nachweislich ineffektiver“, erklärte der Major weiter, „sehe ich keinen Grund warum wir es nicht nutzen sollten.“
Die hochmodernen Trijicon-Zielfernrohre im Wert von 660 Millionen US Dollar wurden hauptsächlich an den U.S. Marines Corp geliefert, der damit vor allem Sturmgewehre ausstatte.
Laut Hersteller eignen sich die optischen Zielhilfen für „sehr helle, niedrige und keinerlei Lichtverhältnisse“ und gehören zu den am häufigsten eingesetzten Produkten ihrer Art.
Das neuseeländische Militär reagierte auf die Enthüllungsberichte aus den USA mit einem Einsatzstop der Trijicon-Zielfernrohre. Auch Australiens Streitkräfte wollen künftigt auf die Optik des Herstellers verzichten.
Großbritanniens Verteidigungsministerium kündigte an eine bereits georderte Bestellung von Trijicon-Produkten überdenken zu wollen.
Der religiöse Eifer innerhalb des US-Militärs in muslimischen Krisengebieten stand schon häufig in der Kritik. Glaube und Kriegseinsatz wurden trotz der sensiblen Regionen wie Afghanistan und Irak, selten getrennt. Im Gegenteil, der christliche Monotheismus wurde allzu häufig zum Motivationsschub des Militärs.
Als US-Marines im Herbst 2004 eine Offensive in der irakischen Rebellenhochburg Falludscha starten, priesen die Befehlshaber das Vorgehen als „Schlacht gegen das Böse“. In Falludscha, so erklärte ein Kommandeur damals, „lebe der Teufel“.
Im vergangen Jahr wurde bekannt, dass amerikanische Militär-Prediger Bibeln in den lokalen Landessprachen an Soldaten verteilten mit dem Auftrag die Heilige Schrift an Afghanen weiterzugeben.
George W.Bush selbst geriet immer wieder in den Verruf seine evangelikale Überzeugung mit der Außenpolitik zu vermischen. Seine Aussage vom „Kreuzzug“ gegen den islamistischen Terrorismus löste weltweit große Kritik aus.
Später erst wurde bekannt, dass engste Berater des Präsidenten schriftliche Analysen und Vorschläge mit Bibelzitaten und apokalyptischen Bildern versahen um ihn zu beeinflussen.