Monday, January 25, 2010

Mordanschlag auf Islamistenführer in Norwegen - Rache aus dem Irak?


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ullah Krekar galt lange als Widerstandskämpfer. Sein Terror gegen Saddam Hussein war kein Fanatismus sondern wurde im Westen als legitimer Partisanenkrieg erachtet. Seit 2002 gilt der kurdische Islamistenchef jedoch als Sicherheitsrisiko und lebt dennoch frei im norwegischen Exil. Jetzt wurde er Ziel eines Attentats. Hintermänner kommen einige in Frage. Westliche Geheimdienste beobachteten den Bin Laden-Freund seit Jahren, kurdische Milizen im Irak sehen in ihm einen Todfeind.

Ein in Norwegen lebender irakischer Islamistenführer ist vergangene Nacht vermutlich Ziel eines Mordanschlags geworden.
Najmuddin Faraj Ahmad (53) alias „Mullah Krekar“ entkam nur knapp den Kugeln, die Unbekannte gegen kurz vor 02:00 Uhr in der vergangenen Nacht durch das Fenster seines Appartments im Osloer Toyen-Distrikt feuerten.
Zum Zeitpunkt der Tat hielten sich fünf Personen in der Wohnung auf.
Krekars Schwiegersohn erlitt ebenfalls Schussverletzungen, schwebt allerdings nicht in Lebensgefahr.
Die alarmierte Polizei transportierten den unverletzten Mullah Krekar, einen vierfachen Familienvater, und weitere Personen aus der Wohnung ab. Sein namentlich nicht genannter Schwiegersohn, der einen Streifschuss am Arm erlitt, wurde von einem Krankenwagen abtransportiert.

Noch ist unklar wer die Schüsse auf den kurdischen Extremistenführer, der im fünften Stock eines Wohnhauses lebt, abgab. Berichten zufolge hatten die Täter zuvor versucht in die Wohnung Krekars einzudringen. Eine Polizeisprecherin erklärt, Augenzeugen hätten zwei Männer beobachtet die kurz nach der Tat flohen.

Kurze Zeit später sei auf einem nahegelegenen Parkplatz ein brennender BMW gefunden worden. Derzeit untersuchen Ermittler ob ein Zusammenhang zwischen dem Fahrzeug und dem Mordanschlag auf Mullah Krekar besteht.
Krekar war 1991 als kurdischer Flüchtling aus dem Nord-Irak nach Norwegen gekommen und lebt seitdem in Oslo. „Mein Leben und meine Familie“, so erklärte der Islamistenführer vor wenigen Jahren, „sind im Nahen Osten bedroht. Deshalb bin ich ins neutrale Norwegen gegangen.“

In den 1990er Jahren reiste Krekar mehrfach in seine Heimat zurück und stellte Kontakt zu radikalislamischen Gruppierungen in den nördlichen Kurdengebieten her.
Als sich am 10. Dezember 2001 verschiedene Extremistengruppen zur „Ansar al-Islam“ zusammenschlossen, trat Mullah Krekar als ihr Anführer auf. Er wurde zum Islamistenführer der irakischen Kurden und rief zum Dschihad gegen Saddam Husseins Regime und die kurdischen Milizen auf. Sein Ziel, so betonte er damals, sei ein unabhängiger Staat „Islamisches Kurdistan“.

Mullah Krekar durfte trotz seiner terroristischen Aktivitäten in Norwegen verweilen, da der Terrorismus gegen Saddam Hussein im Westen als Widerstands-Kampf verstanden wurde.
So hielt der im Exil lebende Islamist jahrelang engen Kontakt zu irakischen Terrorgruppen, die im Nord-Irak Trainingslager für ausländische Dschihadisten errichteten. Dort wurden auch die Kämpfer des späteren al-Qaida Führer Abu Mussab al Zarqawi militärisch ausgebildet.
Im Zuge des Irakkrieges bombardierte die US-Luftwaffe 2003 Stützpunkte und Ausbildungslager der Ansar al-Islam, die als „irakische al-Qaida“ dargestellt wurde.
Krekar geriet in Norwegen unter Verdacht internationalen Terrorismus zu fördern, als seine Aktivitäten 2002 bekannt wurden. Damals wies er die Anschuldigungen von sich und erklärte er sei seit einem Jahr kein Führer der „Ansar al-Islam“ mehr.
Dennoch erklärte 2007 ein norwegisches Gericht Krekar sei weiterhin eine Bedrohung für die Sicherheit Norwegens, da er noch immer Kontakte zur Terrorgruppe Ansar al-Islam und deren Splittergruppen habe.
Bereits seit 2003 versuchen norwegische Behörden den kurdischen Islamisten abzuschieben. Da er allerdings im Irak mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tode verurteilt würde, wurde das Verfahren gestoppt. Norwegisches Recht verbietet eine Auslieferung falls der Person in ihrer Heimat Folter oder die Todesstrafe droht.
Alle Anklagepunkte im Zusammenhang mit Terorrismus-Unterstützung und Aufrufen zur Gewalt wurden im Jahr 2004 gestoppt. Seitdem lebt Mullah Krekar frei in der norwegischen Hauptstadt. Seine Frau und Kinder erhielten 2000 die norwegische Staatsbürgerschaft.
Noch im vergangenen November erklärte Mullah Krekar in einem Interview mit einem arabischen TV-Sender, Osama Bin Laden solle der „Führer eines neuen islamischen Staates sein“. Gegenüber dem SPIEGEL hatte Krekar 2003 erklärt der al-Qaida Chef sei „Das Juwel in der Krone des Islam.“
Selbstmordattentate bezeichnete Krekar als „sehr wichtige Waffe für uns wenn wir im militärischen Kampf, einer gegen hundert stehen.“

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