Wer auf Unterstützer angewiesen ist, der darf seine Fans nicht langweilen. Was für Fußballvereine, TV-Sender, Popstars und Lebensmittelhersteller gilt, gilt für ein "Unternehmen" wie al Qaida allemal.
Seitdem die visuellen Auftritte Osama Bin Laden´s nicht mehr im Monats- sondern nur noch im Jahrestakt erscheinen, Zawahiri sich zu allem denkbaren, wichtigem wie unwichtigem geäußert hat und auch die neue Gallionsfigur Abu Yahya al Libi langsam eintönig zu werden scheint, müssen nun neue Gesichter her.
Zum Ende des vergangenen Jahres machte ein feuriger Prediger aus Kuwait den Auftakt. Sheikh Khalid Abdur Rahman al Hussainan, ehemals Student einer saudischen Universität und danach tätig im Ministerium für Religiöse Angelegenheiten von Kuwait, war nur wenigen Insiders bekannt, bevor al Qaida ihn erstmals im Herbst 2009 in einem Video sprechen ließ. Zuvor hatte es lediglich Propagandaschriften und Audiobotschaften des tatsächlich unterhaltsamen Sheikhs gegeben. Zuletzt dann durfte al-Hussainan, der sich wie alle Größen der al Qaida im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet aufhalten dürfte, eine Predigt zu Beginn der Pilgerfahrt halten.
Eine ähnliche Ansprache hatte al Qaidas Medienarm As Sahab bereits von Abu Yahya al Libi veröffentlicht.
Vorgestern dann legten die Islamisten nach. Wieder erschien ein Propagandavideo, diesmal Hauptdarsteller: Sheikh Mansour al Shami. Der anscheinend aus Syrien, Libanon oder Jordanien stammende Dschihadi spricht vor versammelter Zuhörerschaft, eine Hand an einen Baum gestützt. Terrain und Umfeld lassen auch hier auf eine Gegend irgendwo zwischen Süd- und Nord-Waziristan schließen.
Al Shami steht schon lange im Dienste al Qaidas, gilt als Chefredakteur eines Online-Magazins und äußerte sich desöfteren in Audiobotschaften. Sein intellektuelles Auftreten, die Kamerascheu und die Tatsache dass al Qaida ihn erst jetzt der Öffentlichkeit vorführt, lassen vermuten dass es sich um einen der höheren Kader handelt, jemand dessen Gesicht man lange geheim halten wollte.
Mit Hussainan und Shami betreten zwei theologische Rhetoriker die dschihadistische Bühne, zwei Kader reiferen Alters, die al Qaidas Fangemeinde für einige Monate begeistern dürfen, bis nach "Frischfleisch" verlangt wird. Attiyatallah, ein libyscher Extremist lüftete im September 2009 das Geheimnis um seine Person und erschien in einem Propagandafilm gleich mehrmals.
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