Friday, January 29, 2010

Die Hamas-Leiche im Dubaier Hotelzimmer - Mossad´s späte Rache


K
halid Mashal war am 25.September 1997 gerade auf dem Weg zu seinem Büro, als er auf zwei Männer traf, die beinahe zu seinen Mördern wurden.
Der Chef des jordanischen Zweiges der Hamas hatte seine Heimat, das Westjordanland, bereits 1967 verlassen und lebte zunächst in Kuwait danach in Amman. Er hatte sich der Fatah angeschlossen bevor er 1987 nach Gründung der islamistischen Hamas Funktionär und im Jahr 2004 schließlich Politchef der Organisation wurde.

An jenem Septembertag im Jahr 1997 bedrängte ihn auf offener Straße urplötzlich ein fremder Mann und stellte sich dem bulligen Palästinenser in den Weg. Von hinten trat eine zweite Person an ihn heran, packte seinen Kopf und stach ihm eine Spritze knapp hinter sein Ohr. Der Angreifer injizierte ein hochtoxisches Gift bevor er mit seinem Kollegen in einem Fluchtauto davon raste.
Was die beiden Attentäter anscheinend nicht ahnten war, dass Khalid Mashal von zwei Leibwächtern observiert wurde, die auf dem Fußgängerweg einigen Abstand zu ihrer schutzbefohlenen Person gehalten hatten.

Mashal brach zusammen und fiel schließlich ins Koma. Herbeigerufene Notärzte brachten ihn in ein Krankenhaus, während die beiden Angreifer von jordanischen Sicherheitskräften gestellt werden konnten. Ihre Herkunft war unklar, aber man fand gefälschte kanadische Pässe mit denen die beiden Männer das Land verlassen wollten.
Es bedurfte keiner großen Ermittlungswunder um herauszufinden dass die beiden überraschen stümperhaften Killer Agenten des israelischen Mossad waren.

Noch als Khalid Mashal im Krankenhaus mit dem Tod rang, fühlte sich Jordanien´s König Hussein durch die dreiste Aktion der Israelis direkt vor seiner Haustür derart beleidigt dass er erzürnt forderte, Israel solle auf der Stelle das Gegengift liefern. Anderenfalls würden die Mossad-Männer für ewig in den jordanischen Kerkern schmoren. Und König Hussein ging noch weiter. Er verlangte zudem hunderte Hamas-Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freizulassen.

Israels Premier Benjamin Netanyahu weigerte sich zunächst, gab dann jedoch auf Druck von US-Präsident Clinton nach, lieferte das Antiserum und entließ die Islamisten aus ihrer Haft, darunter den blinden Sheikh Ahmed Yassin.
Jordanien ließ die Mossad-Agenten nach Israel zurückkehren und Khalid Mashal überlegte den Mordanschlag. Heute lebt er im syrischen Exil und leitet von Damaskus aus die politische Führung der Hamas.

Dreizehn Jahre nach dem misslungene und peinlichen Attentatsversuch des israelischen Geheimdienstes erschüttert ein Verbrechen das Golf-Emirat Dubai. Wieder scheint es ein politischer Mord gewesen zu sein, und wieder soll der Mossad seine Finger im Spiel gehabt haben. Opfer diesmal: ein guter Freund Khalid Mashals und Untergrundkämpfer der Hamas.

Was ist passiert? Mahmud al Mabhouh wurde am 20.Januar tot in seinem Hotelzimmer gefunden. Am Tag zuvor war der Palästinenser zu einem Treffen in Dubai angekommen. Seine Mörder beobachteten ihn anscheinend bereits zu diesem Zeitpunkt.
Al-Mabhouh war nicht irgendwer, sondern ein Mitbegründer des militärischen Flügels der Hamas, der Izzaddin al Qassam Brigade, die verantwortlich ist für einen Großteils des Terrors innerhalb Israels und gegen israelische Soldaten.

Mediziner entnahmen Blutproben des getöteten Hamas-Funktionärs und ließen sie in einem französischen Labor untersuchen. Dies förderte das gleiche Ergebnis zu Tage wie die Untersuchungen der Obduktion. Al-Mabhouh starb durch einen heftigen Stromschlag im Kopf und Nackenbereich, und weißt zudem Würgemale am Hals auf. Die Familie des 50jährigen bestätigte dies inzwischen.

Bei der heutigen Beerdigung in einem palästinensischen Flüchtlingscamp außerhalb von Damaskus begleiteten tausende Syrer und Palästinser den Sarg des toten Hamas-Kommandeurs, der seit 1989 im Exil lebte.
Laut Angaben der Familie war vor sechs Monaten einer von zwei Mordanschläge auf al-Mabhouh gescheitert. Bei einem Besuch im Libanon habe man ihn vergiftet, was dazu führte dass Mahmoud al-Mabhouh über 30 Stunden lang im Koma lag. Er überlebte.

Aus Angst vor israelischen Killern reiste der Palästinenser ständig umher und ließ meist größte Sorgfalt walten. Ehefrau und Kinder hatten zuletzt im Jahr 2007 den Gaza-Streifen besucht. Al-Mabhouh´s Bruder gab er habe ihn das letzt Mal im Mai 1989 gesehen.

Dubais Ermittler haben nach eigenen Angaben inzwischen die Mörder des Hamas-Funktionärs identifiziert. Sie verfügten "größtenteils über europäische Pässe" und seien Angehörige einer kriminellen Vereinigung, die auch Auftragsmorde übernehmen soll. Nach ihnen werde nun per Interpol-Haftbefehl gesucht.

Derweil hat Hamas längst die Hintermänner des Mordes ermittelt. Der "zionistische Mossad", so erklärten die Sprecher der Organisation habe al-Mabhouh umgebracht. Israel schweigt.
Grund zur Tat hätte Israel allemal.
Al-Mabhouh hatte israelisches Blut an seinen Händen. Er war 1989, vor seiner Flucht ins arabische Exil, an der Entführung und Ermordung zweier israelischer Soldaten beteiligt. Aus Furcht vor der Rache Israels war al-Mabhouh damals untergetaucht.

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