Mohammed al-Awfi galt als hoffnungsloser Fall. Er war in Bagram, Guantanamo, dann in einer saudischen Besserungsanstalt und schloss sie dennoch wieder al-Qaida an. In einem Interview berichtet der Ex-Terrorist jetzt von Folter in US-Haft und was ihn bewog dem Dschihad abzuschwören.
Ein nackter Mann wird auf einen Stuhl gesetzt. In der Sitzfläche befindet sich ein Loch: „Dann ziehen sie die Genitalien dort durch und schlagen auf sie ein mit einem Eisenstab.“
Die Beschreibung der Folterszene klingt nach einer Sequenz aus dem vorletzten James Bond Hollywood-Streifen „Casino Royal“. Agent 007, gespielt von Daniel Craig, wird darin vom Bösewicht auf genau diese Art bis zur Bewusstlosigkeit gequält.
Beschrieben aber hat die obige Szene kein Kinobesucher, sondern ein ehemalige saudischer Guantanamo-Häftling im Interview mit der britischen BBC. Peter Taylor, Journalist und Terrorexperte, besuchte den inzwischen reuigen Islamisten in einem ungewöhnlichen Gefängnis, in der saudischen Hauptstadt.
Im Internet erzählt der ehemalige al-Qaida Kämpfer von seiner Zeit in US-Gefangenschaft und erhebt erschreckenden Vorwürfe der Misshandlungen und Folter.
Im Internet erzählt der ehemalige al-Qaida Kämpfer von seiner Zeit in US-Gefangenschaft und erhebt erschreckenden Vorwürfe der Misshandlungen und Folter.
Mohammed al-Awfi gehörte noch vor knapp einem Jahr zur Führungsriege der jemenitischen al-Qaida. Damals galt er als einer der vielen rückfälligen Guantanamo-Insassen, die sich nach ihrer Entlassung wieder dem Terrorismus verschrieben.
Al-Awfis Geschichte beginnt in Pakistan, wo er Ende 2001 festgenommen wurde. In seinem Gepäck fand die Polizei große Summen von Geld und verdächtige Dokumente. Später dann warf die US-Regierung al-Awfi vor in einem al-Qaida Camp trainiert. Sein Name sei auf einer Rekrutenliste in einem von Osama Bin Ladens Häusern in Kabul gefunden worden.
Der saudische Terrorverdächtige kam zunächst auf die US-Basis Bagram in Afghanistan. Dort, so berichtet al-Awfi jetzt, habe öffentlich Folter stattgefunden.
„Sie schnüren deinen Penis zu“, erzählte der Ex-Qaida-Mann jüngst der BBC, „und dann lassen sie dich Salzwasser trinken damit du urinieren musst aber es nicht kannst. Bis du irgendwann schreist.“ Außerdem hätten die amerikanischen Verhörexperten Elektroschocks benutzt, um Geständnisse der Häftlinge zu erpressen.
Von Bagram aus brachte das US-Militär Mohammed al-Awfi in das US-Gefangenenlager Guantanamo Bay auf Kuba, wo er als Häftling Nr.333 ingesamt sechs Jahre inhaftiert war. Auch hier sei er Demütigungen und Misshandlung ausgesetzt gewesen.
„Das schlimmste ist, dass sie deine Religion beleidigen“, beschreibt al-Awfi die Behandlung durch die Amerikaner, „Sie bringen dich in einen Raum auf dessen Boden überall Koran-Ausgaben liegen. Dann läuft einer der Wachen über die Bücher.“ Eine Frau habe zudem vor den Augen der Häftlinge auf den Koran menstruiert, beteuert der Saudi.
Vor seiner Rückkehr nach Saudi-Arabien habe man ihn gewarnt, so al-Awfi: „Die Amerikaner haben uns gesagt dass wir in unseren Heimatländern grausam gefoltert würden. Deshalb wollte sie uns einen Ausweg aufzeigen.“ Im Falle eines Geständnisses würden die USA versuchen Asyl für die Häftlinge in Großbritannien zu ersuchen.
Letztendlich aber brachte Ende 2007 eine saudische Boing 747 Mohammed al-Awfi und weitere Terrorhäftling aus Kuba zurück in ihre Heimat.
Dort empfingen sie die Behörden primär nicht als Terroristen sondern als Opfer, die zunächst einer teuflichen Ideologie erlagen und danach vom US-Militär gequält und misshandelt wurden.
Dort empfingen sie die Behörden primär nicht als Terroristen sondern als Opfer, die zunächst einer teuflichen Ideologie erlagen und danach vom US-Militär gequält und misshandelt wurden.
Das Innenministerium organisierte wenige Kilometer außerhalb der Hauptstadt Riad ein Rehabilitationsprogramm für die 120 Guantanamo-Rückkehrer. In Gruppenarbeit, Kunsttherapie und Gespräche mit religiösen Gelehrten sollten sie hier vom al-Qaida Gedankengut geheilt werden. Nach Angaben der saudischen Behörden geschah dies mit beachtlichem Erfolg. 111 Terrorhäftlinge haben das Programm bislang durchlaufen, bei einer Erfolgsrate von 90%, so heißt es.
Al-Awfi absolvierte das Anti-Dschihad-Programm, weigerte sich aber die extremistischen Ansichten abzulegen.
„Ich persönlich habe das Rehabitilationsprogramm abgelehnt“, sagt al-Awfi, „es gab einen psychologischen Konflikt zwischen Mohammed al-Awfi und dem Programm.“ Das kurzweilige Therapieprogramm sei nicht ausreichend gewesen, um die jahrelang Haft in Bagram und Guantanamo vergessen zu machen: „Dort hat man meine Ehre und meinen Stolz verletzt“.
„Ich persönlich habe das Rehabitilationsprogramm abgelehnt“, sagt al-Awfi, „es gab einen psychologischen Konflikt zwischen Mohammed al-Awfi und dem Programm.“ Das kurzweilige Therapieprogramm sei nicht ausreichend gewesen, um die jahrelang Haft in Bagram und Guantanamo vergessen zu machen: „Dort hat man meine Ehre und meinen Stolz verletzt“.
Zusammen mit seinem Guantanamo-Zellengenossen Said Ali al-Shihri (Häftling Nr.374), der ebenfalls die Besserungsanstalt in Saudi-Arabien durchlief, zog es al-Awfi erneut in den Dschihad.
Er floh in den Jemen und tauchte erst wieder im Januar 2009 auf. Diesmal in einem al-Qaida Propagandavideo in dem die Terroristen die Wiederbelebung ihres Netzwerkes auf der Arabischen Halbinsel zelebrierte.
„Ich wollte nicht in dem Video auftauchten, aber die al-Qaida Führung dort hat es mir befohlen“, erzählt al-Awfi jetzt. Letztendlich habe doch er eingewilligt und einen für ihn vorbereiteten Text verlesen. Die Aufnahme des Videos habe über sechs Stunden gedauert.
Er floh in den Jemen und tauchte erst wieder im Januar 2009 auf. Diesmal in einem al-Qaida Propagandavideo in dem die Terroristen die Wiederbelebung ihres Netzwerkes auf der Arabischen Halbinsel zelebrierte.
„Ich wollte nicht in dem Video auftauchten, aber die al-Qaida Führung dort hat es mir befohlen“, erzählt al-Awfi jetzt. Letztendlich habe doch er eingewilligt und einen für ihn vorbereiteten Text verlesen. Die Aufnahme des Videos habe über sechs Stunden gedauert.
Von Gewissensbissen geplagt habe er jedoch schon im folgenden Monat seine Familie in Saudi-Arabien kontaktiert, berichtet der reuige Dschihadist. „Ich habe die Wahrheit gesehen. Ich habe gesehen das mein Weg weit weg war von den Lehren des Propheten.“
Tatsächlich reiste Mohammed al-Awfi im Februar 2009 nach Saudi-Arabien und stellte sich den Behörden.
Tatsächlich reiste Mohammed al-Awfi im Februar 2009 nach Saudi-Arabien und stellte sich den Behörden.
Seitdem verbüßt er eine Haftstrafe unter geradezu luxuriösen Umständen in einem Gefängnis in der Hauptstadt Riad. Die Einrichtung dieser Unterkunft erinnert eher an an Luxushotel, als an eine Haftanstalt. Wände und Möbel sind mit Gold verziert, es gibt Kronleuchter, Fernsehen und Internet.
Al-Awfis ehemaliger Kampfgefährte, Said al Shihri, genießt keinen Luxus, sondern ruft im Jemen regelmäßig zum Dschihad auf. Er gilt als einer der Hintermänner des versuchten Flugzeuganschlages von Detroit.
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