Saturday, August 22, 2009

Sheikh Issa al Masri - Al Qaida schickt einen Profi in den Irak


Ein Tanklastwagen, wie er im Irak oft zur Trinkwasserversorgung eingesetzt wird, nähert sich dem Außenministerium in Bagdad. Normalerweise sind die Straße blockiert durch riesige Betonwälle und Checkpoints, Schutzvorrichtungen gegen Autobomben. Doch nach dem Rückzug der US-Truppen aus den Städten des Landes, möchte die irakische Regierung Normalität in den Alltag der Menschen zurückbringen. Alles was sie tagtäglich an den Terror und die Gewalt erinnert soll verschwinden, so auch die Mauern und Barrieren.



Der Fahrer des Tanklastwagens nutzt dieses Umstand aus, er fährt direkt vor den Parkplatz des Außenministeriums und zündet seine tödliche, fast 2Tonnen schwere Sprengstoff-Last. Die gigantische Explosion reist einen metertiefen Krater in den Asphalt, umstehende Autos werden durch die Luft geschleuert, brennen komplett aus, die Fassade des mehrstöckigen Hauses bricht teilweise ein.
Ein weiterer Selbstmordattentäter detoniert eine nur geringfügig kleinere Autobombe vor dem Finanzministrium Bagdads.
Insgesamt sterben an diesem Tag 95 Menschen, mehr als 1,300 weitere werden verletzt.


Der Fingerzeig richtig sich auf Al Qaida. Wieder einmal sollen es die Dschihadisten gewesen sein, die versuchen durch solch spektakuläre Anschläge den Irak weiter ins Chaos zu bomben. Al Qaida im Irak, unter dem Decknamen "Islamischer Staat im Irak" operierend, ist nach dem Tod ihres charismatischen Führers Abu Mussab al Zarqawi 2006, auf dem Rückzug. Wöchentlich nehmen irakische und amerikanische Einheiten bei Razzien wichtige Zellen hoch, Logistiker, Bombenbauer, Finanziers und Ausbilder verschwinden in den irakischen Kerkern oder sterben bei Schusswechseln. Feinde hat sich die Organisation an allen Fronten gemacht - Schiiten und ihre Milizen, kurdische Peshmerga, die US-Armee, irakisches Militär, sunnitische Söldner der Awakening Councils, iranische und jordanische Geheimdienste. Durch extreme Brutalität verloren die Al Qaida Kämpfer zudem die passive Unterstützung der lokalen, sunnitischen Bevölkerung.

Nun soll es ein Mann richten. Al Qaida´s Führung in Pakistan hat entschieden Sheikh Issa al Masri, mit richtigem Namen Abu Amro Abdul Hakim nach Syrien zu versetzen. Al Masri gehört zu den ägyptischen Kadern, aus denen auch die Generation der Dschihadis um Ayman al Zawahiri hervorging. Ursprünglich lehnte der salafistische Hardliner die Ziele und Vorgehensweise von Bin Laden´s Al Qaida ab. Seine religiöse Autorität innerhalb der Dschihadi-Szene versetzte ihn jedoch bereits in den 1990er Jahren in die Lage in Afghanistan und Pakistan ideologische Vorarbeit zu leisten. Er ließ sich im Waziristan nieder, gründete die Gruppe "Al Dschihad fi Waziristan" und nahm großen Einfluss auf die pakistanischen Warlords und Taliban-Fürsten, wie Jalahuddin Haqqani und Sadiq Nour. Durch seine missionarische Tätigkeit konvertierten sie zum politischen Salafismus. Sheikh Issa al Masri ging sogar über Waziristan hinaus. Kashmirische Punjabi Gruppen von Dschihadisten wollte er zum ägyptisch geprägten Islamismus führen, was ihm teilweise auch gelang.

Al Masri erließ angeblich mehrere Fatwen die einen Mord am ehemaligen pakistanischen Diktator Musharraf zuließen. Auch Benazir Bhuttos Ermordung im Dezember 2007 soll er religiös authorisiert haben. Wenige Tage später wurde er selbst Ziel eines CIA-Drohnenangriff auf sein Haus in Nord-Waziristan. Verletzt aber am Leben erlitt Al Masri eine Art Komazustand, er war angeblich paralysiert, unfähig sich zu verständigen oder zu reisen.

Dies scheint der Ägypter nun hinter sich gelassen zu haben, denn im Frühjahr diesen Jahres machte er sich auf Befehl Osama Bin Ladens auf in den Iran und von dort aus im Juni 2009 nach Damaskus. Von der syrischen Hauptstadt aus soll Sheikh Issa al Masri die Reorganisation der irakischen Al Qaida Organisation übernehmen. Als erfahrener Dschihadi und charismatische Autorität übertrug ihm die Al Qaida Shura in Pakistan die Aufgabe dem Heiligen Krieg im Irak neuen Aufwind zu verleihen.

Geschehen soll dies über die Einrichtung neuer Trainingslager und einer Reiseroute für ausländische Rekruten über Ost-Syrien.
Al Masri´s wichtigster Mann für diesen Job ist Saad Uwayyid Ubaid Mujil al Shammari alias "Abu Khalaf", ein 37jähriger Iraker aus dem nördlichen Tal Afar.
Im Oktober 2008 übernahm er die Leitung eines Netzwerkes von Schleusern und Finanziers in Syrien von einem Al Qaida Mann namens "Abu Ghadiyah", den ein Team amerikanischer Spezialeinheiten auf syrischem Bomben tötete.


Abu Khalaf ernannte das US-Militär im Mai 2009 zu einen der wichtigsten Faktoren des Al Qaida Netzwerkes. Eine gemeinsame Operation von irakischen und amerikanischen Truppen sollte ihn im Mai im syrischen Grenzgebiet ausschalten, es konnten jedoch nur drei enge Berater und Mitarbeiter festgenommen werden.
Das neuorganisierte Netzwerk arbeitet nun aus Syrien heraus, hat einen Strom ausländische Kämpfer in Bewegung gesetzt die vor allem aus Nordafrika in den Irak kommen und dort zu Selbstmordattentätern werden. Einige Islamisten aus Saudi-Arabien, Kuwait, Algerien, Libyen und Ägypten brachten die Schleuser über Damaskus in den Libanon wo sie Teil der Fatah al Islam Bewegung wurden.

Die jüngsten, großen Anschläge im Irak könnten bereits ein Vorgeschmack auf das sein was Sheikh Issa al Masri und seine Leute für die kommenden Monate geplant haben.
Ihre Aufgabenstellung ist klar, der Welt zu zeigen dass der Dschihad im Irak nicht gescheitert ist, dass man weiterhin fähig ist in großen Stil zu töten.
Der Ramadan hat heute erst begonnen...

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