Wednesday, June 3, 2009
Dschihad News VIII
Propaganda
Neues Video von Eric Breininger alias "Abdul Ghafar al Almani"
Erneut meldet sich ein deutschsprachiger Dschihad-Kämpfer in einem Video der Islamic Jihad Union zu Wort. Das letzte Mal als man von Eric Breininger hörte war vor fast einem halben Jahr, seitdem tauchten die beiden Bonner Brüder Abu Adam und Abu Ibrahim mehrfach in Propagandavideos auf, einige davon wurden komplett in Deutsch verfasst und richteten sich primär an die Bundesrepublik.
Die deutschen Behörden gehen seitdem davon aus dass sich die deutschen Mujaheddin, die unter der Flagge der IJU kämpfen, im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet aufhalten, vermutlich in den Trainingslagern der Organisation in Nord- und Süd-Waziristan. In der nächsten Veröffentlichung der IJU-Medienabteilung zeigt sich Eric Breininger mit einer Kalaschnikow posierend in einer Felsschlucht. “Wir befinden uns hier in Afghanistan, um uns gegen die Kuffar vorzubereiten”, so der mittlerweile bundesweit gesuchte Islamist. Datiert wird das Video auf den 28.Mai 2009, und widmet sich mit knapp 12 Minuten Länge vor allem dem usbekischen Kommandeur Abdullah Fatih der IJU, der erstmals zusammen mit bekannten Al Qaida Größen wie Abu Yahya al Libi und Abu Laith al Libi zu sehen ist. Eine Szene zeigt den offiziellen militärischen Emir der Al Qaida in den FATA zusammen mit dem usbekischen IJU Führer. Ebenfalls zu sehen ist der inzwischen getötete Chef-Ausbilder der Al Qaida Abu Laith al Libi, der im Januar 2008 durch einen US-Drohnenangriff ums Leben kam.
Bedeutung für die Sicherheitslage der Bundesrepublik und der deutschen Soldaten in Afghanistan dürfte das Video nur sofern haben dass durch die Person Breininger selbst sein Aufenthaltsort genannt wird, er sich vermutlich in Afghanistan aufhält und nicht mehr in der pakistanischen Grenzregion. Klarer denn je wird außerdem das Verhältnis der IJU zur Al Qaida. Durch das Auftauchen von Abu Yahya al Libi kann man darauf schließen dass Al Qaida die Islamic Jihad Union als Teil ihres länderübergreifenden Netzwerkes der Allianzen versteht. Al Libis Predigten an der Seite des IJU Kommandeurs Fatih stellen in der Dschihadi-Szene so etwas wie einen religiös abgesegneten Qualitätsstempel für die Organisation dar, seine Funktion als Chef-Ideologe auf dem Schlachtfeld und als selbsternannte Imam verleiht der IJU eine gewisse Autorität und adelt sie in die Ränge der obersten Dschihad-Riege. Anzumerken ist dass Al Libi zum ersten Mal mit einer weißen Kopfbedeckung zu sehen ist, sonst erschien die Person des dunkelhäutigen Predigers in Uniform nur mit schwarzem Turban, ein Zeichen für die aktive Teilnahme am Heiligen Krieg.
Warum die Islamische Dschihad Union die Szene von Breiningers-Auftritt, die bereits im Oktober 2008 in einem Video verwendet wurde, wieder in ein Propagandavideo einbaut ist fraglich, vermutet werden kann ein Zusammenhang mit der Europa- und Bundestagswahl.
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Wenn einer eine Reise tut...
Gespannt und wartungsvoll beobachtet die arabische Welt seit Tagen den ersten Besuch des neuen US-Präsidenten Obama in den Nahen Osten. Zunächst reist der Hoffnungsträger Nr.1 nach Saudi-Arabien, dann weiter nach Kairo.
Worum es bei den Gesprächen mit dem saudischen Königshaus geht, dürfte außer Frage stehen. Alte Pakte müssen erneuert werden, es geht Obama darum den arabischen Royals zu versichern dass Amerika weiterhin an einem stabilen Öl-Lieferanten interessiert ist, und dass man gemeinsam die islamistische Gefahr, den Hauptfeind der saudischen Monarchie, bekämpfen will. Interessanter dürfte Obamas Auftritt im Millionen-Moloch am Nil sein. Hier im Herzen der arabischen Welt (die Araber nennen Kairo auch “Mutter der Welt”) muss der schwarze Mann im Weißen Haus diplomatisches Geschick beweisen. Ägyptens unangefochtenes Staatsoberhaupt Mubarak ist nicht gerade für seine Liebe zur Demokratie und Menschenrechten bekannt, politische Gegner aller Facetten vegetieren in seinen Kerkern dahin und das radikalislamische Potential des arabischen Megastaates unter Kontrolle zu halten bedarf eines gewaltigen Polizei- und Geheimdienstapparates. Die Annäherung an Israel, gerade während der Gaza-Offensive Anfang des Jahres, ließ Mubarak aus Sicht der meisten Muslime weiter moralisch versinken. Obamas Administration weiß darum wie wichtig Ägypten als Sicherheitsgarant in der Region ist, welche Rolle die Ägypter vor allem in Bezug auf den Nahostkonflikt spielen können. Trotzdem wird sich es Mr.President nicht nehmen lassen Demokratiedefizite und eingeschränkte Freiheitsrechte anzusprechen.
Im Kern verändert sich durch Obamas Tour nichts am Verhältnis zwischen den absolut proamerikanischen Regimen von Riad und Kairo und Washington. Rational gesehen ist es ein Besuch bei Freunden, denen der Rückhalt in der Bevölkerung schon sehr lange fehlt. Meist sind die Partner im Anti-Terror-Kampf eben jene die besonders dadurch auffallen dass die von ihnen verteidigten Werte und Rechte in den eigenen Ländern und für die eigenen Völker nicht gelten. Einst sagte Donald Rumsfeld sogar über den Ex-Diktator von Bagdad: “Saddam ist ein Schwein, aber er ist unser Schwein!” Change kann auch ein Barak Hussein Obama nicht in die arabische Wüste und an den Nil bringen.
Noch bevor er überhaupt dort eintraf schickten ihm zwei weniger freundlich gesinnte Personen ein paar unnette Worte mit auf den Weg.
Gleich zwei Tonbandbotschaften der Al Qaida Führung tauchten auf, das eine von Ayman al Zawahiri war gestern auf islamistischen Websites erschienen. Darin verweist der ägyptische Al Qaida Vize auf Obamas anstehende Reise und bezeichnet die Staatsoberhäupter die ihn treffen werden als “Sklaven und Folterknechte Amerikas”. Unter Obama, so Zawahiri, werde sich an der amerikanischen Nahost-Politik nichts ändern, das Gerade vom Wandel und einem neuen Kurs sei eine “PR-Lüge”. Den Ägyptern riet Zawahiri den US-Präsidenten nicht willkommen zu heißen, man brauchte keine neue Botschaft aus Washington, die Muslime hätten die “blutige Botschaft” der Obama-Politik längst erhalten. Weiterhin betreibe Amerika Foltergefängnisse wie Bagram in Afghanistan, weiterhin seien US-Soldaten im Irak, zusätzliche Truppen seien auf dem Weg nach Afghanistan. Klares Ziel der Tonbandnachricht ist: Obamas Image zu zerstören, die Araber darauf aufmerksam zu machen dass sich vielleicht das Gesicht der US-Politik geändert habe, die Inhalte aber die gleichen bleiben.
Nachdem der Stellvertreter seine Rede als MP3 verbreitet hatte, lieferte heute Al Jazeera den nächsten Ruf aus dem Verborgenen. Mit krankwirkender, müder, geschwächter Stimme meldete sich Osama Bin Laden zu Wort. Nur schwer lässt sich sagen ob die heute ausgestrahlte Audiobotschaft tatsächlich aktueller Natur ist oder bereits vor Wochen aufgezeichnet wurde.
Konkret zum Obama-Besuch in Ägypten und Saudi-Arabien äußert sich der Terrorchef nicht, sehr wohl aber greift er den neuen amerikanischen Präsidenten an. Es sei der von ihm ausgeübte Druck auf die pakistanische Regierung gewesen, beteuert Bin Laden, der zum “Morden, Kämpfen, Bombardierung und Zerstörung” im Swat-Tal geführt habe, die USA seien verantwortlich für den Tod von Muslimen und die Vertreibung Hunderttausender aus Nord-Pakistan und den Stammesgebieten. Obama habe eine neue Saat für Hass in der muslimischen Welt gesät, und damit bewiesen dass er den gleichen Weg einschlage wie sein Vorgänger Bush. Durch den direkten Verweis auf die pakistanische Militäroperation in Swat und die Flüchtlingswelle kann die Aufnahme unmöglich vor Anfang Mai gemacht worden sein. Höchstwahrscheinlich besitzt Al Jazeera das 25minütige Band schon seit längerer Zeit, entschied sich aber erst jetzt, kurz vor dem Eintreffen Obamas in Kairo, zur Veröffentlichung. Stimmanalysen werden zeigen dass es sich bei dem Sprecher tatsächlich um Bin Laden handeln, dessen Gesundheitszustand wohl heftig debattiert werden wird. Fakt ist dass der Al Qaida Gründer lebt, die Botschaft selbst ist weniger neu, sie enthält keine neuen Drohungen, richtete sich hauptsächlich an die Muslime von Pakistan, erläutert dass das Blutvergießen Teil eines amerikanischen Plans ist das Land zu destabilisieren und die islamische Nation zu zerstören.
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Ankündingung: Exklusive Fotos und Videomaterial von Abu Mussab al Zarqawi
Aus der Dschih@d-Szene ist zu erfahren dass in naher Zukunft (höchstwahrscheinlich im Laufe der nächsten 48 Stunden) bisher unveröffentlichtes Foto- und Videomaterial des getöteten Al Qaida Führers im Irak, Abu Mussab al Zarqawi, zugänglich sein wird. Diese Nachricht ist nicht ungewöhnlich bedenkt man die vielen Gerüchte die im Internet seit der Ermordung des gefeierten Märtyrers kursieren. Immer wieder wurde berichtet die irakische Al Qaida Medienabteilung besäße bislang unbekannte Videoaufnahme von Zarqawi, darunter Szenen die den Islamistenführer während aktiver Kampfeinsätze zeigen. Nach dem ersten medialen Erscheinen Zarqawis ohne die übliche Maskierung blieben ihm nur wenige Wochen bis seine amerikanischen Jäger der geheimen Taskforce 145 Erfolg hatten und ihn in der Nähe von Baquba töteten.
Westafrika
Es zahlte niemand.
30.Mai 2009, 19:30 Ortszeit soll Edwin Dyers Todeszeitpunkt sein. Der nordafrikanische Zweig der Al Qaida “Al Qaida im Islamischen Maghreb” (AQIM) ließ in einem zweiseitigen Statement verlauten man habe die britische Geisel, Edwin Dyer, nach Ablauf eines Ultimatums hingerichtet “damit er und der britische Staat ein kleines Stückchen von dem spüren was unschuldige Muslime tagtäglich durch die Kreuzritter und Juden von Ost nach West erleiden müssen.” Dyer war im Januar 2009 zusammen mit zwei kanadischen Diplomaten, einer deutschen und zwei schweizer Touristen im Grenzgebiet zwischen Niger und Mali entführt worden als sie von einer Reise ins Tuareg-Gebiet zurückkehrten. Sowohl die beiden Kanadier als auch die deutsche Geisel und eine Schweizerin wurden inzwischen von den Islamisten freigelassen. Angeblich, so hieß es aus Westafrika in den letzten Wochen, verlangten die Entführer 14 Millionen Dollar Lösegeld für Dyer und den Schweizer. Offiziell versuchte die Al Qaida in Nordafrika den in Großbritannien inhaftierten Hassprediger Abu Qatada freizupressen. Dieser Forderung war die britische Regierung nicht nachgekommen, Sicherheitskräfte in der Region hatten mehrfach versucht islamistische Kämpfer festzunehmen und zu töten, in Mauretanien und Libyen erlitt die Al Qaida schwere Verluste, so dass man nervös reagierte und anscheinend mehrfach den Aufenthaltsort wechselte. Das Dokument welches über das Internet veröffentlicht wurde enthält keine Fotos, also lässt sich der tatsächliche Tod von Edwin Dyer, der an einer organisierten Reise in Westafrika teilnahm und in Österreich beruflich tätig war, nicht bestätigen.
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Exportschlager
Wahhabitische und salafistische Auslegung des islamischen Glaubens verlangen nach einer Reinigung der Religion von allen modernen, fremden und äußeren Einflüssen. Angestrebt wird ein puritanischer Islam ohne westliche Beeinflussung, eine reine, erzkonservative Lehre deren einzige Grundlage Koran und Sunnah in ihrer wortwörtlichen Form sein sollen. Jede Form von Schmuck, von Überfluss, Luxus oder Ausdruck von Kreativität die einem anderen Zweck dient als der Liebe zu Allah und seinem Propheten sind untersagt. Solche Verbote führen dazu dass die Dschihad-Szene teilweise zu einer sehr kargen, schmucklosen Kultur geworden ist, in der man sich oft auf das nötigste beschränkt. Sichtbar wurde dies unter dem Regime der Taliban in Afghanistan als sowohl Filme als auch Musik, Tanz, Gesang, Malerei und Fotografie untersagt wurde. Interessanterweise findet dieser islamistische Puritanismus auch Ausdruck in der Wahl der Logos dschihadistischer Gruppierungen. Dem afghanischen Staat verliehen die Koranschüler eine simple Nationalflagge, das islamische Glaubensbekenntnis in schwarzer Kalligrafie auf weißem Grund, Saudi-Arabien besitzt heute noch eine ähnliche, grün-weiße Variante mit zusätzlich abgebildetem Säbel. Einst soll der Prophet selbst die sogenannte “Kalimah-Flagge” eingeführt haben, ein Banner das in zwei verschiedenen Versionen den Hoheitsanspruch des Islam repräsentieren soll. Die einfache Flagge mit dem Bekenntnis “Ich bezeuge dass es keinen Gott gibt außer Allah und dass Mohammed sein Prophet ist” (Shahada genannt) soll an der Spitze der islamischen Heerscharen getragen worden sein und zwar mit weißer Schrift auf schwarzem Grund, die sogenannte “Dar al-Harb”-Flagge. Dar al-Harb beschreibt das “Land des Krieges”, so wurden und werden Regionen bezeichnet in denen das islamische Recht der Sharia noch nicht eingeführt wurde, d.h. in denen der Islam noch nicht offiziell Staatsreligion ist sondern erst durch die Muslime zum Sieg gebracht werden muss. Anders symbolisiert die weiße Flagge mit schwarzer Schrift (Dar al-Salam = “Haus des Friedens”), wie in Afghanistan ab 1996 bis 2001, ein Land in dem der Islam bereits herrscht und nach Sharia-Recht regiert wird. In jüngster Zeit machten sich einige militante islamistische Bewegung diese Symbolik zu nutzen und verwenden sie als Logo und Erkennungszeichen. Bekannt wurde hier besonders das Logo des “Islamischen Staat im Irak” (kurz ISI). In einem weißen Kreis auf schwarzem Grund steht hier in schnörkellosen, extrem einfach gehaltenen Buchstaben das islamische Glaubensbekenntnis. Verwendet hat es die irakische Al Qaida nachdem die Organisation ihre Metamorphose von der “Al Qaida im Zweistromland” über den “Mujaheddin Shura Council” bis zum ISI durchmachte. Heute ist die Flagge Symbol für die verbliebene Al Qaida im Irak, tauchte jedoch seitdem in einer Reihe anderer Länder ebenfalls auf. Zunächst veröffentlichten im Internet islamistische Gruppen aus Gaza Statements und Fotos die die ISI-Flagge in den palästinensischen Gebieten zeigt, dann folgten die somalischen Mujaheddin der Shabaab und schließlich die im Jahr 2008 neu gegründete “Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel”, der jemenitisch-saudische Ableger des weltweiten Terrornetzwerks. Aber nicht nur in Somalia, dem Jemen, Irak und den Palästinensergebieten findet die ISI-Flagge Verwendung. Durch ihren universellen, nicht an eine Region oder einen Konflikt gebundenen Charakter, wird sie zu Propagandazwecken vor allem im Internet benutzt um Dschihad-Unterstützung per Mausklick und Photoshop zu ermöglichen. Banner, Werbeposter und Fanmaterial ziert sie tausendfach, in Indonesien sah man sie während der Prozesse gegen die Hintermänner der Bali-Bomber sogar vor den Gerichtssälen im November 2008.
Hier einige Beispiele für den Exportschlager des ISI Logos:
US Soldaten finden bei einer Razzia in der irakischen Al Qaida Hochburg Diyala eine professionell angefertigte Flagge des “Islamischen Staat im Irak”.
Der DVD-Stand eines palästinensischen Dschihad-Unterstützers in einem Laden in Gaza wird mit einer ISI-Flagge verziert. Und auch beim Verteilen von Flugblättern der Al Qaida in Palästina kommt die Flagge im Mini-Format zum Einsatz.
Indonesiens Islamistenführer und Hassprediger Abu Bashir spricht im November 2008 anlässlich des Bali-Bomber-Prozesses vor einem Gerichtsgebäude während einer seiner Anhänger die ISI-Flagge als Symbol für die Al Qaida Sympathie in die Kameras der Journalisten hält.
Kaum hatten die somalischen Extremisten der Shabaab Anfang Mai 2009 strategisch wichtige Städte wie Baidoa und Vororte von Mogadischu gewaltsam eingenommen, tauchte die Fahne des ISI in der somalischen Hauptstadt auf.
Anfang des Jahres gab der jemenitische Al Qaida Chef al Wahayshi einem einheimischen Journalisten ein Interview. Von diesem Treffen existiert nur ein einziges Foto das den Reporter und den Dschihadi vor der ISI-Flagge zeigt.
Aserbaidschan
Vergeltung vom Nil bis zum Kaukasus (?)
International wenig beachtet spielt sich im Nahen Osten eine diplomatische Krise ab, die ein Theater offenbart das sich zwischen Geheimdiensten, kulturellen und politischen Allianzen abspielt. Hauptakteure sind Hisbollah und die iranische Führung auf der einen, der ägyptische Staat, israelische und amerikanische Politik auf der anderen Seite. Anfang April nahm das Spiel seinen Lauf, als die ägyptischen Behörden mitteilten man habe eine Terrorzelle der Hisbollah auf der Sinai-Halbinsel gesprengt. Die mehr als 30köpfige Gruppe sei damit beauftragt worden Orte für mögliche Anschläge auf israelische Staatsbürger in Ägypten auszukundschaften. Aus Beirut folgte sofort das Dementi, es gäbe keine Pläne für Terroranschläge am Nil, es seien normale Verbindungsleute der Hisbollah festgenommen worden, keine geheimen Agenten. Ägyptens Präsident Mubarak reagierte verärgert und drohte man werde keinerlei terroristische Aktivität dulden und auf Anschläge werde Vergeltung folgen. Vergeltung, darum soll es der Hisbollah gegangen sein als sie ihre Männer nach Ägypten entsandte. Ihr Auftrag sollte angeblich eine Racheaktion für die Ermordung des Hisbollah-Chefplaners Mughniyeh gewesen sein, den der Mossad im Frühjahr 2008 in Damaskus tötete. Im Streit zwischen Ägypten und der libanesischen “Partei Gottes” ging es letztendlich um mehr als nur um die unschöne Tatsache dass hochprofessionelle Terroristen im Staate Mubarak aktiv sind und israelisches Leben bedrohen. Auf gar keinen Fall wollte Ägypten als arabischer Vorreiter und populationsmäßiger Riese in der sunnitischen Welt Opfer einer Terrorkampagne werden deren Fäden in Teheran gezogen werden. Hinter der Hisbollah steckt der Iran, daran hat kaum ein Araber Zweifel. Der Widerstand der libanesischen Gotteskrieger gegen die verhassten Israelis wird von einer Mehrheit der arabischen Bevölkerung von Marokko bis Damaskus, und sogar deren Führern unterstützt, Sheikh Hassan Nasrallah stieg im Ansehen der Muslime weltweit nach dem erfolgreichen Kampf gegen die Invasion Israels 2006. Womit sich aber nur wenige abfinden können ist die Tatsache dass Hisbollah weniger eine arabische, mehr aber eine schiitische und persisch kontrollierte Organisation ist. Vom Mullahstaat aus kommen Geld und Waffen, damit auch Befehle und Richtlinien, Nasrallah folgt den Anweisungen aus Teheran, schiitische Söldner der Iraner, so sagen böse Zungen, hätten den Libanon als Geisel genommen, politisch wie militärisch. Seit dem Irakkrieg und dem dort köchelnden und immer wieder aufflammenden Bürgerkrieges zwischen den ethnischen Parteien, droht sich ein Flächenbrand auf die gesamte islamische Welt auszubreiten. Schiismus gegen den sunnitisch, arabischgeprägten Islam, so sieht der neue “Kalte Krieg” von Nordafrika bis Südostasien aus. Jahrhunderte nach der konfessionellen Spaltung bilden sich neue Fronten aus alten Konflikten und die Spirale von Gewalt, Rache und Vergeltung beginnt wieder. Diesmal jedoch mit weltpolitischen Strategien, mit Ländergrenzen, Geheimdiensten und neuen Mitspielern. Ägypten sieht sich zusammen mit dem saudischen Königreich als eine Front in dieser Auseinandersetzung, man möchte die arabische Welt vereinen gegen den aufstrebenden, immer stärker werdenden Iran. Auf der anderen Seite strebt die iranische Großmacht nach der ultimativen Waffe, möchte als Globalplayer ernst genommen werden, die politische Führung um Ahmadinejad reizt nicht nur die USA mit provokanten Aussagen, und ganz allgemein arbeitet man an der Expansion der Khomeini-Revolution. Dank der Beseitigung Saddam Husseins, bietet sich der chaotische Irak wie ein Lamm auf der Schlachtbank den iranischen Mullahs auf dem Silbertablett, der Libanon mit seiner schiitischen Mehrheit droht zu einer Art iranischen Kolonie zu werden und insgesamt fürchtet man in den arabischen Staaten einen zunehmenden schiitischen Einfluss. Diesen zu bekämpfen und sich gegen ihn zu wappnen schließt für einige Staaten, vor allem Ägypten, nicht aus sich mit historischen Erzfeinden wie Israel einzulassen. Nur enger israelischer-ägyptischer Zusammenarbeit ist es zu verdanken dass es Mubaraks Sicherheitskräften gelang die Hisbollah-Truppe ausfindig zu machen, die im Sinai bereits Einheimische angeworben hatte. Die nächste Runde in diesem Diplomatiekrieg, in dem niemand irgendetwas zugeben oder offen aussprechen will, findet weit entfernt vom Nil statt, zwischen Kaukasus und Kaspischem Meer. Behörden in Aserbaidschan verhafteten im Mai 2008 mehrere Männer die beschuldigt wurden für ausländische Kräfte zu arbeiten und Anschläge im Land zu planen. Genaue Informationen hatte man wohl nicht, denn einige kamen sehr schnell wieder aus der Haft und verließen daraufhin Aserbaidschan in Richtung Iran, Türkei und Libanon. Einige kehrten zurück, bildeten zwei Terrorzellen die in der Hauptstadt Baku besonders das Botschaftsviertel ins Auge gefasst hatten. Am 27.Mai 2009 begann der Prozess gegen zwei Libanesen und vier Aserbaidschaner denen vorgeworfen wird für Hisbollah zu Anschläge geplant zu haben. Israels Vertretung in Aserbaidschan befindet sich in einem Buisness-Tower in Baku, zusammen mit verschiedenen anderen Botschaften, nahe einer militärischen Radarstation. Dort sollten laut der vermeintlichen Pläne der Zelle mehrere Autobomben zur Explosion gebracht werden, alles Teil einer weltweiten Rache-Kampagne für die Mughniyeh-Ermordung. Ali Karaki und Ali Najemeddin, zwei libanesische Staatsbürger seien von der iranischen Revolutionsgarde über die iranisch-aserbaidschanische Grenze geschleust worden um in Baku Kontaktmänner anzuwerben. Vier schiitische Aserbaidschaner hätten als Unterstützer Informationen, Sprengstoff und Fahrzeuge für Hisbollah besorgt. Bis zum 10.Juni soll das Gericht entschieden haben was mit den Angeklagten geschehen soll. Von der Hisbollah kam bislang kein Statement zum Status der Festgenommenen oder der Anschuldigungen.
Pakistan
Ein Gesicht der neuen Taliban-Generation
Osama Bin Laden, Ayman al Zawahiri, Mullah Omar - fallen diese Namen wissen die meisten um wen es sich in etwa handelt. Sie sind die international meist gesuchten Terroristen, die Gesichter des islamistischen Terrors im neuen Jahrtausend. Ihre amerikanischen Jäger zweifeln im achten Jahr nach 9/11 nicht mehr daran dass sich die drei hochkarätigsten Terrorführer in Pakistan aufhalten, eventuell in den unkontrollierten Stammesgebieten an der afghanischen Grenze, vielleicht in den Metropolen Quetta oder Peshawar oder in den Slums von Karachi. Fest steht: Sie halten sich nicht mehr in Afghanistan auf, Pakistan ist zu einem “Safehaven” für Dschihadis geworden. Anders aber als für die NATO-Truppen im Nachbarland und Amerika ganz allgemein stellen diese Männer keine reale Bedrohung für den pakistanischen Staat dar. Ihre Aktionen haben globalen Charakter, ihre Ambitionen kennen keine Ländergrenzen, sie schließen Allianzen und Bündnisse, solange es ihren Interessen dient. Gefährlich für Pakistans Führung werden andere Personen, die außerhalb des Landes kaum jemandem bekannt sind. Diese inner-pakistanische Liste der Top-Terroristen wird immer länger, seit Jahren wächst die Zahl der pakistanischen Taliban-Gruppierungen, ihre Netzwerke wechseln ständig Namen, junge, charismatische Führer rufen immer neue Kampfgruppen ins Leben, radikalere Islamisten übernehmen die Befehle über Terrorcamps oder ganze Distrikte. Nach der Offensive im Swat-Tal stand fest dass der Terror inzwischen 100%ig pakistanisch ist, junge Männer aus den Armenvierteln Islamabads, aus den Dörfern Waziristans werden in Madrassas entsandt, erhalten ihre islamistische Gehirnwäsche und werden in den Trainingslagern zu Suizidbombern. Dabei haben die Taliban die ursprünglichen Methoden und Taktiken der Al Qaida übernommen, eine neue, gefährlichere Generation der Koranschüler ist im Begriff den Terrorismus zu reformieren. Fida Ullah gehört zweifellos zu jener Taliban-Generation. Pakistanische Sicherheitskräfte verhafteten den auch als “Abdul Rahman, Sohn von Fazl Hadi” bekannten Kommandeur der “Tehrik e-Taliban” am 27.Mai 2009 zusammen mit einem ehemaligen Abgeordneten aus den Stammesgebieten. Ihm wird vorgeworfen ein Selbstmordattentäter-Camp geleitet zu haben und direkt verantwortlich zu sein für große Anschläge in Islamabad (04.April 2009, acht Paramilitärs getötet/ 23.März 2009 Anschlag auf Basis der Spezialkräfte der Polizei). Insider nennen Fida Ullah einen der Top-Kommandeure von Baitullah Mehsud. Nach seinem Vorschlag entsandte die “Tehrik e-Taliban” 20 Selbstmordattentäter in die pakistanische Hauptstadt um spektakuläre Operationen auszuüben. Erst im Sommer 2007 verhaftete man den jungen, bärtigen Pakistani während des Aufstandes rund um die Rote Moschee von Islamabad, später entließ man ihn mit anderen Aufständischen. Im Gedenken an den während der Auseinandersetzungen um die Moschee getöteten Predigers Ghazi Abdul Rashid, baute Fida Ullah im Hangu-Distrikt der Stammesgebiete die “Ghazi-Einheit” auf, deren Basiscamp inzwischen zur “Tehrik e-Taliban” gehört. Ullah, geboren in Buner, schloss eine Madrassa-Ausbildung ab und gelangte im Zuge eines religiösen Seminars nach Islamabad wo er sich Maulana Abdullah Aziz und Ghazi Abdul Rashid anschloss. Laut der pakistanischen Polizei spielte er eine entscheidenden Rolle bei er Übernahme von Buner durch die Taliban im Frühjahr 2009. Seine Biografie ist beispielhaft für die Taliban-Bewegung der post-9/11 Zeit. Vertrieben und in ihren Strukturen aufgelöst gelang es den Koranschülern in den letzten Jahren in Pakistan eine Basis zu errichten, die das Ergebnis eines umfassendes ideologischen und politischen Kampfes ist. Islamistische Gruppierungen von Belutschistan bis Kashmir schmieden seit geraumer Zeit Bündnisse und Allianzen die vorher nicht denkbar erschienen. Geeint im Kampf gegen die proamerikanische Regierung von Islamabad, zunächst unter General Musharraf, jetzt unter der Administration Zardari, bildete sich ein mächtiges Netzwerk, in dem die einzelnen pakistanischen Warlords und Taliban-Anführer ihre Differenzen beiseite gelegt haben, und das zu einer geopolitischen Herausforderung nicht nur für Pakistan selbst sondern auch für die NATO und die Anrainerstaaten wird. Die neuen Köpfe dieser Taliban-Fürsten erscheinen kaum in internationalen Medien, ihre Namen stehen für einen chaotischen Nuklearstaat am Rande des politischen und gesellschaftlichen Zusammenbruchs.
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