Thursday, June 18, 2009

Jemen-Geiseln als "missionarische Kreuzritter" hingerichtet?


Die "Yemen Times" meldet heute die deutschen Entführten hätten sich telefonisch bei einer Krankenschwester im Hospital von Saada gemeldet. Dem Hilfruf sei zu entnehmen dass man in der Nähe eines Bauernhofes nördlich der Stadt von "drei bärtigen Männern" gekidnappt wurde.




Je mehr Details über die im Jemen verschleppten und die beiden inzwischen ermordeten Deutschen bekannt werden, umso klarer zeichnet sich das Bild einer bestimmten Personengruppe ab, die sich trotz jahrelanger Reisewarnungen in das ärmste arabische Land begeben haben.

Anita G.(25) und Rita S.(26) absolvierten im Jemen ein Praktikum als Teil ihrer dreijährigen Ausbildung an einer evangelikalen Bibel-Schule in Brake bei Lemgo. Beide junge Frauen galten im Familien- und Freundeskreis als strenggläubige Christinnen, traten für ihren protestantischen Glauben ein und legten einen gewissen diakonischen Geist an den Tag, der sie letztendlich wohl nicht mehr an die eigene Sicherheit denken ließ.
Sie reisten in den Jemen um den Menschen dort durch karikative Arbeit im medizinischen Bereich zu helfen.
Arbeitgeber war die niederländische “Worldwide Services” Organisation.


Vor fünf Jahren zog es Johannes H.und seine Ehefrau Sabine in das muslimische Land an der Südspitze der Arabischen Halbinsel. Der Bauingenieur aus Lauske bei Bautzen in Sachsen arbeitete zunächst für diverse Hilfprojekte, Sabine H. War Krankenschwester im Dschumhuri-Krankenhaus der Stadt Saada, einer durch schiitische Aufstände zerrüttete Unruhe-Region.

Ihre Kinder Lydia (4), Anna (3) und Simon (fast 1) wurden teilweise im Jemen geboren. Im Mai diesen Jahres besuchte die Familie das letzte Mal Angehörige im heimischen Sachsen, dorthin wollten sie im Jahr 2010 zurückkehren.
Interessant ist der Blick auf die Homepage der Organisation in der Johannes und Sabine H aktive Mitglieder waren. Hinter dem “WEC International” (Weltweiter Einsatz für Christus) verbirgt sich nichts anderes als eine karikative, baptistische Bewegung deren Ziel die Missionierung nicht-christlicher Völker ist.

„Zusammen mit der Gemeinde wollen wir für Weltmission motivieren und Mitarbeiter entsenden und unterstützen, damit Jesus Christus von bisher nicht evangelisierten Volksgruppen erkannt, geliebt und in der Gemeinde angebetet wird.“


So der genaue Wortlaut der Selbstbeschreibung von WEC. In ihrer Heimat galt die Familie schon vor ihrem Umzug in den Jemen als gläubig, für den Glauben engagiert und diakonisch aktiv. Nachbarn beschreiben das Paar als liebenswerte, äußert hilfsbereite Personen die ihr Leben komplett der Botschaft Christi gewidmet haben.

Vier Personen deren evangelikal-christliche Überzeugung sicher ausschlaggegend war in ein arabisches Land zu gehen in denen die Lehren der Bibel im wesentlichen abgelehnt zumindest aber nicht weit verbreitet sind. Der Jemen, als ärmstes Mitglied der arabischen Staaten bietet für die ambitionierten freikirchlichen und evangelikalen
Erweckungsbewegungen einen idealen Grund um dort den humanitären Einsatz durch medizinische, infrastrukturelle und pädagogische Projekte mit der christlichen Botschaft zu verbinden. Nichts anderes als missionarisches Bestreben die arabischen Völker an Jesus Christus heranzuführen und im Zuge einer weltweiten Kampagne einen Fuß in das Herz der islamischen Welt zu bekommen. Nördlich des Jemen, im saudischen Königreich ist keinerlei christliche Tätigkeit erlaubt, es ist illegal mit einer Bibel oder christlichen Symbolen als Schmuck oder auf der Kleidung einzureisen, Kirchenbau ist genauso wenig erlaubt wie christliche Gottesdienste und das Werbung für eine andere Religion außer den wahhabitischen Islam.
Anders sieht es im Jemen aus. Regiert durch ein nationalistisches Regime von Präsident Saleh ist die fundamentalistische Koraninterpretation nicht die herrschende Kraft wie im Afghanistan der Taliban oder dem Saudi-Arabien der Sauds.
Sollten die deutschen Geiseln in die Hände der Al Qaida gelangt sein, ob nun durch sie entführt, an sie verkauft oder weitergegeben, besteht höchste Lebensgefahr. Ihre missionarische Tätigkeit bedeutet aus der Sicht der ultraorthodoxen Islamisten das Todesurteil. Islamistische Internetforen diskutieren derweil ob die Ermordung von weiblichen Geiseln nach Sharia-Recht überhaupt erlaubt ist. Der Prophet verschonte in seinen Kriegen Frauen und Kinder, sogar Mönche und Priester wurden am Leben gelassen. Modernere Gotteskrieger interpretieren die Gesetze des Koran und der Sunnah teilweise jedoch derart radikal dass eine Tötung von Frauen alleine schon durch ihre Funktion als Wählerin in ihren Heimatländern gerechtfertigt erscheint. Christliche Fundamentalisten entführt zu haben würde für Al Qaida nur noch einen zusätzlichen Grund für eine Machtdemonstration liefern. Im “Land der heiligen Stätten” (Arabische Halbinsel) soll, so will es die Überlieferung durch die prophetischen Aussagen und Koranverse, “keine zwei Religionen geben”. Schon die bloße Zugehörigkeit zu einer anderen Glaubensrichtung wäre demnach geradezu eine Aufforderung an die selbsternannten Krieger des Islam zum Schwert bzw der Kalaschnikow zu greifen.

Die Al Qaida-Theorie der Entführung im Jemen wird aus meiner Sicht immer wahrscheinlich, Bekennerschreiben liegen aber weiter nicht vor.

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