Saturday, June 13, 2009

Der Muster-Dschihadist


Als im Oktober 2004 zum ersten Mal ein vermummter Islamist in Al Qaida Videobotschaft auftauchte, der in englischer Sprache mit amerikanischem Akzent den Ungläubigen mit dem Heiligen Krieg drohte, rätselten Sicherheitskräfte wer sich hinter der schwarzen Maskierung und der Lesebrille verbirgt.
Erste Vermutungen bestätigten schließlich dass es um den amerikanischen Staatsbürger Adam Yahye Gadahn handelt, einen aus Kalifornien stammenden Sohn jüdischer Eltern. Geboren in Oregon wuchs Gadahn mit seiner Familie auf deren Ziegenfarm im kalifornischen Süden auf. Im Alter von 16 Jahren verließ der begeisterte Hardrock-Musiker das Elternhaus und zog in den West Floral Park bei Santa Ana, wo er einen Job als Computerfachmann fand. Unglücklich mit seiner Lebenssituation beschäftigte sich Gadahn zunächst mit dem Evangelikalen Christentum als Anleitung und Richtlinie im Leben, schnell aber lehnte er den christlichen Glauben ab, begann 1995 regelmäßig das Zentrum “Islamic Society of Orange County” zu besuchen. Junge Fundamentalisten die Gadahn dort traf überzeugten ihn schließlich den Islam anzunehmen. Nach einem gewaltsamen Angriff auf einen aus ihrer Sicht zu moderaten Islamlehrer, verbüßten einige Mitglieder der kleinen extremistischen Studentengruppe, inklusive Adam Gadahn zwei Jahre in einem kalifornischen Gefängnis.
1998 machte sich der junge Konvertit im Alter von 20 Jahren auf eine Reise nach Pakistan, von der er nicht wieder in die USA zurückkehren sollte. Gadahn heiratete eine Afghanen die in Pakistan als Flüchtling lebte, hielt weiterhin über Telefon und Internet Kontakt zu seiner Familie in den Vereinigten Staaten. Von dieser Zeit an fand der ehrgeizige Neu-Muslim seinen Weg in die Ränge der Al Qaida. Seit 2003 soll Gadahn zum Planungszirkel des Terrornetzwerkes gehören und regelmäßig konsultiert werden falls es Operationspläne für westliche Länder und Ziele gibt. Ein Gericht in Kalifornien verurteilte Gadahn im Oktober 2006 in Abwesenheit wegen “Verrat wegen Unterstützung der Feinde Amerikas”, damit ist er der erste US-Bürger der seit 1956 aufgrund dieses Tatbestandes angeklagt wurde.
US-Behörden vermuten den Islamisten der sich “Abu Azzam al Amriki” nennt, in Pakistan. Wahrscheinlich ist sein Aufenthaltsort eine eher urbane Gegend, etwa Quetta, vielleicht sogar Peshawar, Islamabad oder Karachi.
Regelmäßig erscheint der langbärtige Al Qaida Propagandist in Videoproduktionen der As Sahab, predigt meist in Englisch und sticht besonders durch seine Rhetorik und präzise Sprache heraus.




Jüngst meldete sich Adam Yahiye Gadahn heute in einem Propagandavideo mit dem Titel “Lasst uns den Dschihad und die Aufopferung fortsetzen”. Erstmals trägt Abu Azzam darin seine Predigt komplett auf Arabisch vor, begleitet von englischen Untertiteln. Immer noch mit leichtem Akzent, aber durchaus professionellen Arabisch-Kenntnissen liest er unverhüllt einen Text ab der im Besonderen an die Menschen in Gaza gerichtet ist. Durch den klaren Bezug auf die israelische Offensive zum Jahreswechsel 2008/09 und die Obama-Rede in Türkei im April diesen Jahres lässt sich vermuten dass die Aufnahme schon älter ist. Gadahn fordert darin die Muslime in den arabischen Staaten auf, ihre Regime zu stürzen, den Dschihad fortzusetzen und erläutert die religiöse Pflicht zur Befreiung Palästinas von den “verbrecherischen Zionisten”. Zudem greift der ehemalige US-Bürger den Präsidenten direkt an, seine Reden seien gemacht um die Muslime vom Weg des Dschihad abzuleiten und zu besänftigen. Dabei seien seine Worte nichts anderes als die Worte von Bush, nur in einer “süßeren Sprache” verpackt. Obama vergieße durch seine Zustimmung zum Gaza-Krieg Israels, durch die Bombardierung der pakistanischen Stammesgebiete und durch die Entsendung von mehr US-Truppen nach Afghanistan, nur weiteres Blut von Muslimen. Außerdem wolle er die “Judaisierung von Palästina”, und verhindere deshalb nicht den israelischen Siedlungsbau.
Benjamin Netanyahu, Israel´s neuem Premierminister wirft Gadahn vor, ein Lügner zu sein, der schon immer das eine gesagt, aber etwas anderes getan hätte.

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