Saturday, June 27, 2009

UPDATE zu deutschen Jemen-Geiseln


Vor zwei Wochen entführten Unbekannte nördlich der jemenitischen Provinzstadt Saada zwei deutsche Studentinnen, eine südkoreanische Lehrerin, einen britischen Ingenieur und eine fünfköpfige Familie aus Sachsen. Anita Grünwald und Rita Stumpp, zwei christlich ambitionierte Helferinnen der niederländischen "Worldwide Services" Organisation und potentielle Absolventinnen der Bibelschule Brake sowie die 34jährige Lehrerin Young-Sun Iung wurden wenige Tage später tot gefunden. 
Trotz teils widersprüchlicher Nachrichten aus dem Jemen ist der Verbleib der deutschen Familie weiterhin unklar, erste Hinweise auf mutmaßliche schiitische Kidnapper und ein schnelles Ende der Entführung erwiesen sich als falsch.

Nun sickern immer mehr Details über den Hergang des Kidnappings und den Morden durch. Jemenitische Quellen gehen von folgendem Szenario aus:

Freitag, 12.Juni 2009: 

An diesem Tag besuchte die Gruppe, bestehend aus den Deutschen und der Südkoreanerin, ein altes Bauerngehöft in Ghuraz, wenige Kilometer nördlich von Saada.
Gegen Nachmittag sei ein kurzer Anruf bei einer Krankenschwester im Hospital von Saada eingegangen. Hektisch und ängstlich hätte eine der deutschen Helferinnen ihrer jemenitischen Kollegin gesagt sie würden von "Fremden bedrängt", es seien drei bärtige, bewaffnete Männer mit einem Geländewagen angerast gekommen.
Augenzeugen berichten von einem schwarzen Suzuki Grand Vitara, die Reisegruppe hingegen sei mit einem vierradgetriebenen Toyota unterwegs gewesen. 


Montag, 15.Juni 2009:

Jemenitische Hirten finden im Madar Tal nahe dem Ort Al Nashour die Leichen dreier Frauen - es sind die beiden deutschen Studentinnen und die Südkoreanerin. Die deutsche Familie und der Brite werden weiter vermisst. 

Mittlerweile gehen die jemenitischen Behörden davon aus dass die Entführer die gekidnappte Gruppe sofort aufteilte und mit zwei Fahrzeugen in die kargen Berge nördlich von Ghuraz fuhren. Drei weibliche Geiseln seien dann bei Al Nashour durch Kopfschüsse hingerichtet worden, eine Obduktion ergab dass Anita G. und Rita S. jeweils zwei Einschüsse im Kopf hatten, keine am sonstigen Körper. Ihre Hinrichtung fand wohl noch am Tag der Entführung oder tags darauf statt. Al Nashour ist nur 30 Fahrminuten vom Reiseziel der Ausländer Ghuraz entfernt, der Ort an dem man die Leichname fand liegt unter einem Kilometer entfernt von einer jemenitischen Militär-Basis. Ein Anzeichen dafür dass die Mörder wollten dass man die Deutschen und die Koreanerin findet. 
Tatsächlich befindet sich auch das Einflussgebiet der Houthi-Rebellen in der Nähe des Fundortes, die schiitischen Aufständigen wiesen jedoch jede Verantwortung von sich. Beide Fahrzeuge, der Toyota der Geiseln und der Suzuku der Entführer tauchten bisher nicht auf. 

Von der Führung der schiitischen Stämme im Nord-Jemen heißt es amerikanische Drohnen seien seit Tagen am Himmel zu sehen, die Armee plane eine weiterer Großoffensive in der Region. Möglich wäre dass die Houthi-Rebellen deshalb die Geiseln als Druckmittel nutzen wollen um die Regierung zu einem Rückzug zu bewegen. 

Bis jetzt kann die Al Qaida Theorie nicht verworfen werden. Auch wenn von der Organisation jüngst nur ein Propagandavideo mit den Statements der Selbstmordattentäter im Internet auftauchte, die im Frühjahr zwei Anschläge auf südkoreanische Touristen verübten, ist es möglich dass eine Botschaft der Islamisten in den kommenden Tagen erscheint. Im Grenzgebiet zwischen Saudi-Arabien und dem Jemen herrscht ein sicherheitspolitisches Chaos, weder Polizei noch Militär haben hier Kontrolle über die rebellierenden Schiiten-Klans, die hier eingesickerten Al Qaida Kämpfer und lokale wahhabitische Gruppierungen.
Dass man die deutschen Bibel-Studentinnen und ihre südkoreanische Mitreisende durch Kopfschüsse hinrichtete widerlegt die These die drei Frauen seien bei einer versuchten Flucht oder beim Widerstand gegen ihre Entführer im Affekt erschossen worden. Sie wurden ermordet um ein Zeichen zu setzen und eventuell die Gruppe der Geiseln zu verkleinern, was die Bewegungsfreiheit der Entführer deutlich erhöht.

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