Monday, April 5, 2010

Video zeigt US-Angriff auf Zivilisten und Mord an Reuters-Kameramann


N
amir Noor-Eldeen, ein 22jähriger irakischer Fotograf der Nachrichtenagentur Reuters, starb am 12.Juli 2007 in Bagdad. Die Umstände seines Todes wurden nie geklärt, das Gerücht er sei Opfer eines US-Luftangriffes geworden hielt sich jedoch seit Jahren hartnäckig.
Noor-Eldeens Arbeitgeber drängte das Pentagon auf die Herausgabe eines Videos, aufgenommen aus einem Apache-Kampfhubschrauber, der zum Zeitpunkt des Todes Noor-Eldeens über jenem Viertel in Bagdad kreiste und Jagd gemacht hatte auf Aufständige.


Das US-Verteidigungsministerium weigerte sich die Videoaufzeichnung herauszugeben und erklärte stattdessen beim Vorfall vom 12.Juli 2007 seien keine Zivilisten sondern bewaffnete Aufständische getötet worden.


Julian Assange ist es zu verdanken, dass mit einem erschütternden Videodokument knapp drei Jahre nach dem Tod des irakischen Fotografen, Licht ins Dunkle kommt. Assange ist Gründer und Inhaber von "Wikileaks" einer Webseite, die sich auf die Veröffentlichung geheimer Regierungs-und Militärdokumente spezialisiert hat. Immer wieder gelangten CIA-Berichte, geheime Analysen zur Einschätzungen von Politikern, Schurkenstaaten, Militärprogrammen und Top-Secret-Operationen in Assanges Hände.

Das Pentagon selbst schätzt "Wikileaks" inzwischen als Gefährdung der nationalen Sicherheit der USA ein, und möchte die Webseite am liebsten schließen lassen. Ein entsprechender, natürlich geheimer Report, fand in einer für die US-Regierung peinlichen Situation, seinen Weg zu "Wikileaks".




Heute nun rief Wikileaks in Washington Journalisten zusammen. Die durch Spenden finanzierte Internetseite sei im Besitz von Videomaterial, das den Mord an irakischen und afghanischen Zivilisten durch das US-Militär beweise. Eines dieser Videos wurde heute nun medienwirksam auf einer eigens erstellten Website veröffentlicht.
Es ist jenes Überwachungsvideo eines Apache-Kampfhubschraubers über Bagdad am 12.Juli 2007.

Zu sehen ist, wie eine offensichtlich unbewaffnete Gruppe irakischer Männer von den US-Piloten ins Visier genommen und schließlich getötet wird. In der Personengruppe, die der "Gunner" des Apache mit Kugeln durchsiebt und tötet, befindet sich neben Namir Noor-Eldeen, erkennbar mit seiner Kamera in der Hand, auch dessen Fahrer, Said Chmagh.
Noor-Eldeen starb offensichtlich bereits beim ersten 30mm-Kugelhagel aus dem Apache. Chmagh ist zunächst verwundet, schleppt sich blutend über den Asphalt in eine Einfahrt eines Hauses. Ein dunkler Transporter erscheint nach einiger Zeit um die Verletzten des Angriffs einzusammeln. Das Fahrzeug wird von den amerikanischen Hubschrauberpiloten ebenfalls als Ziel identifiziert und beschossen.

Beim Funkverkehr der Piloten ist zu hören dass die Menschengruppe als "feindliche Kämpfer" identifiziert wird. "Sechs Personen mit AK-47 und einer mit einer RPG (Panzerfaust)" seien in einer Kampfhandlung verwickelt. Keiner der Männer wirkt wie ein irakischer Aufständischer, auch Waffen sind nicht zu erkennen.
Die nach dem Luftangriff erscheinenden US-Bodentruppen entdecken in dem zerschossenen Minivan zwei verletzte Mädchen, die sich auf dem Beifahrersitz des Wagens befanden. Sie sollen zur medizinischen Versorgung in ein amerikanisches Militärcamp gebracht werden. Die Militärführung lehnt ab und sagt man solle sie in ein irakisches Krankenhaus in der Nähe bringen.


Mit dem von "Wikileaks" verbreiteten Video wird erstmals deutlich: Namir Noor-Eldeen und sein Fahrer wurden zusammen mit neun weiteren Zivilisten von einem amerikanischen Militärhubschrauber ermordet. Einzig die Kamera des Reuters-Fotografen hätte man für eine Waffe halten können, alles andere muss gewertet werden als eine unbewaffnete Gruppe irakischer Zivilisten.

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