Friday, December 18, 2009

Raketenhagel in Waziristan


Wie Raubvögel kreisen sie am Himmel, manchmal ganze Schwärme von ihnen. Ausgestattet mit Hochleistungskameras und Präzisionsbomben machen sie Jagd auf Taliban, al-Qaida & Co - die Drohnen-Flotte der CIA.


Gleich zweimal schlugen die Predators und Reaper in Nord-Waziristan in den vergangenen Tagen zu, diesmal in bislang ungekannter Härte.


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17.Dezember:

Der erste Luftschlag galt einem Auto, geparkt neben einem Gehöft nahe Datta Khel, außerhalb von Miramshah. Zwei Islamisten kamen ums Leben als die Rakete ihr Fahrzeug zerfetzte.

Mindestens fünf Drohnen attackierten wenig später die Dörfer Degan und Ambor Shaga. Insgesamt feuerten sie zehn Hellfire-Raketen in Häuser, Höhlenverstecke, selbstgegrabene Bunker und andere Autos. Ziel war diesmal anscheinend die Infrastruktur des Haqqani-Taliban-Netzwerkes, das die Region Nord-Waziristan faktisch beherrscht und enge Allianzen mit al-Qaida pflegt.
16 Personen starben bei der massiven Bombardierung durch die CIA-Drohnen, darunter sieben "Ausländer", eine Bezeichnung ide in der Regel al-Qaida Personal beschreibt. Unter den Toten soll sich nach Angaben pakistanischer Geheimdienstler auch Zuhaib al Sahibi, ein arabischer al-Qaida Kommandeur befinden.

18.Dezember:

Erneut trafen Raketen einer amerikanischen Drohne heute ein Haus in Nord-Waziristans Datta Khel Distrikt. Dabei starben mindestens drei Islamisten.

Pakistanische Medien indes 30km außerhalb der Ortschaft Miramshah habe es einen weiteren Drohnenangriff gegeben. Vier Raketen hätten dort bis zu 12 Menschen getötet, unter ihnen nach Angaben von Augenzeugen mehrere "Ausländer".

Die jüngste Offensive der unbemannten Kampfdrohnen deutet ganz darauf hin, dass man sich von Seiten der USA die Situation in der FATA Region Pakistans derzeit zu Nutze macht, möglichtst viel al-Qaida Fußvolk zu töten.
Viele Islamisten waren vor der Offensive der pakistanischen Armee in Süd-Waziristan weiter nach Norden geflohen, und finden beim Haqqani-Klan Unterschlupf. Dessen Zerstörung liegt in höchstem Maße im Interesse der USA.

Sirajuddin Haqqani, Spross einer legendären Familie islamistischer Widerstandskämpfer, führt das mehrere tausend Kämpfer starke Taliban-Netzwerk, dessen Einflussgebiet von Waziristan über die Grenze bis Ost-Afghanistan reicht. Über Kommandeure und lokale Befehlshaber kontrolliert Haqqani, der laut Angaben der US-Geheimdienste Mitglied des al-Qaida Führungsstabes sein soll, große Teile der AfPak Region und gilt als Risikofaktor in beiden Staaten.

Die USA wollen Islamabad dazu drängen nach Waziristan nun auch in Nord-Waziristan Anti-Terror-Operationen zu starten. Um dies vorzubereiten bomben die Predators der pakistanischen Armee seit Tagen bereits den Weg frei.
Wie sinnvoll eine weitere Militäroperation aus pakistanischer Sicht ist, bleibt fraglich. In Süd-Waziristan ließen die Islamisten mit wenigen Ausnahmen die Offensive der Armee ins Leere laufen. Sie wichen den Regierungssoldaten und ihren lokalen Verbündeten aus, zogen sich nach Nord-Waziristan oder über die Grenze nach Afghanistan zurück.

Pakistans Anti-Terror-Kampf in FATA droht zu einem endlosen Krieg gegen Geister zu werden. Die Guerilla-Taktik von Taliban und al-Qaida dürfte Erfolge zeigen falls sich die Pakistanis in eine Situation der Besetzung Waziristans drängen ließen. Alles andere würde Washington nicht honorarieren.

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