Friday, December 18, 2009

"Krieg" heißt die Lösung - die endlose Nacht von Kunduz


Ob Oberst Klein in der Nacht des 05.September bereits wusste, dass die Bomben, die im nordafghanischen Kunduz fielen, in Berlin für ein Erdbeben sorgen werden?


Angeblich mit "besten Wissen und Gewissen", so Verteidigungsminister Guttenberg, handelte der Militär als ihn die Meldung erreichte Taliban hätten zwei Tanklaster entführt und seien mit ihrer Beute in einem Flussbett stecken geblieben. Das traurige Ergebnis der militärischen Entscheidung, einen amerikanischen Jet die beiden Fahrzeuge - inklusive den umstehenden Personen- bombardieren zu lassen, ist mittlerweile bekannt.
Obwohl, so wirklich bekannt ist es immer noch nicht. Wie viele zivile Opfer forderte der Luftangriff? 70? 120? 149? 170? Starben Taliban-Führer? Waren gar alle Personen Sympathisanten, Helfers-Helfer oder Angehörige der Islamisten?
Die Nacht der Nächte von Kunduz wird demn„chst einen Untersuchungsausschuss besch„ftigen.
Noch bevor analysiert, untersucht, ausgesagt und entschieden wird, rollten Köpfe. Verteidigungsminister Jung, nach der Bundestagswahl Ende September zum Arbeitsminister degradiert, legte in Rekordzeit sein Amt nieder. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Schneiderhahn, und wurden gegangen.
Als dann durch das von BILD veröffentlichte Video des Luftangriffs bekannt wurde, dass die Bundeswehr anscheinend entschlossener und rücksichtsloser agierte, als bisher angenommen, kam der Fall erneut ins Rollen. Die politische Opferzahl droht zu steigen, während Bundeskanzlerin Merkel weiter schweigt und Parteipartner Karl Theodor zu Guttenberg verkünden lässt: es wird Blutgeld geben um Blutrache zu verhindern.
Talkshows von Anne Will bis Maybritt Illner und die gesamte Couleur der Tagespresse hat sich inzwischen zum Untersuchungsausschuss formiert. ™ffentlichkeitswirksam wird kommentiert, gerichtet, bewertet, beschwichtigt und gelogen.
Ist Oberst Klein ein schiesswütiger Rambo? War die Aussage, man habe verhindern wollen dass die Taliban aus den Tanklastern Autobomben basteln, gelogen? War die Entscheidung letztendlich eine Frage von ?Wenn dort unten Taliban-Führer sind, dann will ich sie kriegen??
Die Diskussion erhält nun einen ekelerregenden Charakter, eine Form, die es einer freien Demokratie und einer parlamentarischen Armee nicht würdig ist.
Fakt ist: zum ersten Mal seit dem 2.Weltkriegen starben auf Anordnung eines deutschen Milit„rs Zivilisten einer fremden Nation. Wie dringend dies Aufkläung, Erklärung, Entschuldigung und Konsequenzen bedarf, muss nicht betont werden.
All das wird es geben. Da wird Oberst Klein jedoch bereits Mörder sein, Kriegsverbrecher, abgestempelt von Presse, Pseudo-Experten, Intellektuellen und pazifistischen Utopisten.
Dabei hätte es so einfach sein können. Ein einziges Wort h„tte den Blickwinkel ver„ndert, h„tte die Diskussion in eine andere Richtung geführt, h„tte ihr vor allem einen ehrlicheren Charakter verliehen.
"Krieg" heißt dieses Zauberwort. Durch die Vermeidung dieses Begriffs stellt sich die Bundesregierung eine juristische Falle, in der sie sich selbst unweigerlich stoáen musste, bzw. gestoáen wurde. Deutschland führt keinen Krieg, sondern baut auf, schafft und sichert Frieden. Der Gegner schieát, bombt, tötet und wird getötet, aber Krieg sei es noch lange nicht. Aus Sicht der Truppe, deren Fahrzeuge von Kugeln durchsiebt, Panzerf„usten getroffen oder von Sprengfallen zerfetzt nach den Partouillen in die Lager zurückkehren, würde dies zu Gelächter führen. Wäre die Situation nicht todernst.
Die NATO führt in Afghanistan Krieg, alles andere ist Lüge, Wunschdenken, Träumerei und juristisches Geschwafel. Den Frieden den es im Zuge von ISAF zu sichern gilt, hat das Land am Hindukusch seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Groábritannien trauert um seinen 100.Soldaten, der seit Jahresbeginn in Afghanistan starb, die Zahl der Bombenanschläge erreicht die einstige Hochzeit des Irakkrieges, von den Opfern der Zivilbevölkerung ganz zu schweigen.
"Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges" - diese Weisheit ist allgemein gütig, allseits bekannt, überdauert Zeit und Ort. Wäre das Wort als Beschreibung des deutschen Afghanistan-Einsatzes schon vor Jahren gefallen, wärde Kunduz jetzt nicht zum Fallbeil der Vernunft in der deutschen Afghanistan-Politik.
Weil wir es nicht Krieg nennen, stirbt die Wahrheit auch nicht. Sie muss irgendwo sein, sie muss gesagt werden und sie wird verlangt. All das wird unmöglich für die Kunduz-Verantwortlichen wenn sie um einen Begriff eiern, der so schwammig wie unsinnig ist.
In Zeiten des Krieges sterben Menschen, der Feind genauso wie die eigenen Soldaten. Dieses eine Wort ändert vieles, nicht aber die Verantwortung und die Frage der Schuld.
Für den Oberst aber hätte es bedeutet, er entscheide in einem Kriegseinsatz, er kalkuliere das mögliche und schlimmstmögliche und hat Recht und Pflicht den Feind zu treffen, sollte es ihm möglich sein.
Was passiert jetzt, wo Krieg weiterhin Tabu ist, wo zwei Tanklaster Nazi-Rufe auslösen und von Kriegsverbrechen die Rede ist? Ein Soldat ist, egal welche Ideale ihm eine Partei aufdrückt, kein THW-Helfer in Uniform, kein NGO mit Waffe im Anschlag. Militärische Aufgaben lassen sich nur militäisch lösen. Dass dabei Menschen sterben, ist das Fundament dieses Handelns.
Jeder deutsche Soldat muss fürchten, beim Bet„tigen des Abzugs vor dem Staatsanwalt zu laden, als Verbrecher und M”rder abgestempelt zu werden. Selbst dann, wenn ihm die Taliban-Kugeln und Raketen um die Ohren fliegen und Kameraden in hinterhältigen Anschlägen sterben.
Es ist eine Schande, dass eine Regierung seine "Bürger in Uniform" in einen wahrhaftigen, mörderischen Guerilla-Krieg schickt, die Läufe ihrer Gewehre aber mit juristischen Phrasen verstopft und ihnen die Möglichkeit nicht nur der Reaktion sondern auch der Aktion zur Prävention, verwehrt.
US-Armee und britisches Militör töten seit Jahren, weil sie es in ihrer Situation müssen. Sie unternehmen Razzien, sie jagen und töten Taliban-Führer. Deutschland hat sich entschieden, dies nicht zu tun. Sie wollen in einem Wespennest sitzen in der Hoffnung, die Imagepflege durch das Nichtstun würde deutsches Leben retten.
Handlungen, die zweifelsfrei kriegerisch sind, müssen dabei zwangsläufig erscheinen wie "unangemessene" Brutalität, Willkür, Schießwütigkeit. Das Verständnis, nicht einmal die Akzeptanz, wäre in der deutschen Bevölkerung und auch Politik, schneller und umfassender Vorhanden, wäre Afghanistan aus dem Mund von Frau Merkel, Herrn Jung oder zu Guttenberg endlich das, was es ist: Krieg.

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