Sunday, March 1, 2009

Dschihad News III


Pakistan/Süd-Waziristan


Nadelstiche –der große Erfolg bleibt aus



Acht Tote, neun Verletzte – das ist die Bilanz des jüngsten Drohnenangriffs der USA im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet am 01.März 2009. Diesmal traf es Hebat Khan, ein kleines Dorf in der Sararogha Region von Süd-Waziristan. Erstmals in den Medien bekannt wurde dieser Teil der Stammesgebiet im Januar 2008 als bei einem massiven Angriff islamistischer Kämpfer ein Außenposten der pakistanischen Armee überrannt wurde. Die knapp 400 Mann starke Einheit aus afghanischen, pakistanischen und ausländischen Mujaheddin tötete sieben pakistanische Soldaten und nahm 15 weitere als Geiseln.

Rund um Sararogha liegen die Trainingslager von Baitullah Mehsud, Pakistans gefürchtetstem Taliban-Führer und Al Qaida Alliierten. Der medienscheue Hardliner hat jüngst seine Einflusszone in den Stammesgebieten durch Abmachungen mit rivalisierenden Kriegsfürsten vergrößert und sich zu einer gemeinsamen Allianz mit anderen Taliban-Kommandeuren zusammengeschlossen.

Ob der amerikanische Luftschlag letzten Sonntag Mehsud persönlich galt oder ob gezielt ausländische Islamisten die sich in der Region aufhalten getroffen werden sollten kann noch nicht gesagt werden. Definitiv befinden sich unter den Toten des Predator-Angriffs mindestens fünf sogenannte „foreign fighters“, vor allem Usbeken aber auch Araber sollen es gewesen sein. Sie alle befanden sich zur Zeit als die Hellfire-Raketen einschlugen in einem Gebäude außerhalb des Dorfes. Im Februar 2009 hatte die US Kampfdrohnen zum ersten Mal in Baitullah Mehsuds Herrschaftsgebiet zugeschlagen, anscheinend versucht man von Seiten des Pentagons den Job zu übernehmen den man die Jahre zuvor dem pakistanischen Militär überlassen hatte.


Ägypten


Vorzeichen am Nil?




1,5kg war sie schwer, das meiste davon Metallsplitter und Nägel als Ummantelung für den explosiven Kern aus Schwarzpulver.

Die Bombe war verhältnismäßig klein, ihre Wirkung trotzdem tödlich. Eine 17 Jahre alte Französin starb an den Verletzungen, sie war mit ihren Klassenkameraden kaum 2m vom Sprengsatz entfernt gewesen als dieser zwischen Tischen und Stühlen am beliebten Touristenbazar Khan el Khalili explodierte. Mehrere ausländische Touristen kamen mit Verletzungen davon, darunter auch ein Deutscher.

Es war das erste Mal seit fast zwei Jahren dass Kairo wieder Schauplatz eines Anschlages wurde und diesmal traf es deutlich mehr Touristen als in den Jahren zuvor. Ägyptische Behörden teilten schon kurz nach dem Attentat mit es sei kein Werk des Al Qaida Netzwerkes sondern eine kleine islamistische Zelle bestehend aus mehreren Männern und auch Frauen sei verantwortlich, die auch gleich schon verhaftet und verhört wurden.

In Ägypten selbst spekuliert man allerdings dass der relativ glimpflich verlaufende Anschlag von Mubaraks Geheimdienst ausgeführt worden sein könnte, denn der ägyptische Präsident könne im Moment eine derartige Situation gebrauchen um ein umstrittenes Anti-Terror-Gesetz zu verabschieden das den Sicherheitskräften weitere Vollmachten verleihen soll.

Niemand befürchtet dass die ägyptische Tourismusbranche ernsthaft Schaden durch diesen Mini-Anschlag erleiden könnte. Ausländische Gäste sind die Lebensader der arabischen Supermacht und besonders der Millionenmetropole Kairo. Wie weit die islamistische Szene im Untergrund aktiv ist und tatsächlich eine neue Terrorwelle wie in den 1990er Jahren starten könnte lässt sich aus diesem Ereignis jedenfalls nicht ablesen. Ohne Zweifel gewinnen durch den Irakkrieg, besonders durch Gaza und durch die allgemeine politische Lage im Land, die radikalen, gewaltbereiten Elemente der Muslimbruderschaft und die letzten Kräfte des ägyptischen Al Dschihad an neuer Stärke.

Mubaraks Geheimdienste halten den Staat am Nil aber noch zu fest im Griff als dass man wirklich von einer imminenten islamistischen Gefahr ausgehen kann. Spontane, von Hinterhofpredigern oder sogar nur von Fernsehsendern angeheizte Stimmungsausbrüche fanden häufig in den letzten Jahren statt, Wut und Frustration junger Ägypter entlieht sich, oft gegen Ausländer, häufig aber auch gegen ägyptische Christen und andere Minderheiten sowie Immigranten.

Die Lage bleibt spannend, von Kairo bis Sinai findet der Fundamentalismus ein gewaltiges Potential.

Somalia


„…ihr werdet unsere Hölle erleben!“





Nur einen Tag nachdem 34 Minister als Teil der neuen somalischen Regierung unter Führung von Präsident Sharif vereidigt wurden, schlugen die Islamisten der oppositionellen Rebellenbewegung der Shabaab in Somalias Hauptstadt Mogadischu zu. Ziel des Doppel-Selbstmordanschlags am 22.Februar 2009 waren burundische AU (African Union)-Truppen die im Zuge der Friedensmission der UN in Somalia stationiert wurden. 11 Soldaten rissen die beiden Attentäter bei den Angriffen mit in den Tod, 15 weitere wurden verletzt. Wenige Stunden später bekannten sich über ihren offiziellen Sprecher Abu Mansur die Shabaab-Milizen zu den „Märtyreroperationen“ in der Hauptstadt. „Geht nach Hause oder ihr werdet unsere Hölle erleben!“, so der Islamisten-Sprecher gegenüber Reportern am Telefon.

Schon zum zweiten Mal seit Februarbeginn attackierten die Shabaab ausländische UN-Truppen, die mit einem 3,500 Mann starken Kontingent in Mogadischu stationiert sind. Ziel diesmal war die Militärbasis der Burundis im Südosten der Stadt. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich mit einem Sprengstoffgürtel im Camp selbst in die Luft, ein weiterer detonierte sich mit einer Autobombe. Im Internet veröffentlichten die „Shabelle Mediennetzwerke“, der mediale Flügel der Shabaab-Islamisten Fotos der Attentäter und ein Bekennerschreiben.










Kuwait


Im Schatten der Öltürme


Obaid Mubarak, Abdullah Mustafa, Saleh Suleiman, Khalid Ibrahim, Hassan Al Shaan, Ahmed Al Farhud, Osama Al Shahri, Walid Ali – diese Namen beschäftigen derzeit die Sicherheitsbehörden in den Ölemiraten und Königreichen am arabischen Golf. Die kuwaitische Tageszeitung Al Shahid berichtete am 27.Februar 2009 dass die Staatssicherheitsorgane des Emirats einen Mann festgenommen hätten, der als Mitglied und Gründer einer neuen islamistischen Terrorgruppe identifiziert wurde, und bei den Verhören eben jene Namen von Gruppenmitgliedern nannte.

Fünf Kuwaitis, zwei lokale Beduinen, ein Araber aus einem nicht genannten Golfstaat und ein Iraker seien die Gründer der „New Jihad Group“. Laut Aussage des festgenommenen Islamisten arbeite die Gruppe als eine Art Agentur oder Rekrutierungsbüro für Al Qaida. Ihre Aufgabe sei es Araber in den Golfstaaten zu rekrutieren und Zellen aufzubauen, außerdem seien sie verantwortlich dafür Freiwillige auszuwählen die dann in kleinen Gruppen nach Afghanistan und Pakistan geschleust werden um dort ausgebildet zu werden oder direkt am Kampf gegen die westlichen Besatzungstruppen teilzunehmen. Erst im Spätsommer 2008 habe die „New Jihad Group“ 21 Beduinen aus Kuwait rekrutiert und in Richtung Afghanistan geschickt. Gefälschte Pässe seien der Grund weshalb die Mitglieder des Netzwerkes ungehindert zwischen den arabischen Staaten hin- und herreisen und letztendlich auch die Reise ins pakistanisch-afghanische Grenzegebiet meistern können.



Internet


Goethe, Schiller, Zarqawi – Deutsch über den Tod hinaus




Mit erstaunlicher Häufigkeit erscheinen mittlerweile auf islamistischen Websites Videos, Audiodateien und Texte in deutscher Sprache. Die seit Anfang des Jahres erscheinenden As Sahab Videos von „Abu Talha dem Deutschen“ zeigen dass es inzwischen in den Reihen der Al Qaida eine nicht zu unterschätzende Zahl deutscher Staatsbürger und sogar deutscher Konvertiten befinden.

Nicht nur neues Videomaterial auf denen deutschsprachige Islamisten zu sehen sind, sondern auch neu bearbeitetes, älteres Material veröffentlichen Dschihadis seit einigen Monaten immer häufiger. Warum die Übersetzungen von teilweise monate- oder sogar jahrealten Videos gerade jetzt stattfindet kann unterschiedliche Gründe haben. Anscheinend hat die islamistische Propaganda in der BRD einige Früchte getragen die Al Qaida & Co. veranlassen nun verstärkt deutsche Muslime zu rekrutieren. Ganz nebenbei kann man so einem breiteren deutschen Publikum die gewünschten Botschaften übermitteln, da die Drohvideos meistens sehr rasch von den Medien aufgenommen werden.

Jüngste Beispiele für den verstärkten Gebrauch deutscher Untertitel in Dschihad-Videos sind die bearbeiteten Versionen zweier Zarqawi-Videos aus dem Jahre 2004. Sowohl das Video welches Nicholas Berg, die erste westliche Geisel die im Irak vom Führer der Al Qaida im Zweistromland Abu Mussab al Zarqawi im Mai 2004 vor laufender Kamera getötet wurde, zeigt, als auch die die Aufnahmen von Eugene Armstrong, der am 20.September 2004 ebenfalls von al Zarqawi geköpft wurde, erschienen heute als neu aufgelegte Versionen mit englischem und deutschem Untertitel. Produziert wurden beide vom „Al Ansar Medien Battallion“, einem Zusammenschluss Informatikbegeisterter Internet-Dschihadis die sich auf die Übersetzung und Bearbeitung von Islamistenvideos spezialisiert haben und eine feste Größe in der Internetszene darstellen.

(ein ausführlicher Bericht zur Entwicklung der Dschihad-Videos folgt in Kürze)




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