Tuesday, September 8, 2009

Tödlicher Hinterhalt in Kunar


Während der deutsche Bundestag über Sinn und Unsinn des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr diskutiert und der blutige Konflikt zu einer wahlkampfpolitischen Farce verkommt, sterben am Hindukusch weiter NATO-Soldaten.
Gestern erst kam der 20.niederländische Soldat ums Leben.


Vor wenigen Minuten dann die Meldung über einen fatalen Hinterhalt in der östlichen Provinz Kunar. Eine Einheit von US-Marines, unterstützt durch afghanische Soldaten, wurde bei einer Patrouille angegriffen, die siebenstündigen Gefechte seien noch im Gange. Vier amerikanische Soldaten und bis zu zehn afghanische Kameraden wurden bereits getötet, drei weitere Amerikaner und 17 afghanische Militärs wurden verletzt.

In einem Internet-Statement der Taliban heißt es, die Kämpfe im Sarkano-Distrikt der Provinz Kunar seien am Morgen gestartet und hielten noch an. Durch die den dichten Wald sei es den Amerikanern nicht möglich mit ihrer Luftwaffe gegen die "Gotteskrieger" vorzugehen.

Kunar ist seit 2003 das gefährlichste Pflaster für die NATO. Das US-Militär hat in den steilen Hängen der von tiefen Tälern und dichtem Nadelwald bewachsenen Grenzprovinz zu Afghanistan mehrere kleine Außenposten errichtet. Regelmäßig kommen die Beobachtungsposten unter Beschuss von den Taliban. Kaum eine Patrouille verläuft ohne Feindkontakt, zwei Chinook-Transporthubschrauber und mehrere Mitglieder der Spezialeinheit Navy Seals verlor die US-Armee hier im Laufe der letzten Jahre.
Was Kunar so gefährlich macht ist zum einen das Terrain, die kleinen, verstreuten Dörfer, vollkommen abgeschnitten von der Außenwelt, bestimmt von einer Stammeskultur die Kooperation mit den US-Besatzern ausschließt. Entscheidend negativ für den Sicherheitsfaktor der dort stationierten Truppen wirkt sich die Nähe zu Pakistan aus. Taliban und immer häufiger auch Al Qaida dringen vom Nachbarland problemlos nach Afghanistan ein, greifen NATO-Truppen an, und ziehen sich wieder in die Stammesgebiete zurück.

Nirgends in Afghanistan treffen US-Einheiten häufiger auf ausländische Dschihadisten als in Kunar. Al Qaida setzt hier seine Eliteeinheit der "Schattenarmee" ein, eine multiethnische Kampftruppe, zusammengemischt aus pakistanischen, afghanischen, arabischen, zentralasiatischen und europäischen Gotteskriegern. Ausgestattet mit der besten Ausrüstung und Bewaffnung schickt das Terrornetzwerk diese Fußsoldaten an der Seite der lokalen Taliban-Gruppen ins Feld gegen die amerikanischen Marines.

Nicht umsonst bekam Kunar unter den US-Soldaten den Spitznamen des "Tal des Todes". Am häufigsten finden Gefechte und Anschläge rund um das Korangal-Tal statt, einer strategisch äußerst schwierig zu verteidigenden Region.

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