Sunday, February 28, 2010

"Ein Traum wurde wahr" - Al Qaida´s Interview mit CIA-Attentäter Dujana


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in Fehler kann der letzte sein in der Schattenwelt der Geheimdienste. Die amerikanische CIA und die jordanischen Anti-Terror-Jäger mussten dies im vergangenen Dezember auf blutige Weise lernen, als sich ein vermeintlicher Informant als Doppelagent der al-Qaida entpuppte.
Humam Khalil al Balawi alias "Abu Dujana al Khorasani", ein feuriger Internet-Propagandist, hatte sich nicht kaufen lassen sondern folgte dem Ruf al-Qaidas die Geheimdienstler in ihrem Stützpunkt im ostafghanischen Khost anzugreifen.

Sieben hochrangige CIA-Experten und ein Mitglied des jordanischen Königshauses waren beim Selbstmordanschlag al-Balawis ums Leben gekommen.



Lange Zeit rätselten Geheimdienste was falsch lief im Deal mit dem jordanischen Extremisten. War es die Überzeugung der Jordanier den Dschihadisten "umgedreht" zu haben? War es die Verlockung einen der großen Fische, sprich Ayman al Zawahiri oder Osama Bin Laden, durch die vermeintlichen Insider-Informationen zu bekommen? Vielleicht aber lag es schlichtweg daran dass "human intelligence" genauso wichtig wie selten ist im Kampf gegen al-Qaida, Taliban & Co. Al-Balawi war eine wertvolle, eventuell sogar die einzige Quelle, die einen Schlag gegen die Führung des Terrornetzwerkes ermöglichen konnte.

Al-Qaida lässt es sich nicht nehmen den jordanischen Selbstmordbomber propagandistisch auszuschlachten.
Heute veröffentlichte die Medienabteilung des Netzwerkes ein 43minütiges Video-Interview al-Balawis.
Befragt von einem maskierten Interviewer erzählt al-Balawi alias "Abu Dujana" die Geschichte seines Dschihadi-Lebens, berichtet von seiner Motivation, von den Geschehnissen in Jordanien, der Reise nach Pakistan und seinem Attentat.

Vieles war bereits vorher bekannt: als "Abu Dujana al-Khorasani" war al-Balawi ein charismatischer Propagandist und eine feste Größe in der Welt des Online-Dschihad. Im neuen Interview gibt er preis dass er gar als Administrator des inzwischen geschlossenen Al-Hesbah-Forums agierte.

Angeblich durch einen Traum beflügelt versuchte er laut eigener Aussage mehrfach in das "Land des Dschihad" zu reisen. Im Irak gegen die US-Truppen zu kämpfen blieb ihm aus nicht näher erläuterten Gründen erspart, nach Afghanistan schaffte er es wohl aus eigener Kraft auch nicht.
Paradoxerweise kam der mit Kriegslust brennende Jordanier erst durch seine Verhaftung seinem Traum ein Gotteskrieger zu werden, ein Stück näher. Jordaniens Geheimdienst stürmte sein Haus und verhörte al-Balawi. Der Grund: Internet-Propaganda für al-Qaida.

Die Agenten des Königshauses machten ihm ein verlockendes Angebot. Er sollte ihn ihrem Auftrag nach Waziristan ziehen und dort al-Qaida & Co. ausspionieren.
Da er nie einen Muslim verraten würde, so al-Balawi, wuchs in ihm der Wunsch den Spieß umzudrehen und nur augenscheinlich für die proamerikanischen Geheimdienstler (al-Balawi nennt sie "Idioten") zu arbeiten. In Wahrheit wollte er Rache üben an König Abdullah und seiner amerika- und israelfreundlichen Haltung und seinem "Nichtstun" gegenüber den Verbrechen in Palästina. Während der Phase seiner Anwerbung habe er sich mehrfach mit seinen jordanischen Kontaktleuten getroffen.
Sie seien Essen gegangen oder in ein Cafe, und jedesmal habe sein Mittelsmann (Abu Zaid, der später getötete Geheimdienstler und Cousin des Königs), die Rechnung an seine Vorgesetzten geschickt. Korrupt und falsch sei diese Person gewesen und dazu noch dumm, da er geglaubt habe ein überzeugter Muslim sei bereit die Führer des Dschihad zu verraten.


Glaubt man dem Attentäter al-Balawi, so ist eine Karriere innerhalb des jordanischen Geheimdienstes vor allem durch die Ermordung von islamistischen Terroristen möglich. Der "Chief of Counter Terrorism" in Amman, sei verantwortlich für die Tötung des legendären palästinensischen Predigers Abdullah Azzam in Peshawar, Pakistan, Anfang der 1990er Jahre. Damals hatte eine Autobombe den ideologischen Ziehvater Bin Ladens getötet. Vermutet wurde stets seine Mörder seien russische Geheimdienstler die Rache für die Niederlage der Sowjets in Afghanistan wollten.
Auch Hisbollahs Militärchef Imad Mughniyeh und Al-Qaidas Führer im Irak, Abu Musab al-Zarqawi, seien Opfer des jordanischen Geheimdienstes geworden, so al-Balawi.

Von Peshawar aus habe er die Mudschaheddin kontaktiert und sich in deren Dienst gestellt. Al-Qaida habe sogar eine kleine Shura gebildet um sein geplantes Attentat abzustimmen. Die Finanzen die al-Balawi durch die jordanischen Agenten habe er an die Mudschaheddin weitergeleitet. Um die amerikanischen und jordanischen Geheimdienstler von seinem Wert und seinem Insider-Wissen zu überzeugen, habe er Videos von Treffen mit "Dschihad-Führern" (vermutlich Zawahiri und Abu Yahya al Libi) weitergegeben und so eine "Fall für die CIA" aufgebaut.

Zunächst habe al-Qaida geplant den jordanischen Geheimdienstler Abu Zaid in Pakistan zu entführen oder zu töten. Letztendlich habe man sich dann doch entschieden ein Treffen mit den CIA-Agenten arrangieren zu lassen und ein Selbstmordattentat auszuführen.
Al-Balawi erklärt er hätte es nie für möglich gehalten, dass CIA und der jordanische Geheimdienst ein Treffen mit ihm vereinbaren würden. Anscheinend ließen sich die Spione jedoch derart täuschen dass Abu Zaid ein Treffen mit seinen amerikanischen Kollegen veranlasste.
Das Treffen fand auf einer CIA-Basis im afghanischen Khost statt. Per Auto habe man ihn dorthin gebracht, so al-Balawi, wo er schließlich direkt vor den Amerikanern und dem jordanischen Kontaktmann seinen Sprengstoffgürtel zündete.

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