Sunday, February 8, 2009

Exodus der Afrikaaner

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Durchschnittlich 20,000 Tote durch Mord, 10,000 durch Totschlag, 50,000 offiziell angezeigte Vergewaltigungen knapp die Hälfte davon minderjährige Opfer, weit über 200,000 Diebstähle, 90,000 gestohlene Fahrzeuge, 3,000 Entführungen, 100,000 Übergriffe auf Polizisten – die Statistik eines durchschnittlichen Jahres. In welchem Land ist so etwas möglich? Irak? Afghanistan? Kolumbien? Diese Statistiken stammen aus Afrikas Vorzeigestaat Südafrika. Sie zeigen die dunkle, die oft verschwiegene Seite jenes Landes das international als Beweis für ein neues Verständnis von multikulturellem Zusammenleben, einer modernen, aufstrebenden Nation auf dem Schwarzen Kontinent gefeiert wird. Nächstes Jahr soll hier die Fußballweltmeisterschaft stattfinden, ein Festival der sportlichen Freuden, des Zusammenkommens von Fans und Kulturen aus aller Welt. „Cabo da Boa Esperança“, Kap der Guten Hoffnung, nannten die ersten portugiesischen Seefahrer die Südspitze Afrikas und die Hoffnung auf das Gute scheint auch das einzige zu sein was angesichts der Situation in Südafrika heute noch bleibt. Weiße Südafrikaner verlassen ihre Heimat zu hunderttausenden, der Alltag derjenigen die bleiben wird unerträglich und lebensgefährlich.

Robben-Island, ein Inselgefängnis vor der Küste Südafrikas wurde in den 1990er Jahren zum Symbol für eine neue Ära, ein neues politisches Zeitalter in Afrika das ausstrahlen sollte in alle Welt. Ein schwarzer Kämpfer für die Freiheit seines Volkes, für Gleichberechtigung, für Menschlichkeit angesichts von Rassismus, Diskriminierung und Hass saß 27 Jahre im Gefängnis, die meiste Zeit davon (bis 1982) auf der Robbeninsel. Sein Streben nach einem besseren Leben für die schwarze Bevölkerungsmehrheit Südafrikas ließ ihn zur Ikone einer Bewegung werden die ein schweres Erbe des Jahrhunderts überwinden wollte.
Als Nelson Mandela schließlich Anfang der 1990er Jahre frei kam dauerte sein Kampf gegen die weißen Herrscher seines Landes bereits Jahrzehnte. Es waren Jahrzehnte in denen ein System Südafrika beherrschte dass im Westen als das letzte rassistische Staatswesen der Welt verteufelt wurde -Apartheid. Seit Mitte des Jahrhunderts regierte in Südafrika die Rassentrennung, das Gesetz der Herrschaft einer weißen Minderheit über die schwarze Mehrheit. 1994 kam dieses Kapitel der Geschichte nach einer langen Zeit der Gewalt und des Terrors zu einem unblutigen Ende und Mandelas Partei, der Afrikanische Nationalkongress (ANC) gewann die ersten demokratischen Wahlen in einem „neuen Südafrika“ wie es damals hieß. Der neue südafrikanische Präsident Nelson Mandela, von seinen Landsleuten „Madiba“ genannt und ein Jahr zuvor zum Nobelpreisträger ernannt, erklärte man werde das Land in eine Zukunft der Toleranz und ohne Rassenhass führen. Der studierte Jurist reihte sich ein in die Liste der schwarzen Bürger- und Menschenrechtler wie Martin Luther King und Malcom X, symbolisierte Hoffnung, einen Neuanfang, ein glorreiches, neues Südafrika.
Sein Vorhaben scheiterte. So klar und deutlich muss es sich heute jeder realistische Beobachter eingestehen der einen Blick auf Afrikas ehemaliges Juwel wirft. Die Bürde die Nelson Mandela nach Ende der Apartheid aufgelastet wurde war zu schwer für ihn. Ihm gelang anfänglich ein beachtliches Kunststück, nämlich die friedliche Übernahme des einzigen modernen afrikanischen Staates nach westlichen Maßstäben, zu übernehmen, den Hass der schwarzen Bevölkerung auf die ehemaligen weißen Herren zu bremsen und von Versöhnung und Frieden zu sprechen anstatt die Rache an den weißen Südafrikaner heraufzubeschwören.
Was sich aber dann ab Mitte der 1990er Jahren vollzog war eine politische Entwicklung die auch Nelson Mandela in ihrer Dynamik nicht aufhalten konnte.
Südafrika heute ist ein abschreckendes Symbol des politischen Versagens. Ein Versagen das nicht plötzlich und über Nacht, sondern allmählich aber stetig auftritt. Im Westen kaum zur Notiz genommen hat sich eine neue Form des Rassismus entwickelt, eine umgekehrte Apartheid gegen die weiße Bevölkerung des Landes. Nicht anders kann man beschreiben was seit Beginn der Machtübernahme durch die ANC, die seitdem jede Wahl gewonnen hat, eingetreten ist. In nur zehn Jahren erlebte Südafrika eine wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Talfahrt die von der Weltgemeinschaft längst in größerem Maße hätte beachtet werden müssen.
Die ANC unter Mandela übernahm 1994 einen Staat dessen Ökonomie zwar durch westliche Embargos eingeengt aber dennoch florierend war, dessen Bevölkerung keineswegs nach Standards westlicher Wohlfahrtsstaaten lebte aber nicht vergleichbar mit heutigen, weitaus schlechteren Lebensumständen zu kämpfen hatte.
Die AIDS-Rate Südafrikas explodierte geradezu in den 1990er Jahren, ähnlich wie die Kindersterblichkeit, Kriminalität, Mordrate und Arbeitslosigkeit.
Heute ist jeder dritte Südafrikaner arbeitslos, etwa jeder fünfte ist HIV-positiv, die Kriminalität hat Ausmaße erreicht die weltweit ihres Gleichen suchen. Inoffiziell bezeichnet man Südafrika als „Rape Capital of the World“, die „Hauptstadt der Vergewaltigungen“. Ausgehend von den offiziell erhobenen Statistiken lässt zeichnet sich ein Bild des Landes das dermaßen abschreckend erscheint dass man nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen kann dass die FIFA sich entschied die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika austragen zu lassen.
Beinahe jeder Bereich von Gesellschaft und Wirtschaft weist negative Rekordzahlen auf, eine Entwicklung die man als für unmöglich gehalten hätte vergleicht man sie mit Zahlen und Statistiken aus den 1980er Jahren. Stück für Stück versinkt Südafrika in einem Chaos aus Verbrechen, Korruption, Gewalt, Seuchen und letztendlich auch Rassismus. Hatte die meist wohlhabende weiße Bevölkerung zu Beginn der Zeitalters der ANC-Herrschaft noch die durch Mandela entstandenen Hoffnungen an eine Zeit in denen sie nicht um ihre Lebenssituation fürchten musste, so hat sich dies schnell geändert und sie wurden von der Realität eingeholt.
Angesicht der extremen Gewaltverbrechen muss ein normaler Alltag im heutigen Südafrika als mindestens eingeschränkt, wenn nicht sogar als gefährlich eingestuft werden. Kaum ein Südafrikaner, egal ob schwarz oder weiß, der noch nicht Opfer von Kriminalität geworden ist. Überfälle, Einbrüche, Diebstähle und Entführungen sind Alltag geworden, nicht nur in den Metropolen Kaptstadt, Johannesburg oder Durban. Überall verzeichnet das südafrikanische Institut für Verbrechensstatistik eine Zunahme von Gesetzesbrüchen jeglicher Art. Dabei handelt es sich meistens sogar nur um die tatsächlich zur Anzeige gebrachten, also gemeldeten Verbrechen. Die Dunkelziffer dürfte gerade bei Vergewaltigungen, häuslicher Gewalt, Kindesmisshandelung, Erpressung und bei Raubüberfällen sehr viel höher liegen. Für Südafrikas Polizei ist die Situation längst hoffungslos. Schlecht bezahlte, oft auch schlecht ausgerüstete Polizisten kämpfen Tag für Tag, Nacht für Nacht einen aussichtslosen Kampf gegen eine Tsunami der Kriminalität die unaufhörlich wütet. Gleiches gilt für die Rettungsdienste, Notärzte und Krankenhäuser im Land. Alleine in Johannesburg werden in einer durchschnittlichen Nacht 15-25 Patienten mit Schussverletzungen in eines der Krankenhäuser der Stadt eingeliefert. Bei jedem Einsatz der Polizei muss mit Gegenwehr in Form von Schusswaffen gerechnet werden. Kaum ein Krimineller in Südafrika der nicht mindestens mit einem Messer, meist jedoch mit einer Feuerwaffe bewaffnet ist. Schon lange nicht mehr nur in den Townships und den ärmlichen Stadtvierteln der Großstädte sondern auch in den vornehmen, meist weißen Bezirken, in den Villengegenden im Schatten der Tafelberge, in den Weingebieten hoch über Kapstadt gelegen und vor allem auf den Farmen im östlichen Kwazulunatal ist die tagtägliche Angst vor Übergriffen und Einbrüchen angekommen. In den ländlichen Gegenden tritt seit Jahren ein Symbol für das neue Südafrika auf was allgemein „Farm Murders“ genannt wird.
Weiße Farmer werden Opfer von gewaltsamen Überfällen auf ihrem eigenen Grundbesitz. Die Täter sind häufig Schwarze aus den nahegelegenen Dörfern und Townships. Innerhalb von zehn Jahren nach Ende der Apartheid-Ära verloren über 1,500 weiße Farmer, ihre Familienmitglieder und Angestellte so ihr Leben. Auf teilweise unvorstellbar grausame Art wurden viele der Opfer vor ihrer Ermordung gequält und anschließend massakriert. Viele Frauen wurden in ihren eigenen Häusern vergewaltigt, teilweise von mehreren Einbrechern gleichzeitig, bevor man sie tötete und Wertgegenstände klaute. Häufig kommen die Täter nachts, überraschen ihre Opfer im Schlaf, erwürgen oder erstechen sie, oft werden sie vor den Augen ihrer Ehepartner oder Kinder erschlagen, nach dem Raubzug flüchten die Täter, immer häufiger in gestohlenen Fahrzeugen. Etliche der ermordeten Farmer wurden mit aufgeschlitzten Kehlen gefunden, einige mit Gürteln und Kabeln auf der Veranda aufgehängt, andere bei lebendigem Leib, gefesselt angezündet oder exekutiert.

In den wenigsten Fällen ist es der Polizei möglich die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Viele Mörder und Vergewaltiger sind bekannt, werden von Familien und Clans geschützt und erscheinen nie vor einem Richter. Schon alleine die bürokratische Arbeit die jeder einzelne Mordfall aufwirft überfordert die Polizeibehörden dermaßen dass nach Angaben südafrikanischer Analysten 80-90% aller Gewaltverbrechen ungesühnt bleiben. So vergeht seit Jahren kaum eine Woche in der die südafrikanische Farmer-Gemeinde kein Opfer zu Grabe tragen muss.
Über die Jahre traute man sich kaum die Geschehnisse in Südafrika als Ausdruck eines neuen Rassismus gegen Weiße zu deklarieren. Mittlerweile hat sich dieser Eindruck aber bestätigt, rassistisch motivierte Verbrechen gelten als normal und alltäglich im neuen Südafrika. Von ca. 4 Millionen weißen Südafrikanern die noch in ihrem Heimatland leben, haben sich die die es sich leisten können in ihren Heimen verschanzt. Mauern, Elektrozäune, Überwachungskameras, eine Waffe immer in Reichweite, hochempfindliche Alarmanlagen, Wachhunde, patrouillierende Sicherheitsdienste – all das gehört heute zum Leben der weißen Bevölkerungsminderheit der Afrikaaner. Eine ganze Generation wuchs so in der Post-Apartheid-Zeit auf ohne jemals mit dem alten Regime der Rassisten in Kontakt gekommen zu sein. Dennoch müssen sie heute eine Situation ertragen in der sie, als nicht-willkommene Fremdkörper in ihrem Geburtsland, immer wieder Rachegelüste, aus Neid resultierende Gewalt und offene Diskriminierung durch die schwarze Bevölkerung erdulden müssen.
Geboren in Südafrika, aufgewachsen unter afrikanische Sonne, meist englisch- oder afrikaanssprachig und trotzdem Fremde in der Heimat, mit diesem Lebensgefühl wuchsen tausende weiße Südafrikaner seit 1994 auf. Die Generation ihrer Eltern hatte ohne Zweifel von der Apartheid und der quasi diktatorischen Herrschaft der weißen Nationalparty profitiert, oft war sie Teil des Systems und teilweise auch Täter. Für einen Großteil dieser weißen Südafrikaner bedeutete das Ende der Apartheid keine glorreiche sondern in erster Linie eine ungewisse Zukunft in der sie nur schmerzlich ertragen konnten dass sie ab sofort nicht mehr die dominierende Volksgruppe darstellen und sich nun mit der Rolle als von einer Schwarzen regierten Minderheit abfinden müssen.
Nicht wenigen erschien diese Situation als inakzeptabel. Diejenigen die unter keinen Umständen die geliebte Heimat „Suid-Afrika“ verlassen wollten entschieden sich zu einem Leben in defensiver Haltung gegen die neue schwarze Herrschaft der ANC-Regierung. Wer es nicht bereits in den letzten Jahren der Apartheid getan hatte, bewaffnete sich nun, lehrte seine Kinder beim Schießtraining in Selbstverteidigungstechniken und baute sein Eigenheim in eine Festung um. Von Seiten der Weißen rechnete man mit dem Schlimmsten.
Der ANC als Regierungsmacht war für Südafrikas wohlhabende Oberschicht ein Albtraum. Enteignung, Massenmord an allen Weißen, wütende Mobs die alles niederbrennen was mit dem alten Regime in Verbindung steht, das waren die Befürchtungen der meisten. Nichts trat ein, Übergriffe blieben aus, es schien tatsächlich ein friedlicher Übergang von Apartheid zu Demokratie zu sein, wie ihn (jetzt) Präsident Nelson Mandela versprochen hatte.
Den meisten Weißen war klar dass die immensen sozialen Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen trotzdem zu einer Zunahme der Gewalt und der Kriminalität führen würde. Arm holte sich von Reich wo immer man es bekommen konnte und egal auf welche Art und Weise. Von Regierung Seite wurde keine Kampagne der Enteignung weißen Besitzes betrieben, dennoch wurden bis 2005 etwa 1,2 Millionen Hektar Land welches in Besitz weißer Farmer war. schwarzen Südafrikanern zugesprochen.
Offiziell nannte man diese Entwicklung ein „Ausdruck der ungleichen Lebensverhältnisse zwischen Arm und Reich“. Dass dies letztendlich nichts anderes bedeutete als eine Ungleichheit zwischen Schwarz und Weiß wollten die Verantwortlichen in Südafrika nie offen zugeben. Selbstverständlich wurden auch Schwarze ausgeraubt, erschossen, überfallen und vergewaltigt, doch Gewalt gegen Weiße brachte immer das Empfinden mit sich es handle sich um „legitimes Verhalten gegen die ehemaligen Unterdrücker“. Viele sehen heute immer noch Verbrechen an der weißen Bevölkerung im Land als eine quasi Fortsetzung des von Nelson Mandela vor Jahrzehnten begonnenen Freiheitskampfes, der offiziell nie beendet wurde.
Noch zur Zeit der Apartheid-Regime nahm man in Europa und den USA den Terror der ANC-Anhänger die Bombenanschläge, Überfälle, Ermordungen von Beamten, Polizisten und Vertretern der weißen Regierung verübten, als „Widerstand“ oder „Befreiungskampf“ hin. Kaum jemand wagte es in den 1980er Jahren Nelson Mandela außerhalb Südafrikas öffentlich als Terroristen zu brandmarken, obwohl viele seiner Mitkämpfer eben genau jenes waren, afrikanische Terroristen.
Apartheid hatte zu verschwinden, darin war man sich in der Weltgemeinschaft damals einig. Niemand konnte das was an Afrikas Spitze ablief gut heißen, es war ein hässliches Überbleibsel Kolonialgeschichte und nationalistisch-rassischer Ideologie aus dem Vor-Weltkriegseuropa. Auffällig ist dabei dass die westliche Welt Südafrikas weiße Regenten erst relativ spät fallen ließen. Ablehnung und die Forderung nach der Einhaltung der Menschenrechte fand zwar bereits früher, spätestens seit dem Aufkommen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA, statt, wirtschaftliche und diplomatische Kontakte zu Südafrika bestanden jedoch bis in die späten 1980er Jahre. Ausschlaggebende Gründe finden sich im Kalten Krieg und seinen inoffiziellen Spielregeln. Neben den bekannten Stellvertreterkriegen jenes „Systemkrieges“ wie Korea, Vietnam, Mittel- und Südamerika und Afghanistan sahen die Vereinigten Staaten auch auf dem schwarzen Kontinent die kapitalistische Weltherrschaft bedroht. Mehr oder weniger unbemerkt streckte die Sowjetunion ihre kommunistischen Fänge nach Afrika aus, schaffte es sogar an einigen Stellen Fuß zu fassen. Che Gueveras Versuch nach der erfolgreichen kommunistischen Revolution auf Kuba im Kongo gleiches zu vollbringen scheiterte, in anderen Staaten südlich der Sahara trug die Ideologie von Marx und Engels hingegen Früchte. Im benachbarten Süd-Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, endete schon Jahre vor dem Fall der südafrikanischen Rassisten das Apartheid-Regime von Ian Smith, durch einen blutigen Partisanenkrieg („bush wars) schwarzer Freiheitskämpfer unter der Führung von Robert Mugabe. Unterstützt wurden die Aufständigen dabei von kommunistischen Quellen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kontinent, in Angola versuchten in seit Mitte der 1980er Jahren ebenfalls sozialistische Befreiungskämpfer die Regierung ihres Landes, diesmal kein weißes Regime, zu stürzen und eine kommunistische Volksrepublik Angola zu gründen was nach Jahren der Buschkriege gelang. Um diesen Einfluss Moskaus in Afrika einzudämmen drängte man von Seiten des Westens das kapitalistische, europäisch-britisch geprägte Südafrika zum Eingreifen. Man verstand sich als „Speerspitze gegen den afrikanischen Kommunismus“ und zog gegen die „angolanischen Terroristen“ in den Krieg. Schon zuvor hatte die südafrikanische Armee die weiße Regierung Rhodesiens im Kampf gegen Mugabes Guerilleros unterstützt. Als das Apartheid-Regime 1994 zusammenbrach und quasi von der schwarzen ANC, die mit jenen Elementen aus Simbabwe und Angola sympathisierte, übernommen wurde, stellte sich bei einem Großteil der weißen Südafrikaner das Gefühl ein, man sei im Stich gelassen, sogar absichtlich vom Westen fallengelassen worden.
Große Teile der weißen Bevölkerung entschieden sich früh das Land zu verlassen, wanderten nach Großbritannien oder andere Staaten des Commonwealth aus. Dieser Trend hält bis heute an. Besonders jene Südafrikaner die von britischen Siedlern abstammen und damals zur kolonialen Elite gehörten verlassen das Land in der Hoffnung in England, Australien oder Neuseeland ein neues Leben beginnen zu können und dem gewalttätigen, lebensgefährlichen Alltag in ihrer Heimat entfliehen zu können. Laut dem „South African Institute of Race Relations (SAIRR)“ haben alleine zwischen 1995 und 2005 über eine Millionen weiße Südafrikaner das Land verlassen. Etwa im gleichen Zeitraum verloren in Südafrika über 1,1 Millionen Menschen ihren Job und die Arbeitslosigkeit stieg zeitweilig auf 45% an.
Tourismus, Diamanten und Wein- und Fleischexporte können an der wirtschaftlichen Situation nichts ändern. Als Folge befindet sich die Währung, der südafrikanische Rand, auf einer Talfahrt und verschlechtert so die Lebensumstände hunderttausender Südafrikaner.
Anders als die britischstämmigen „South Africans“ fällt es den meisten „Afrikaanern“, den früheren Buren, wesentlich schwerer Heimat den Rücken zu kehren. Sie verbinden mit Südafrika häufig ein viel stärkeres Heimatgefühl als ihre Landsleute die in ihrer Ahnenreihe auf Vorfahren aus dem englischen Königreich zurückblicken. Zwei Drittel aller weißen Südafrikaner gehören heute zur burischstämmigen Bevölkerung, die sich selbst „Afrikaaner“ oder „Boers“ nennt. Ihre holländischen, deutschen und französischen Vorfahren gründeten Ende des 17.Jahrhunderts an der afrikanischen Südspitze erste weiße Siedlerenklaven. Sie behaupteten sich in mehreren Kriegen sowohl gegen die einheimischen, schwarzen Stämme als auch gegen die britischen Kolonialisten die sich im Zuge des „Great Empire“ den Unabhängigkeitsbestrebungen der Burenrepublik entgegenstellten und versuchten die Aufstände der burischen Bevölkerung blutig niederzuschlagen. Gemeinsam hatten „Brits“ und „Afrikaaner“ die Überzeugung der Überlegenheit der weißen Rasse. In diesem Rassismus vereint entstand eine gemeinsame, weiße Gesellschaft die jenes System der Rassentrennung einführte, was über 50 Jahre offizielle Staatsform Südafrikas werden sollte.
Diese Phase ist überwunden, das Land ist eine Demokratie nach westlichen Standards, eine freie Gesellschaft in der Gleichberechtigung, Rechtsstaatlichkeit und ein Wohlfahrtssystem existieren. Soweit die Theorie. Realistisch gesehen befindet sich Südafrika im Moment in einer Abwärtsspirale. Alles was zu Beginn der 1990er Jahre erreicht war und zu erreichen schien wirkt heute wie Utopie. Wer kann verlässt das Land. Können tun dies natürlich hauptsächlich diejenigen die über nötige finanzielle Mittel oder Kontakte verfügen. Wer es sich nicht leisten kann nach Europa, in die USA oder nach Australien auszuwandern, muss bleiben und sein Leben angesichts der Missstände meistern. Fatal wirkt sich eine solche Entwicklung schon jetzt auf die wirtschaftliche Lage aus. Wohlhabende und mittelständische weiße Südafrikaner (die meisten zwischen 20 und 40 Jahren alt), damit auch die geistige Elite, fliehen vor der Gewalt und der Diskriminierung ins Exil, zurückbleiben die Alten, die Armen, Kranken und schlecht Ausgebildeten. Die weiße südafrikanische Bevölkerung schrumpft (um 16,4% in 10 Jahren) und rutscht in eine finanzielle Notsituation ab.
Auf der anderen Seite entstand relativ schnell eine schwarze Elite die heute ungefähr ein Drittel der finanziellen Oberschicht („high income group“) ausmacht und aus einer inoffiziellen Unverteilung, einer von der ANC Regierung geförderten ethnisch orientierten Beschäftigungspolitik und der Korruption hervorgegangen ist.
Die soziale Schere zwischen Arm und Reich wird größer, die Townships wachsen unaufhörlich, die Kriminalität erreicht immer neue Rekorde, AIDS weitet sich wie ein Buschfeuer aus, nur diesmal kann keines dieser Probleme als Folge der Rassentrennung gewertet werden, sondern sie sind eindeutig zurückzuführen auf die unfähige Politik des ANC.

Nur zehn Jahre brauchten die neuen, schwarzen Machthaber um am Kap den modernsten Staat Afrikas in ein Entwicklungsland niederzuwirtschaften. Stimmen die Zahlen wird bis nächstes Jahr gut 23% der weißen Bevölkerung Südafrika verlassen haben, eine Flucht aus der Heimat die niemandem leicht fallen dürfte und Zeugnis für die Misere ist, die derzeit im beliebtesten Touristenziel der Sub-Sahara-Region stattfindet.
Während Sicherheitsfirmen sich kaum noch vor Aufträgen retten können, der Polizeidienst beinahe zum Selbstmord wird, jeder der nur etwas über der Armutsgrenze lebt um sein Hab, Gut und Leben fürchten muss, die Panik vor HIV Infizierung zur realen, alltäglichen Gefahr wird und die letzten weißen Farmer sich zum Endkampf rüsten, weigert man sich im Rest der Welt Südafrika als das zu akzeptieren was es ist, der gescheiterte Versuch Gutmenschentum in die Praxis umzusetzen. Wer von Südafrika spricht muss farbenblind sein, sonst wird seine Stimme nicht ernst genommen, die bittere Realität kann spätestens 2010 niemand mehr leugnen.

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