Wednesday, February 11, 2009

Ein bisschen weniger Mugabe?

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„Ich schwöre dass ich bestmöglich und wahrhaftig Simbabwe im Amt des Premierministers dienen werde“ – mit diesen Worten wurde heute in Simbabwe ein weiteres tragisches Kapitel in der Geschichte des geschundenen Staates im Süden Afrikas eingeleitet. Morgan Tsvangirai, Führer der Oppositionspartei MDC wurde offiziell als Premierminister Simbabwes vereidigt. Den Amtseid nahm ihm, im blumengeschmückten Zelt vor dem ehemaligen Kolonialsitz, sein politischer Gegner, der nunmehr seit 22 Jahren regierende Despot Robert Mugabe ab. Monatelanges Ringen um die politische Macht im Land, bei dem es sich auch um einen Kampf zwischen zwei Volksgruppen handelt, führte schließlich zum heutigen Ergebnis, dass der mittlerweile 85jährige Diktator seine uneingeschränkte Macht teilen, zumindest ein kleines Stückchen davon abgeben wird. Ein Ende der Ära Mugabe bedeutet dies noch lange nicht. Bis er 100 Jahre alt sei, so erklärte der Machthaber in der Vergangenheit, wolle er Simbabwe regieren. Das Leiden des Volkes hat also noch lange kein Ende.


Dass sich Diktatoren allen demokratischen und freiheitlichen Grundsätzen der Politik widersetzen, und mit aller Kraft ihre Macht zu sichern versuchen ist allseits bekannt. Außerkraftsetzen von Gesetzen, Neueinführung von Verordnungen, Verfassungsänderungen, Bedrohung der Opposition, Verfolgung politischer Gegner, Wahlfälschung, Propaganda – genau diesen Katalog der Maßnahmen bzw. Instrumente der Machterhaltung hat Robert Mugabe benutzt um sich mehr als zwei Jahrzehnte an der Spitze eines inzwischen vollkommen bankrotten, ausgehungerten und sterbenden Staates zu halten. Was sich allerdings im letzten Jahr nach den im März 2008 vollzogenen Wahlen abspielte war bisher beispiellos in der Amtszeit Mugabes.
Anders als bei vorangegangenen Wahlen bekam die Welt vor knapp einem Jahr den Eindruck in Simbabwe könnte ein Funken des Wandels aufglühen. Die regierende ZANU-PF Partei des Diktators hatte angekündigt man werde andere Parteien zur Wahl zulassen und keinerlei Eingriffe in den demokratischen Ablauf des Urnengangs dulden. Nun, dass auf diese Versprechungen nichts zu geben war, stand für Kenner der Geschichte Simbabwes von vornherein fest.
Trotzdem überraschte das Regime internationale Beobachter als nach Auszählung der Stimmen, die sich alleine schon über zwei Monate hinzog und Kritiker sofort den Vorwurf der Wahlfälschung äußern ließ, tatsächlich ein Großteil der Wähler für die Oppositionspartei „Bewegung für demokratischen Wandel“ unter Führung von Morgan Tsvangirai gestimmt hatte.

Dieser hielt sich während der Wahl und bereits im Vorfeld schon mehrere Monate im benachbarten Südafrika auf. Angst vor Verhaftung oder Ermordung durch Sicherheitskräfte und Geheimdienste Mugabes hatten ihn dazu getrieben vom Exil aus seinen „demokratischen Wandel“ in Simbabwe anzutreiben. International erfuhr Tsvangirai, der ethnisch zu Mugabes rivalisierendem Stamm der Ndebele gehört, für seine Bestrebungen der Herrschaft des Diktators ein Ende zu bescheren große Unterstützung. Wie gefährlich seine oppositionelle Arbeit für ihn was musste der charismatische 56jährige Politiker in der Vergangenheit bereits mehrfach schmerzlich feststellen. Mehrere Male ließ ihn Robert Mugabe verhaften, verprügeln und foltern.
Weltweites Aufsehen erregte seine letzte Misshandlung durch die „Special Forces of Zimbabwe“ im März 2007, als man Morgan Tsvangirai an seinem 55.Geburtstag festnahm und in mehreren Gefängnissen des Landes schwer misshandelte. Mit blutüberströmten Gesicht, blauen Flecken und Prellungen am ganzen Körper schwor der bullige Politkämpfer vor internationalen Journalisten man werde nicht aufgeben für eine bessere Zukunft für das simbabwische Volk zu kämpfen.
Zu groß war das Risiko 2008 wieder Opfer von Mugabes Sicherheitsapparat zu werden als dass sich Tsvangirai traute die Wahlphase in seiner Heimat zu verbringen. Systematische Versuche des Wahlbetrugs und er Wählereinschüchtigung durch Polizei und Militär wie in den Jahre davor fanden bei der letzten Wahl nicht statt, falls doch gelang es dem Regime sie von Medien und Beobachtern abzuschirmen. Abgesehen von einem unbedeutenden, unabhängigen Kandidaten, hieß es 29.März 2008 schließlich ZANU-PF gegen Tsvangirais MDC. Immer neue Entschuldigungen ließ man sich von Seiten der Wahlbehörden einfallen warum die anschließende Auszählung der Stimmzettel weitere Zeit in Anspruch nehme. Während die Opposition mit juristischen Schritten versuchte die Herausgabe und Veröfflichung der Wahlergebnisse zu erreichen, hielt die ZEC („Zimbabwe Electorial Comission“) Volk und Weltöffentlichkeit mit immer neuen Terminen der vermeintlichen Bekanntgabe hin. Hinter dieser Taktik stand nichts anderes als systematische Fälschung, die letztendlich dazu führte dass das Endergebnis im Mai 2008 eine äußerst knappe Pattsituation war: 43,2% zu 47,9%. Damit hatte sich eine hauchdünne Mehrheit der Bevölkerung selbst nach „Bearbeitung“ der Stimmzettel durch die regierende Partei, für die Opposition und gegen Mugabe entschieden. Dennoch wenig Grund zur Freunde für Morgan Tsvangirai und seine Parteikollegen denn die notwendige Mehrheit von 51% hatte die MDC nicht erreichen können.

Robert Mugabe war es damit gelungen die für ihn bisher bedrohlichste Wahl seiner Zeit als Alleinherrscher zu überstehen. Augenscheinlich wollte seine Regierung den Eindruck erwecken der demokratische Urnengang, immerhin von südafrikanischen Wahlbeobachtern observiert, habe zufällig zu einer No-Win-Situation geführt durch die eine zweite Wahlrunde von Nöten ist.
Gezwungenermaßen musste die MDC Führung schließlich in diesen Vorschlag einwilligen und erklärte sich bereit ein zweites Mal gegen Robert Mugabes ZANU-PF in den Wahlkampf zu ziehen.
Simbabwes zweiter Wahltag 2008 wurde der 27.Juni. Im Vorfeld kam es zu einer Welle der Gewalt bei der dutzende Menschen beider politischer Lager getötet wurden. Anhänger der Opposition wollten den Ausgang der ersten Wahlrunde nicht hinnehmen und verlangten eine erneute Auszählung und den Rücktritt Robert Mugabes. Die daraufhin folgenden Krawalle und Ausschreitungen überall im Land forderten Tote und Verletzte. Oppositionsführer Tsvangirai, der sich seit Anfang des Jahres im Ausland aufhielt, weigerte sich daraufhin an weiteren Wahlen teilzunehmen. Zuviele seiner Parteimitglieder seien schon vom Regime getötet und verletzte worden als dass man es auf eine zweite Konfrontation ankommen lassen wollte. Mittlerweile hatte man von Seiten der MDC außerdem Pläne zur Ermordung des Mugabe-Gegners aufgedeckt, ein Leibwächter Tsvangirais wurde zudem in der Hauptstadt ermordet. Es schien als wolle Mugabe den auch für ihn nicht ganz perfekten Wahlausgang durch ein Attentat oder auch nur weitere extreme Einschüchterung „korrigieren“.
Vor der Stichwahl im Juni zog der Diktator die Schlinge für die Opposition dann ruckartig enger. Etwa 200.000 MDC Unterstützer wurden aus ihren Wohnungen und Häusern vertrieben, tausende weitere wurden Opfer von Polizei- und Armeegewalt, unzählige Oppositionelle landeten in Gefängnissen und mindestens 85 MDC-Anhänger wurden ermordet. Wenig wahrgenommen hat man zu dieser Zeit die Tatsache dass die politischen Kämpfe zwischen ZANU und der Opposition nicht nur ideologischer sondern auch ethnischer Natur sind. Mehr nur als um Diktatur gegen Demokratie geht es um einen Kampf zweier Volksgruppen um die Macht im Land. Seit Staatsgründung stellen die Angehörigen des Shano-Volkes die eine Mehrheit von 70% der heute 11 Millionen Bevölkerung ausmachen, die regierende Oberschicht während die 13% der Ndebele-Angehörigen ein permanentes Gefühl der Unterdrückung und Bevormundung erfahren. Das Ndebele-Volk lebte in vorkolonialer Zeit im eigenen Königreich Matabele, welches 1893 von britischen Kolonialisten erobert wurde. Seit dieser Zeit gelten die Ndebele bei den Shona als Fremdkörper im Land. Robert Mugabe als Shona selbst besetzte traditionell immer Ministerposten und wichtige Positionen im Militär mit Mitgliedern seines Volksstammes, sein Regime ließ sogar zwischen 1982 und 1987 geschätzte 10.000 Ndebele ermorden.
Der Wahltag am 27.Juni 2008 führte letztendlich zum für Mugabe gewünschten Ergebnis. Als einziger Kandidat erhielt er 85,5% aller Stimmen. Wer bis jetzt daran gezweifelt hatte ob der selbsternannte „Hitler von Afrika“ seine Androhung, er werde regieren bis er 100 Jahre alt ist, wahr machen wollte, konnte jetzt keinen Zweifel mehr haben: Robert Mugabe lässt sich nicht abwählen.
Direkt nach erneutem Ablegen des Amtseids rief der greise, aber unerbitterliche Machthaber zu „ernsthaften Gesprächen mit allen politischen Parteien“ auf. Simbabwe brauche ein Klima der Verständigung und größeren Einheit. Appelle an die MDC-Opposition sich mit der Regierung an einen Tisch zu setzen, wurden von sowohl von der Parteibasis als auch vom Vorsitzenden Tsvangirai abgelehnt. Es sei nicht zu verantwortlich nach gefälschten Wahlen, organisierter Gewalt und der Verletzung sämtlicher demokratischer und menschenrechtlicher Grundsätze, Verhandlungen mit der ZANU-PF aufzunehmen. Selbst auf die Vermittelungsversuche zwischen den beiden Parteien durch den südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki wurde zunächst nicht eingegangen.
Erst im späten Juli 2008 entschloss sich die MDC Spitze mit Mugabe Verhandlungen über eine Gemeinschaftsregierung zu führen. Ob tatsächlich und falls ja in wie weit Robert Mugabe letztendlich bereit war Macht in seinem Reich abzugeben war den Beteiligten der Gespräche wohl zu Beginn vollkommen unbekannt. Kaum jemand dürfte ernsthaft damit gerechnet haben dass die ZANU-PF ihre Alleinherrschaftsansprüche aufgeben wird und einer Koalitionsregierung mit der MDC zustimmt. Etliche Verhandlungsrunden und Monate später, im September 2008 kam dann die Nachricht aus Südafrika, man habe sich in Simbabwe auf eine Gesamtregierung mit Robert Mugabe als Präsident und Staatsoberhaupt geeinigt. Oppositionsführer Tsvangirai habe das Angebot angenommen Premierminister Simbabwes und damit Kopf des Ministerrats zu werden.
Hatte sich Mugabe am Ende doch dem internationalen, vor allem dem afrikanischen Druck gebeugt? In der UN, besonders von Seiten der Europäer und Amerikaner, sah man diesen „power-sharing deal“ als große Erleichterung und Hoffnungsschimmer auf ein baldiges Ende der Diktatur in Ex-Rhodesien. Was sich wirklich bei diesem Politpoker um Machtpositionen und Einfluss abspielte dürfte allerdings anders aussehen als es den harmonischen Anschein hat. Heute, fast ein halbes Jahr nach dem Abschluss der Verhandlungen, wurde Simbabwes neuer Premier Morgan Tsvangirai vereidigt. Per Handschlag hob ihn Präsident Mugabe ins Amt, dafür erhielt der Diktator ein breites Lächeln von seiner Gegenseite.
Womit sich Tsvangirai letztendlich zufrieden gibt bleibt offen, gab es das Amt des Premierministers immerhin für 22 Jahre in Simbabwe nicht mehr. Von 1980-1987 hatte diesen Posten Robert Mugabe inne, der ihn dann abschaffen ließ als er Präsident des Landes wurde. Quasi zur Zufriedenstellung einer hartnäckigen Opposition ernannte man nun deren Führer zum Premierminister des wiedereingeführten Ministerrates, offiziell das zweithöchste Amt nach Mugabe. Hauptstreitpunkt vor der Einigung zu dieser politischen Aufgabenverteilung, war die Frage nach der Befehlsgewalt über die Sicherheitskräfte. Mugabe wollte diese unersetzliche Säule seiner Macht nicht aus den Händen geben, Tsvangirai forderte allerdings eine aufteile so dass es nicht mehr zur kompletten Kontrolle von Polizei und Armee durch die ZANU-PF kommen kann. Als Premierminister übernimmt mit dem heutigen Tag zumindest formal ein Mitbestimmungsrecht beim Einsatz der Polizeikräfte.
Wichtiger scheint jedoch dass die Ministerposten im Parlament von Harare aufgeteilt werden. MDC darf künftig 13 Minister stellen, ZANU-PF wird mit 15 Posten weiterhin die Mehrheit bestimmen können. Noch scheint sich in Simbabwe niemand zu fragen was dieser anscheinlich bilaterale Deal wirklich für die Politik des Landes bedeutet, in den Straßen jedenfalls feierten die Menschen heute, es gab keine Ausschreitungen, Polizisten schossen ausnahmsweise mal nicht auf Anhänger der MDC sondern feierten und sangen Lieder. Simbabwe sei nun auf dem Weg in eine bessere Zukunft, so Tsvangirai schon kurz nach seiner Vereidigung. Die Schulen, die seit Wochen und Monaten geschlossen sind weil kein Lehrer mehr zum Unterricht erscheint, will der neue Premiers sofort wieder in Betrieb nehmen, Beamtegehälter würden schon nächsten Monat in einer harten Währung und nicht in Zimbabwe-Dollars bezahlt. Versprechen über Versprechen aber kein Wort darüber wie der neue starke Mann in Simbabwe auch nur ein einziges davon halten will.
Morgan Tsvangirai übernimmt die tragischer Rolle einer Politfigur deren Bedeutung von westlicher Naivität und eigener Überschätzung dermaßen aufgeblasen ist, dass es beinahe lächerlich wirkt. Weiterhin ist Robert Mugabe Präsident Simbabwes, seine Macht übertrifft die des Premierministers um Welten. Die Kontrolle über den Staat und vor allem über den gefürchteten, allgegenwärtigen Geheimdienst und das Militär hält der über 80jährige Despot fest in Händen, eine Einbeziehung der MDC in das Parlament verfolgt nur einen einzigen Zweck und zwar der Erstickung aller Anschuldigungen und Argumente gegen die ZANU-Alleinherrschaft. Insgeheim weiß man dass durch die zumindest formale Mitwirkung der Opposition an der Regierungspolitik die MDC ganz offiziell und legal mundtot gemacht werden soll. Nicht wenige aus den Reihen Tsvangirais könnten der Korruption oder auch Drohungen erliegen, eine effektive Oppositionsarbeit der MDC erschweren. Darüber hinaus lähmt das Misstrauen zwischen den beiden Rivalen Mugabe und Tsvangirai ein gemeinsames Arbeiten der neuen Regierung. Gut zehn Jahre stand man sich feindlich gegenüber und akzeptierte selbst jetzt nur zähneknirschend den Kompromiss einer Machtaufteilung, die in der Praxis keine ist.
Jahrelang erlebte Morgan Tsvangirai am eigenen Leib die von Robert Mugabe praktizierte Politik, er saß mehrfach in den Kerkern der Sicherheitsdienste, wurde gefoltert und war mehr als nur ein Mal Ziel von Mordanschlägen. Selten hat in der Geschichte ein solcher Deal zwischen politischen Feinden gehalten.
Im Westen sollte man die Hoffnungen nicht allzu hoch ansetzen, niemand weiß wie lange der Pakt zwischen dem Diktator und dem Premier von seinen Gnaden Bestand hat.
Momentan interessiert das in Simbabwe keinen, die Menschen feiern, sie hoffen und sie lassen sich blenden von dem Theater das Robert Mugabe aufgebaut hat. Zu beneiden ist Simbabwes neuster Ministerpräsident auf keinen Fall. Das Land steht kurz vor dem Kollaps, ein Schritt und Simbabwe fällt in einen Abgrund aus Bürgerkrieg und totaler Zerstörung.
Wenigen ausländischen Journalisten wird heute noch die Einreise in die ehemalige britische Kolonie Süd-Rhodesien gewährt weshalb westliche Medien auf die Berichterstattung und das Bildmaterial einheimischer und mutiger afrikanischer Journalisten angewiesen sind um ein Bild der Lage in Simbabwe zu zeichnen.
Bevor man Augenzeugen, Bevölkerung, Beobachter, die UN, Unicef oder einfach nur die nackten Zahlen sprechen lässt sollte kurz in Erinnerung gerufen werden wie Simbabwe vor der Zeit Robert Mugabes aussah:
1893 eroberte der britische Kolonialist Cecil Rhodes für die Krone und mit Auftrag der British South African Company das Matabele-Königreich an der Nordgrenze zu Südafrika und die Gebiete nördlich des Sambesi.
Grund für Rhodes Expansion britischer Herrschaft auf diese Regionen waren zum einen sein Wunsch möglich viel vom schwarzen Kontinent zu erobern und dem geliebten Empire einzuverleiben. Zusätzlich strebten die britischen Mandatsherren in Südafrika nach weiterer Erschließung von Edelmetall-, Kohle- und Diamantenvorkommen im südlichen Afrika. Es wanderten mehr und mehr Siedler aus der südafrikanischen Kolonie Richtung Nordosten und besiedelten trotz des kriegerischen Widerstandes der lokalen Stämme der Ndebele und Shona. 1911 teilte man das Territorium in Nord- (heutiges Sambia) und Süd-Rhodesien, Namensgeber war der de facto Gründungsvater Cecil Rhodes. Süd-Rhodesien erlangte zehn Jahre später den Status einer selbstverwalteten britischen Siedlerkolonie die zwischen 1953 und 1963 wieder mit Nord-Rhodesien vereinigt wurde und zusammen mit Malawiland und Njassaland zu einer Förderation wurde die großteils auf Landwirtschaft und Bergbau gestützt war.
Unterstützt vom Apartheid-Regime Südafrikas verlangten die weißen Siedler in diesem Kolonienzusammenschluss ihre Unabhängigkeit. Von schwarzer Seite hatte man schon 1950 Organisationen gegründet die für eine Unabhängigkeit von den Kolonialherren kämpften. Bis November 1965 dauerte es, dann erklärte eine weiße Minderheitenregierung unter dem Ex-Pilot der Royal Airforce Ian Smith in Süd-Rhodesien einseitig die Unabhänigkeit.
Im Rest der Region übernahmen afrikanische Mehrheitsregierungen die Macht. Großbritannien als Hegemonialmacht bezeichnete diesen Akt als Rebellion, verzichtete letztendlich aber auf eine gewaltsame Wiederherstellung der Kolonialsituation. Mit Ausnahme von Südafrika erkannte 1970 kein Staat an dass sich Süd-Rhodesien zur Republik erklärte und ein zweites Apartheid-Regime im Süden Afrikas errichtete. Was für weiße Siedler aus diesem wahr gewordene Traum von der unabhängigen Heimat wurde, war die Flucht der Führer schwarzer Befreiungsbewegungen ins meist benachbarte Exil. Von Beginn an leistete ein Teil der schwarzen Bevölkerung Widerstand gegen Rassentrennung und Diskriminierung. Von den 1970er Jahren an verwickelten die Rebellen der beiden größten Widerstandsgruppen ZANU und ZAPU die weiße Regierung Smith immer häufiger in einen Guerillakampf der sich zu einem aussichtslosen Buschkrieg entwickelte, dem selbst das Einschreiten der südafrikanischen Armee nicht Herr werden konnte. Einer der Anführer dieser Freiheitsbewegungen war der damalige Rebellenführer Robert Mugabe, ein studierter Jesuitenschüler, Anhänger sozialistischer Revolutionsideologien und politischer Hardliner.
Rhodesiens Premierminister Ian Smith willigte früh in Verhandlungen ein, versuchte eine Ausweitung des Krieges zwischen der weißen Bevölkerungsminderheit und der unterdrückten schwarzen Volksmehr zu verhindern. Dies gelang in den späten 1970er Jahren und auf Drängen der britischen Regierung wurden 1980 demokratische und freie Wahlen abgehalten. Logischerweise bedeutete dieser Schritt das Ende der weißen Herrschaft über Rhodesien. Mugabe als Angehöriger des Shona-Stammes, der dominierenden Volksgruppe, errang einen eindeutigen Sieg und wurde Präsident des Landes dass von da an Simbabwe heißen sollte. Eine Flucht der weißen Rhodesier setzte ein, 200.000 ehemalig britische Siedler und deren Nachkommen verließen das Land, die meisten setzten sich nach Südafrika ab.
Robert Mugabes Diktatur begann 1980 und setzt sich bis heute fort. Dazwischen liegen Jahre der politischen Unruhen, Grausamkeiten und Misswirtschaft.
Der ehemalige Kämpfer Mugabe entwickelte sich zu einem schrecklichen Schicksal für das simbabwische Volk. Einst Kornkammer Afrikas, modernes Agrarland und beliebtes Touristenziel, spiegelt Simbabwe heute so gut wie alles wieder was Versagen, Not und Leid repräsentiert. Zunächst hoffte Bevölkerung auf eine friedliche und wohlhabende Zukunft unter der ZANU Regierung, schnell wandelte sich diesen Freiheitsdrang in eine von Hass und Wut auf die ehemaligen Kolonialherren dominierte Politik unter einem „schwarzen Hitler“. Unter Ian Smith hatte der Jesuiten-Schüler Robert Mugabe für lange Zeit in Straflagern und Gefängnissen für seinen Freiheitskampf leiden müssen, geprägt durch diese Zeit nahm er nun als Machthaber Rache und entwickelte einen Plan zur Enteignung der im Land verbliebenen weißen Bevölkerung. Seit Bestehen der Bewegung ZANU orientierte sich die Partei Mugabes als Überbleibsel des Kalten Krieges an den Strukturen und Ideen der kommunistischen Vorbilder aus dem Ostblock. Den weißen Regierungen von Sellisbury (heute Harare) und Pretoria ging es deshalb in ihrem politischen und militärischen Kampf gegen die afrikanischen Rebellen um mehr als nur um die Überlegenheit der weißen Rasse und die Erhaltung der Apartheid-Strukturen. Vielmehr betonte man dass es sich um einen Kampf gegen den Kommunismus handle. Sowohl ZANU als auch ZAPU und der südafrikanische African National Congress (ANC) von Nelson Mandela galten als Vertreter der Marxschen Ideologie in Afrika und mussten somit von den kapitalistisch-europäisch geprägten Ex-Kolonien bekämpft werden.
Das Regime Mugabe führte eine sozialistische Verfassung ein, verstaatlichte viele Bereiche der simbabwischen Wirtschaft und startete seine Kampagne der „Landnahme“, in Folge deren den weißen Großgrundbesitzern die 70% der Landwirtschaftsfläche besaßen, enteignet wurden. Anfangs legte man den Weißen die sich nach Machtübernahme der ZANU weitestgehend auf ihre Farmen zurückgezogen hatten, nahe ihren Besitz an den Staat für einen lächerlich niedrigen Preis zu verkaufen. Niemand willigte ein, weshalb man dann von Seiten der Regierung dazu überging die Farmen gewaltsam einzunehmen und dann im Rahmen der Umverteilung an ihre neuen schwarzen Besitzer zu übergeben.
Den Höhepunkt dieser Enteignung stellt das Jahr 2000 dar in dem dutzenden Farmern gewaltsam ihr Land genommen wurde. Ein wütender Mob, organisiert von der Regierung, überfiel die Farmen, zerstörte Zäune, Material, Geräte und setzte Gebäude in Brand. Wer fliehen konnte floh, meist nach Südafrika oder Großbritannien, viele wollten bleiben und ihr Heim verteidigen. Es kam zu unbeschreiblichen Gewalttaten, weiße Familien wurden brutal vertrieben, einige Farmer ermordet, Ehefrauen, Mütter und Töchter oftmals vergewaltigt.
Folge dieser rassistischen Politik Mugabes ist die bis heute anhaltende Wirtschaftsmisere, verursacht durch das totale Zusammenbrechen der Landwirtschaft. Hatten vor Übernahme der Farmen durch ZANU-PF treue Simbabwer durchschnittlich 15 schwarze Familien durch die Arbeit ihrer Angehörigen auf den Farmen ihren Lebensunterhalt gut verdienen können, brach dieses System zusammen da die neue Landbesitzer keinerlei Erfahrung und Wissen über Viehzucht, Getreide-, Gemüse-, Frucht- und vor allem Tabakanbau hatten, das vorhandene Gerät und Kapital in ihrer rasenden Wut zerstörten und weitreichende Anbaupläne nie anlegten. Rinder starben in Massen, das Wild auf den Farmen wurde ersatzweise gejagt und als Bushmeat verzehrt oder verkauft. Einziges Standbein Simbabwes blieb der Safari-Tourismus der hier günstigere Angebote fand als beispielsweise in Tansania, Botswana oder Südafrika. Als dann aber Teile der Bevölkerung aufgrund der wirtschaftlichen Not und Lebensmittelknappheit begannen gewildertes Fleisch zum Bestandteil ihrer täglichen Nahrung zu machen, sanken die Wildbestände rapide. Antilopen, Zebras, Gnus, Wildschweine aber auch Großwild wie Büffel, Giraffen und Elefanten verendeten in den Schlingen der Wilderei oder wurden erschossen anstatt sich vor den Kameras westlicher Touristen zu präsentieren. Stück für Stück verursachte Mugabes Politik eine Wirtschaftskatastrophe die zu Beginn des neuen Jahrtausends eine Mehrheit der Bevölkerung in Elend und Not trieb.

Außenpolitisch isolierte sich der Diktator von Jahr zu Jahr immer mehr durch seine hasserfüllten Statements zur amerikanischen und britischen Regierung. Die europäischen Kolonialmächte würden Simbabwe immer noch bedrohen, wirtschaftliche und politische Fesseln wolle man dem Land anlegen wollen um es wieder zu versklaven. HIV sei eine vom Westen entwickelte Seuche die dazu diene Afrika zu entvölkern. Homosexualität bezeichnete Mugabe mehrfach als teufliche Krankheit die bekämpft werden müsse. Sehr schnell katapultierte sich das simbabwische Regime ins internationale Abseits und stand ohne größere Verbündete und verheerender Weise auch ohne Wirtschaftspartner in der Reihe der Staaten der „Achse des Bösen“. Condoleeza Rice nannte Simbabwe einen der dunkelsten Flecken der Erde, vergleichbar mit Nordkorea, Weißrussland und Myanmar. Lediglich China bot sich Mugabe als Partner an, lieferte Material, Logistik, Waffen und Arbeitskräfte gegen Schürfrechte und Bodenschätze. Ausländische Güter zu erwerben fällt dem ruinierten Land immer schwerer weil die eigene Währung der Zimbabwe Dollar auf einer Kurstalfahrt unaufhörlich der Inflation unterliegt.
Simbabwe im Jahr 2009: über 5 Millionen Simbabwer leben in Armut und in dramatischen, menschenunwürdigen Lebensbedingungen, riesige Slums wuchsen rund um die größten Städte des Landes, Trinkwasser- und Stromversorgung stehen kurz vor dem Zusammenbruch, Lebensmittel sind Mangelware geworden, Supermarktregale sind leer,
müssen wochenlang müssen Geschäfte auf Lieferungen warten, Löhne und Gehälter werden nicht mehr gezahlt, die Arbeitslosigkeit liegt bei 90%, HIV verbreitet sich wie ein Lauffeuer, Kriminalität ist Alltag, unabhängige Medien existieren nicht mehr, die Meinungsfreiheit wurde erstickt, die Zentralbank des Landes gibt jede Woche neue Geldscheine heraus weil die Inflationsrate rekordartig in den Himmel schießt und nach Angaben von Experten bereits im Milliarden-Prozentbereich liegt. Und als wäre all dies nicht schon genug Leid für die Menschen in Simbabwe brach vor wenigen Monaten auch noch die Cholera aus die mittlerweile zehntausende Opfern gefordert hat und aufgrund der Flüchtlingswelle in Richtung Südafrika auf das Nachbarland übergegriffen hat.

Angesichts dieses fast schon beispiellosen Staatskollapses erscheint es unglaublich dass sich Robert Mugabe immer noch an der Macht halten kann. Internationale Kräfte hatten es innerhalb von 20 Jahren nicht geschafft seiner Terrorherrschaft ein Ende zu setzen.
Der Diktator terrorisierte, quälte und ermordete sein eigenes Volk, vertrieb hunderttausende weiße Afrikaner aus ihrer Heimat und wirtschaftete eine blühende Agrargroßmacht auf dem Kontinent in Grund und Boden. Die Tatsache dass er heute, 29 Jahre nachdem er Präsident Simbabwes wurde immer noch an dieser Position ist kann nicht anders gewertet werden als das totale Versagen der internationalen Gemeinschaft. Mehrfach rief man Simbabwe in der UN zu demokratischen Wahlen auf, zur Einhaltung demokratischer Grundsätze und der universellen Menschenrechte. Nichts wurde befolgt, die politische Elite des Staates blieb von Sanktionen und der Passivität des Westens verschont und lebt den luxuriösen Lebensstil der afrikanischen Despoten während die Massen verhungern und an Seuchen sterben.
Verständlich ist dass die Simbabwer Morgan Tsvangirai feiern wie einen Erlöser, sein langer politischer Kampf gegen seinen einstigen Parteigenossen Mugabe war letztendlich erfolgreich aber nur ein temporärer Phyrrussieg. Er ist verdammt dazu an Mugabes Seite dem weiteren Verfall seines Landes zusehen. Schlimmer kann es für Ex-Rhodesien kaum noch kommen, die nächste Stufe wäre ein Bürgerkrieg und Einfallen staatlicher Strukturen nach kongolesischem oder somalischem Vorbild. Simbabwe hilft im Moment keine Demokratie, keine Regierungskoalition und kein leicht gezähmter Robert Mugabe mehr, der Staat wartet wie ein verblutendes Tier auf den erlösenden Gnadenschluss. Zu lange hat man die Simbabwer leiden, und das Schicksal seinen Lauf nehmen lassen. Jetzt muss das Land vom Grund auf neu aufgebaut werden, ohne den Diktator und seine Helfershelfer, ohne das Zutun der südafrikanischen Regierung unter ANC, ohne nationalistische afrikanische Parteien. Ruhe in Frieden, Simbabwe.

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