Wednesday, June 30, 2010

Hacker greift Dschihad-Webseiten an


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in engagierter Hacker hat dschihadistischen Propaganda-Webseiten den Krieg erklärt. WELT Online berichtet:

Hacker macht Jagd auf Online-Dschihadisten

Seit Monaten lässt ein Hacker islamistische Webseiten abstürzen. WELT ONLINE sprach mit dem "Joker" über seine Beweggründe.

von Florian Flade

Ein mysteriöser Hacker macht seit Monaten erfolgreich Jagd auf islamistische Internetseiten. Er nennt sich der „Joker“, und kaum eine Internetseite, auf der radikale Islamisten ihre Propaganda verbreiten, ist vor ihm sicher. Aus Furcht vor Rache will der Mann weder seinen Namen nennen noch sonst irgendwelche Angaben zu seiner Identität machen.

Prominenteste Opfer des Hackers sind der libysche Diktators Muammar al-Gaddafi und die Taliban. Am 14. Juni diesen Jahres attackierte der „Joker“ zum wiederholten Mal die offizielle Taliban-Internetpräsenz.

„Ausgeschaltet für 30 Minuten, aufgrund der Online-Anstiftung junger Muslime zum gewaltsamen Dschihad“, so das Urteil des Hackers, der über Twitter mit seinen Erfolgen prahlt. Ende Februar meldete der „Joker“, er habe die Internetseite von Libyens Staatschef Gaddafi gehackt und eine Stunde lang abschaltet. Grund dafür sei Gaddafis „Aufruf zum Dschihad gegen die Schweiz“, schrieb der Hacker.

Um die Vertreter des Online-Dschihad außer Gefecht zu setzen, nutzt der „Joker“ eine eigens kreierte Software. Sie lässt die dschihadistischen Internet-Plattformen innerhalb weniger Minuten zusammenbrechen und schaltet sie ab. Wie lange die Terrorseiten offline bleiben, entscheidet der „Joker“ selbst.

WELT ONLINE: Wenn Sie sich selbst beschreiben müssten: Wer sind Sie?

Joker: Ich bin ein ehemaliger Militärangehöriger. Das ist alles, was ich verraten kann.

WELT ONLINE: Was machen Sie genau?

Joker: Ich will die Internetaktivitäten der Dschihadisten stören. Sie haben begriffen, dass sie sogenannte „home-grown-Terroristen“ komplett über das Internet rekrutieren, ausbilden und steuern können. Die Web-Rekrutierung zielt auf junge, technisch versierte Muslime ab, die iPod-Generation. Wenn diese Internetseiten nicht mehr vertrauenswürdig sind, sinkt die Zahl der potenziellen Rekruten. Aus sicherheitsrelevanten Gründen wäre es dumm von mir, zu viele Informationen über mich preiszugeben.

WELT ONLINE: Warum greifen Sie gezielt islamistische Internetseiten und Foren an?

Joker: Ich greife Websites an, die Dschihad-Propaganda, Rekrutierung, Ausbildung und Organisation betreiben. Sie stellen nicht nur eine Bedrohung im Internet dar, sondern auch die größte Einzel-Bedrohung für die reale Welt. Macht man diese Methoden der Terror-Kommunikation unzuverlässig, werden sie nutzlose, ineffektive Werkzeuge.

Hasspredigt von Deutschen in Afghanistan

WELT ONLINE: Wann haben Sie begonnen Dschihad-Webseiten zu hacken?

Joker: Ich habe diese Kampagne am 1.Januar 2010 begonnen.

WELT ONLINE: Was ist Ihre Motivation?

Joker: Hauptsächlich weil kein anderer die Bedrohung ernst nimmt. Es gibt viele Blogger und Sicherheitsanalysten, die einen guten Job bei der passiven Berichterstattung machen, aber ich bevorzuge eine direktere Herangehensweise. Dass ich jeden Angriff twittere, dient dazu, die Moral der Webseiten-Betreiber zu untergraben. Außerdem macht es die Antiterror-Behörden auf sie aufmerksam.

WELT ONLINE: Sind Ihnen die politischen Ereignisse in den realen Konflikt-Gebieten bekannt oder interessieren Sie sich nur für die Internet-Bedrohung?

Joker: Als Ex-Soldat weiß ich sehr genau, was in den Konfliktgebieten passiert. Seit ich nicht mehr auf der Gehaltsliste der Regierung stehe, begreife ich immer stärker, dass das Internet sehr schnell die nächste Frontlinie wird – ein sehr reales Schlachtfeld. Die Bedrohungen im Internet sind oft identisch mit denen in der realen Welt, weil das Internet mehr und mehr in die Infrastrukturen und Geschäftssysteme integriert wird. Diese werden die nächsten Ziele von Terroristen sein, mit hohem Wert und wenig Risiko für die Angreifer.

WELT ONLINE: Gab es ein bestimmtes Ereignis, das Ihr Interesse ausgelöst hat, Dschihad-Websites zu attackieren?

Joker: Nein, es gab kein bestimmtes Ereignis. Mit Blick auf die Nachrichten habe ich bemerkt, dass immer mehr inländische Terrorpläne von radikalisierten Bürgern des jeweiligen Ziellandes ausgeführt wurden. Ich kam zum Schluss, dass sie über das Internet rekrutiert, ausgebildet und gesteuert werden, denn es ist billig und relativ sicher. Also begann ich, ein wenig nachzuforschen. Der Rest ist Geschichte.

WELT ONLINE: Welche war die erste Dschihad-Website, die Sie abstürzen ließen?

Joker: Das erste Ziel war die Website der afghanischen Taliban. Sie diente dazu Propaganda zu verbreiten und zu gewaltsamem Dschihad aufzurufen. Ich habe die Seite am 1. Januar 2010 das erste Mal abgeschaltet. Seit dieser Zeit machen mich viele Leute auf Websites aufmerksam, die ich dann auf ihre Gefährlichkeit überprüfe, bevor sie auf meiner Hit-Liste landen.

WELT ONLINE: Warum schalten Sie dschihadistische Internetseiten nur für einen begrenzten Zeitraum ab?

Joker: Ich könnte viele dauerhaft abschalten, aber das wäre unverantwortlich, denn viele offizielle Anti-Terror-Behörden sind auf diese Seiten angewiesen, um an Informationen zu gelangen.

WELT ONLINE: Lässt sich beobachten, welche Auswirkung Ihre Aktivitäten auf die Dschihad-Propaganda hat?

Joker: Ja, sie stiftet Verwirrung. Wenn die Internetseiten-Betreiber alles und jeden doppelt überprüfen müssen, behindert das ihr Vorgehen. Einige Seiten haben sich selbst abgeschaltet, weil sie nach Schlupflöchern im System suchen und Einlog-Dateien analysieren um weitere Treffer zu verhindern. Während dies geschieht, sind die Seiten für die Dschihadisten nicht abrufbar.

WELT ONLINE: Was ist Ihr endgültiges Ziel?

Joker: Anfangs war es nur eine Herausforderung, aber es ist ernster geworden. Nachdem ich einige Morddrohungen bekommen habe, habe ich mich entschieden, weiterzumachen und mir aktiv neue Ziele zu suchen. Das langfristige Ziel ist, mit den Servern, Systemen und Methoden der Online-Islamisten zu spielen, bis sie nicht mehr wissen, wem sie vertrauen können. So wird das Internet zum ineffektiven Werkzeug für sie.

WELT ONLINE: Warum haben Sie das einflussreichste Dschihad-Forum bislang verschont?

Joker: Ich bin froh, dass mir diese Frage gestellt wird. Indem ich bestimmte Seiten nicht attackiere, dafür aber andere hart treffe, treibe ich die Online-Dschihadisten zusammen. Die Leute lassen sich leicht abbringen wenn eine Webseite immer wieder on- und offline ist. Sie wandern zu vertrauenswürdigeren Seiten ab. Dies schafft einen Trichter-Effekt und treibt sie in einen kleineren Raum, den man leichter überwachen kann.

WELT ONLINE: Haben die Dschihad-Propagandisten Angst vor Ihnen und Ihren Aktionen?

Joker: Meine Botschaft ist recht simpel: Wenn die Online-Islamisten nicht verängstigt sind - super. Das macht meinen Job einfacher. Falls sie verängstigt sind – seid weiter verängstigt, denn das war noch lange nicht alles. Wartet ab, bis sie eine Ladung von dem bekommen, was noch in meinem Programmier-Kochtopf schwelt.

WELT ONLINE: Werden Sie von Regierungen oder Geheimdiensten unterstützt?

Joker: Im Moment arbeite ich komplett alleine, ich habe keinerlei Verbindungen oder Beziehungen zu irgendwelchen Regierungsbehörden.

WELT ONLINE: Sind Sie enttäuscht, dass die US-Regierung, die CIA oder andere Ihre Arbeit nicht unterstützen?

Joker: Einfache Antwort: Nein. Einsame Wölfe arbeiten schneller, fressen mehr und sind schwieriger zu verfolgen und zu fangen.

WELT ONLINE: Haben Sie Kontakt zu anderen Leuten, die Dschihad-Webseiten hacken?

Joker: Ich habe keinen Kontakt zu anderen Hackern. Ich arbeite alleine. So ist es viel sicherer.



http://www.welt.de/politik/article8236634/Hacker-macht-Jagd-auf-Online-Dschihadisten.html


Sein Twitter Account ist "Jester" NICHT Joker:

http://twitter.com/th3j35t3r

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