Nur etwa zwei Stunden nach dem Selbstmordanschlag gegen die deutsche Botschaft in Kabul, welches glücklicherweise relativ glimpflich verlief, wurde in diversen islamistischen Internetforen ein Video veröffentlicht das die deutschen Behörden knapp 24 Stunden später als authentisch, gefährlich und von „neuartiger Qualität“ einschätzen. Titel: „Ein Sicherheitspaket für Deutschland – von Abu Talha dem Deutschen“.
Im 30minütigen Video das von Al Qaidas Medienabteilung, der „As Sahab Productions“ produziert wurde und tatsächlich für islamistische Propagandafilme eine hohe Qualität sowohl in Bild als auch in der Aufmachung aufweist, ist ein vermummter Mann zu sehen, der ganz offensichtlich die deutsche Sprache perfekt beherrscht. Das erste Mal seit Beginn des „Krieges gegen den Terror“, an dem die Bundesrepublik durch Bundeswehreinsätze in Afghanistan, Djibouti und Libanon beteiligt ist, ist Al Qaida eine Drohung an die deutsche Regierung und Bevölkerung ein komplettes Video wert.
Ausführlichst erklärt der maskierte Mujahed, der nach Titel des Videos den Kampfnamen „Abu Talha der Deutsche“ gibt, weshalb sich Deutschland im Visier des internationale Dschihad befinde. Man sei „naiv“ und „fehlgeleitet“ wenn man in der BRD glaube Al Qaida würde Deutschl
and verschonen. Mit dem Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, der Tötung von Zivilisten und generell der militärischen Unterstützung für die amerikanischen Kreuzfahrer habe sich Deutschland zum Feind der Muslime gemacht. Hinzu komme die Unterstützung der Bundesregierung für Israel, besonders jetzt in Zeiten des Gaza-Krieges.
Auf mathematischer Logik beruhend seien Ursache und Wirkung zu verstehen wird erklärt. Ein Anschlag in Deutschland sei unausweichlich, es sei nicht die Frage ob Al Qaida zuschlage oder nicht, sondern lediglich wann dies passieren werde. Er selbst, so der Sprecher, habe bereits seit 1993 den Wunsch sich als Märtyrer für Allah zu opfern und sich in die Luft zu sprengen.
Neben all den Drohungen und Anschuldigungen des anscheinend sehr gut informierten, recht gebildeten jungen Mannes muss man das Material als brisant einstufen da der Sprecher ganz eindeutig aufzeigt dass die deutschen Behörden ihn kennten bzw. kannten und um seine Motivation wussten. Der Bundesverfassungsschutz habe sich eines Tages bei ihm gemeldet, so Abu Talha, und ein Treffen wurde vereinbart, im Maritime-Hotel in Bonn. Zwei Männer des Verfassungsschutzes habe er dort getroffen, einer von ihnen, Tilo Karov mit Namen (Dienstausweis), habe Arabisch mit deutschem Akzent gesprochen. Dieser habe deutlich gemacht dass sein Amt kein polizeiliches sei, dass er also weder Waffe tragen, noch Drohungen aussprechen dürfe. Abu Talha sei dann angeworben worden, da er als zweisprachiger Muslim für den deutschen Staat große Dienst leisten könne. Auf die Frage des Beamten was er denn im Irak gemacht habe, antwortete der Sprecher nicht, woraufhin man ihm mit Haft drohte. Hier nennt der Vermummte den Namen „Harrach“, welcher der korrekte Nachname des Dschihadisten ist. Wie so oft in der dschihadistischen Szene handelt sich es bei „Abu Talha al Almani“ nur um einen Kampfnamen der nur Auskunft gibt über die Nationalität des Gotteskriegers. Beekay Harrach, so ist aus Quellen des Verfassungsschutzes zu hören, sei der vollständige Name des etwa 30jährigen gebürtigen Marokkaners, der wohl einige Zeit (2002-2004) an der Fachhochschule in Koblenz Wirtschaftsmathematik und Lasertechnik studiert hat und in Bonn wohnhaft war. 2004 sei er dann in den Irak gereist um dort gegen die US-Truppen zu kämpfen. Als er danach nach Reisen einreiste wurde er verhaftet und saß einige Zeit in einem syrischen Gefängnis. Anfang des Jahres 2007 verließ Harrach schließlich Deutschland in Richtung Pakistan von wo aus er in die Stammesgebiete an der afghanisch-pakistanischen Grenze gelangte. Hier anscheinend nahm er Kontakt zu den höheren Kreisen der Al Qaida Führung auf, die sicherlich die Anweisung zur Produktion des recht aufwendigen Videos gaben. Anscheinend folgten dem Islamisten im Frühjahr 2008 auch seine zum Islam konvertierte deutsche Frau und sein wenige Monate altes Kind in die Region rund um Nord- und Südwaziristan.
Wie aus den Angaben verschiedener Medien zu entnehmen ist wussten die deutschen Behörden um die Kontakte und Motivationen Beekay Harrachs schon bevor er sich in die Bergregion am Hindukusch absetzte und dort heute wohl zu den wichtigeren Personen in der Al Qaida Führung gehört. Laut eigener Aussage Harrachs wusste zumindest der Verfassungsschutz von seinem Aufenthalt im Irak. Es bestand kein Zweifel dass „Abu Talha“ ein Anhänger der Al Qaida Ideologie ist und den bewaffneten Dschihad gegen die Ungläubigen nicht nur befürwortet sondern anscheinend auch praktiziert hat. Wie lange er schon unter Beobachtung der Sicherheitsorgane stand kann man nur vermuten, aber wenn bereits 1993 der dringliche Wunsch bestand ein Selbstmordattentat zu verüben dürfte Herr Harrachs Dschihad-Bertreiben nicht erst 2004 begonnen haben.
Seine Biografie zeigt das Versagen verschiedener Behörden und eben auch der Politik. Falls das was die wenigen Details aus dem Leben Beekay Harrachs vermuten lassen der Wahrheit entspricht handelt es sich um einen durch und durch fanatisierten Salafisten der dem militanten Islam anhängt und Dschihad als Pflicht betrachtet. Leute wie er lassen Geheimdienstler unruhig schlafen. Hochgradig motivierte, intelligente Fanatiker die es perfekt verstehen sich in westlichen Gesellschaften zu bewegen, mehrsprachig sind, und selbst die praktische Ausführung ihrer krankhaften Ideologie nicht fürchten sondern anstreben. Jene Dschihad-Veteranen des Irakkrieges bereiten den europäischen Behörden die größten Sorgen. Diejenigen die sich nicht bei einem Selbstmordattentat gegen US-Truppen und deren Verbündete opfern, von der US-Armee getötet oder gefangen genommen werden und wieder in ihre Heimatländer zurückkehren bilden ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential. Ihre Rückkehr in europäische Staaten müsste verhindert werden und darf nicht als unwichtiger Nebeneffekt abgetan werden. Arabische Staaten inhaftieren die ihnen bekannten „Dschihad-Touristen“ sofort nachdem sie wieder einen Fuß nach Saudi-Arabien, Syrien, Ägypten oder Tunesien setzen, weil man dort um die Bedrohung weiß die diese ausbildeten, radikalisierten Terroristen darstellen. Deutschland hätte im Fall Harrach ähnlich reagieren müssen. Ein junger Muslim der in den letzten Jahren in den Irak reiste und unter dubiosen Umständen in einem syrischen Knast landete war nicht auf Familienbesuch oder Sightseeing-Tour im Zweistromland, sondern praktizierte dort den lang ersehnten Dschihad gegen die ungläubigen Besatzer. Anstatt Harrach in Haft zu nehmen bot man ihm, falls seine Aussagen korrekt sind, sogar einen Job als Agent, Spitzel, Mittelsmann oder was auch immer, in der islamistischen Szene an. Laut Harrach sollte ihm die Arbeit mit einem Stundenlohn von 200€ entlohnt werden. Als er dieses Angebot ablehnte, verloren die Behörden mutmaßlich seine Spur bis er wieder vor knapp einer Woche in der besagten Internetbotschaft auftauchte, Dschihad gegen Deutschland predigt, den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan fordert und Osama bin Laden preist.
Es stellt sich die Frage: Wieso kam dieses Video jetzt? Deutschland ist Teil des ISAF-Kontingents seit Beginn des Einsatzes im Jahr 2002. Wenige Monate nach Stationierung der ersten Bundeswehreinheiten in Kabul bombte bereits ein saudischer Selbstmordattentäter einen Bundeswehrbus und tötete mehrere Soldaten. Von Anfang an war klar dass das deutsche Militär Ziel von Al Qaida, Taliban & Co ist und bleibt, niemand hatte ernsthaft daran gezweifelt. Aussagen der Regierung wonach „keine Kampfeinsätze“ sondern lediglich „humanitärer Einsatz im Zuge der Befriedung und des Wiederaufbaus“ Teil der Bundeswehrarbeit seien trösteten da wenig und ändern nichts an der Tatsache dass die islamistische Bewegung alle NATO-Truppen in Afghanistan und deren Zusammenarbeit mit den USA als Ziel betrachtet, egal ob nun kanadisch, britisch, deutsch, australisch oder spanisch. Verstärkt wurde das Engagement der ohnehin schon überstrapazierten Bundeswehr mit der Stationierung außerhalb Kabuls, in neuen Außenlagern im nördlichen Mazar i-Sharif und Kunduz, sowie durch die umfangreiche Bereitstellung der Luftaufklärung durch deutsche Tornado-Kampfflugzeuge und den Einsatz der Spezialeinheit KSK in diversen Regionen des Landes. Mehr und mehr rückt die Bundesrepublik in das Visier der Dschihad-Kämpfer, nah und fern. Eine herausragende Besonderheit stellt jedoch die Tatsache der neuen Videodrohung nicht da. Der gezeigte Gotteskrieger spricht fließend Deutsch, das dürfte allerdings nur diejenigen beeindrucken die sich mit der Thematik des internationalen Dschihad nicht umfangreich auseinandergesetzt haben. Al Qaida ist tatsächlich wie Peter Scholl Latour einmal sagte, eine Organisation der „grünen (islamischen) Brigaden“ aus aller Herren Länder. Deutsche Staatsbürger und Konvertiten kämpfen mit großer Wahrscheinlichkeit seit den Anfängen des modernen Dschihad sprich des Krieges gegen die Sowjetunion in Afghanistan in den 1980er Jahren auf Seiten der Mujaheddin. Dies setzte sich Anfang und Mitte der 1990er Jahre auf dem Balkan fort wo hunderte, wenn nicht tausende Islamisten aus der ganzen Welt zusammenkamen und einen „heiligen Krieg“ gegen die serbischen Massenmörder ausriefen.
Wirklich überraschend und erstaunlich bleibt nichtsdestotrotz die Tatsache dass „Abu Talha der Deutsche“ kein bloßer Fußsoldat der Al Qaida zu sein scheint sondern höhere Positionen innerhalb des sehr losen Netzwerkes einzunehmen scheint, sonst hätte man ihn wohl kaum eine 30minütige Videonachricht verfassen lassen die aus der Feder der gleichen Leute kommen mag die auch diverse Botschaften Bin Ladens und Ayman Zawahiris kreativ bearbeiten und veröffentlichen.
1 comment:
Ad "Deutschland hätte im Fall Harrach ähnlich reagieren müssen."
Gemeint ist ähnlich wie Syrien und Saudi Arabien, die Verdächtige oder Verdächtigte ohne jegliche Rechtsgrundlage einsperren egal ob Sie nun Terroristen sind oder nicht.
Obiger Vorwurf an die Deutschen Behörden ist ein klarer Rechtsbruch und die Aufforderung die Menschenrechte zu mißachten. Wenn Abu Talhal nach seiner Rückkehr nach Deutschland kein Verbrechen nachzuweisen war, so bestand rechtlich keine Möglichkeit ihn zu verhaften. Eine Präventivhaft für möglicherweise in Zukunft straffällige ist nur in einem Regime, wie es die El Kaida oder der Autor des Artikel anstreben möglich, nicht aber in einem Rechtsstaat
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