Wieder ein Terrorvideo aus der Region Afghanistan-Pakistan, wieder ein maskierter Sprecher der auf Deutsch mit Anschlägen gegen die Bundesrepublik droht. Benutzen die Jünger Bin Ladens vermehrt die deutsche Sprache weil sie glauben wir verstünden ihre Botschaften nicht? Zuviel sollte man nicht hinein interpretieren, die notwendige Vorsicht ist dennoch geboten.
Sie kommen mittlerweile im Wochentakt, die islamistischen Propagandavideos mit Bezug auf Deutschland und die Stationierung der Bundeswehr in Afghanistan. Zunächst stürzten sich die Medien im Herbst 2008 auf zwei Videobotschaften aus den Bergen Zentralasiens in denen ein deutscher Konvertit, ein 20jähriger Saarländer namens Eric B. alias „Abdel Ghaffar al Almani“, der erst im Januar 2007 zum Islam konvertiert war und seitdem eine rasante Radikalisierung durchgemacht haben muss, die ihn vom unauffälligen Schüler aus Neunkirchen zum überzeugten Dschihadi werden ließ. Mittlerweile wird dieser in Deutschland rekrutierte, selbsternannte Gotteskrieger polizeilich und geheimdienstlich gesucht, seine Anschlagsdrohungen gegen die Bundesrepublik werden ernst genommen wobei sein Aufenthaltsort höchstwahrscheinlich immer noch die Bergregion im Grenzgebiet zu Afghanistan ist. Zusammen mit seinem deutsch-libanesischen Freund Houssein al-M. reiste „Abdel Ghaffar der Deutsche“ über Ägypten in die Ausbildungslager der „Islamic Jihad Union“ (IJU), einer islamistischen Organisation die ihren Ursprung in Usbekistan hat und eine Folgeerscheinung des Afghanistankrieges der 1980er Jahre ist. Mujaheddin dieser Vereinigung trainieren und kämpfen seitdem auf dem Schlachtfeld Afghanistan/Pakistan gegen US-Truppen, das internationale NATO-Kontingent und deren einheimische Verbündete. In regelmäßigen Abständen veröffentlicht die IJU Propagandavideos die aber von der Qualität her ein niedrigeres Niveau aufweisen als die Al Qaida Video der As Sahab Production.
Heute nun tauchte ein weiteres, halbstündiges Video der Islamic Jihad Union auf, Anlass diesmal der israelische Krieg gegen Gaza und die Untätigkeit des Westens. Gezeigt werden dramatische Bilder aus den Palästinensergebieten, verletzte und getötete Kinder, Zivilisten die von israelischen Soldaten misshandelt werden und immer wieder das Bild der Jerusalemer Al Aqsa Moschee. Erst zum Ende hin spricht der schwarz-maskierte, deutschsprachige Islamist. Wo sei Frau Merkel und ihr Kabinett während der israelischen „Massaker“ in Gaza gewesen, wo sei Amerika gewesen und die Menschenrechte. Deutschland und die anderen Verbündeten der USA würden bekämpft werden durch die Mujaheddin der Islamic Jihad Union und für das Jahr 2009 halte man einige „Überraschungspakete für die Besatzungsmächte“ bereit.
Der deutsche Islamist ist nicht der einzige Ausländer in der Runde der bewaffneten Kämpfer, die allesamt amerikanische Militäruniformen tragen, wie sie mit stolz betonen, oder zumindest Jacken mit ähnlichem Tarnmuster wie das der US-Armee. Andere Mitglieder der IJU kommen ebenfalls zu Wort, sprechen u.a. Türkisch und Russisch, eine internationale Truppe des Dschihad, viel kleiner als die Al Qaida Truppen, aber ähnlich entschlossen und fanatisch.
Ändert sich durch das vermehrte Auftauchen der Propagandafilme mit deutschsprachigen Mujaheddin die Gefahrenlage in der BRD? Von offizieller Seite, BKA, Verfassungsschutz und BND heißt es man beobachte die Lage, analysiere die Gefahr die von den bekannten Personen aus der islamistischen Szene ausgehe und betone immer wieder dass Deutschland längst im Visier der Dschihad-Terroristen sei. Insgesamt dürfte oft man in diesen Kreisen ein Gefühl des Aufatmens empfinden, denn diese Personen befinden sich (noch) weit entfernt, in einer auch für sie lebensgefährlichen Region, einem Kriegsschauplatz an dem tagtäglich Personen aus ihren Reihen erschossen, weggebombt und inhaftiert werden. Solange sich Eric B., Bekaay Harrach, Houssein al-M. und andere noch irgendwo im Niemandsland entlang der afghanisch-pakistanischen Grenze aufhalten, geht von ihnen in Deutschland selbst keine unmittelbare Gefahr aus.
Die in den Trainingslagern in den pakistanischen Stammesgebieten und im südlichen Helmand Afghanistans erlernten Fähigkeiten zum Bombenbau müssen hingegen die Alarmglocken deutscher Behörden auslösen. Durch ihre Reise in die Ausbildungsstätten des modernen Dschihad werden aus den anfänglich oft naiven, unfähigen dennoch absolut überzeugten und todeswilligen Terror-Anwärtern geschulte, schlachterprobte, fanatisierte, potentielle Selbstmordattentäter oder neue Rekrutierer für den heiligen Krieg.
Verhindert werden soll deshalb nicht unbedingt die Aktivität dieser jungen Männer in den Ländern ihres derzeitigen Aufenthalts, sondern stattdessen ihre Rückkehr in die ehemalige Heimat. Aus Sicht der Bundesregierung wäre es eher erstrebenswert den „deutschen Mujaheddin“ ihren ersehnten Tod auf dem Schlachtfeld Afghanistan oder Pakistan zu bereiten und damit die von ihnen ausgehende Bedrohung für Deutschland auszuschalten.
Um wen es sich letztendlich in der neusten Terrorbotschaft an die Bundesrepublik Deutschland handelt kann mit Gewissheit noch nicht gesagt werden, der Verdacht liegt nahe dass es sich um den gesuchten Houssein al-M. handelt, einem Kameraden von Eric B. der bereits in zwei Videos der Islamic Jihad Union auftauchte und ein großes mediales Echo in Deuschland auslöste. Wo sich der deutsche Konvertit im Moment aufhält kann jetzt nur noch gemutmaßt werden.
Warum taucht Eric B., der Vorzeige "German Mujahed" nicht in der aktuellsten Veröffentlichung der Islamic Jihad Union auf? Vielleicht starb er mittlerweile im Kampf gegen US- und andere NATO-Truppen, vielleicht verübte er ein Selbstmordattentat irgendwo zwischen Herat und Peshawar, wobei dann wahrscheinlich ein Video seiner Tat oder zumindest seine Abschiedsbotschaft ("martyr-will) veröffentlicht worden wäre. Fairerweise muss die Wahrscheinlichkeit erwähnt werden dass Eric B. an der Planung von Anschlägen in Deutschland beteiligt ist oder schon auf dem Weg zurück in die alte Heimat ist...
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