Friday, July 23, 2010

Hinter al-Qaidas Propaganda-Glanzstück steckt ein US-Amerikaner


Propaganda ist ein Massenphänomen der dschihadistischen Szene, ein Werkzeug tausender al-Qaida Sympathisanten und Unterstützer. Dennoch stechen einige, wenige Dschih@dis aus der Masse heraus. Sei es durch ihre Sprachgewandtheit, ihre Rhetorik, Fachwissen, Vokabulär, ihre Radikalität oder einfach durch die ästhetische Form ihrer Arbeiten. Dschihadistische Propaganda trägt daher in den meisten Fällen, oft unbewusst, die Signatur ihrer Macher, einen persönlichen Stempel der durch die kreative Arbeit im Erstellen und Bearbeiten von Videos, Tonbändern oder PDF-Dateien entsteht, und Wiedererkennungswert schafft.


Vor zwei Wochen publizierte der jemenitische Ableger der al-Qaida das erste rein englischsprachige Online-Magazin. Auf ca.70 Seiten präsentiert die Terrororganisation Interviews mit den Anführern der jemenitischen al-Qaida, einen Text des US-jemenitischen Dschihad-Ideologen Anwar al-Awlaki, eine detaillierte Stellungnahme zum versuchten Detroit-Anschlag des Nigerianers Omar Farouq Abdulmutallab und eine Schritt-für-Schritt Anleitung zum Bau einer Bombe ("Baue eine Bombe in der Küche deiner Mama").

Im wohl einflussreichsten arabischen Dschihad-Forum wurde das Magazin der jemenitischen al-Qaida als Propagandasieg gefeiert. Das Heft sei eine "digitale Märtyreroperation", die sehr hilfreich sei um den Dschihad und das notwendige Terror Knowhow weltweit zu verbreiten.

Dass hinter dem Online-Magazin Islamisten stehen, die muttersprachlich Englisch beherrschen wird dem aufmerksamen Leser nach wenigen Seiten bewusst. Formulierungen, Rhetorik und Satzbau entstanden nicht durch Übersetzungsprogramme oder mit Hilfe von Wörterbüchern, sondern basieren auf langjährigen Englisch-Kenntnissen.

US-Geheimdiensten stach das PDF-Dokument nicht nur aufgrund des brisanten Inhalts ins Auge, sondern vor allem durch die Aufmachung. Layout und Design ähneln einem islamistischen Blog, den ein junger US-Amerikaner bis vor kurzem von seinem Elternhaus an der amerikanischen Ost-Küste betrieb.

Samir Khan, ein in Saudi-Arabien geborener US-Staatsbürger, zog im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie nach Queens, New York. Nach eigener Aussage war er ein "gewöhnliches amerikanisches Kind", bis er mit 15 Jahren ein Ferienlager der "Islamic Organization of North America" besuchte. Khan entwickelte eine starke Religiösität und fühlte sich dem Salafismus verbunden. Er kleidete sich nicht mehr wie die anderen Teenager der John Adams High School im New Yorker Stadtteil Queens, sondern trug nur noch lange Gewänder und Häkelmütze. Moderate muslimische Jugendgruppen lehnte Samir Khan ab und schloss sich stattdessen der radikalen New Yorker Bewegung "Islamic Thinkers Society" an, die offen zum Dschihad gegen US-Truppen im Ausland aufruft und die Einführung der Sharia verlangt.

Im Jahr 2000 zog Khan´s Familie nach New Jersey und vier Jahre später nach Charlotte in North Carolina. Vom Elternhaus aus betrieb der heute 23jährige Islamist einen Blog namens "inshallahshahid", auf dem er radikales Gedankengut und Propaganda verbreite. Khan entwickelte sich zu einem der einflussreichsten islamistischen Blogger und wurde zu einer festen Größe der englischsprachigen Dschihad-Szene. Seine Texte in muttersprachlichem Englisch sprachen in erster Linie junge Muslime im Westen, insbesondere in den USA und Großbritannien an. Noch im vergangenen Jahr veröffentlichte Khan ein eigenes englisches Online-Magazin namens "Jihad Recollections", das in mehreren Ausgaben erschien.

Khans Blog wiederum diente den Machern des jemenitischen al-Qaida Magazins ganz offensichtlich als Vorbild. Die Aufmachung, der Stil und die Farbgebung sind überraschend ähnlich. Für die amerikanischen Nachrichtendienste scheint festzustehen dass Samir Khan nicht nur Inspiration für das Layout des al-Qaida Magazins war, sondern dass er selbst hinter der islamistischen Publikation steckt.

Im Oktober 2009 verschwand Samir Khan aus den USA und reiste in den Jemen. Sein Rückflugticket ließ der gebürtige Saudi inzwischen verfallen. Es ist davon auszugehen, dass sich Khan der jemenitischen al-Qaida angeschlossen hat und in deren Propaganda-Werkstätten tätig ist. Aus dem New Yorker Blogger ist ein Vollzeit-Propagandist im Auftrag Bin Ladens geworden, dessen Meisterstück seine Wirkung augenscheinlich nicht verfehlt hat.

Aus der amerikanischen Heimat Khans heißt es mittlerweile, man prüfe ob dem Online-Islamisten die US-Staatsbürgerschaft entzogen werden könne.

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