Tuesday, November 10, 2009

Wetten werden angenommen... Wann kommt der nächste Krieg?


Die Säbel rasseln lauter denn je, und zwar auf beiden Seiten des Atlantik.
Im Nahen Osten herrscht immer eine gewisse Ruhe vor dem Sturm. Beobachter warten nur darauf bis sich eine neue Runde im Kampf zwischen Israel und den Palästinensern ankündigt, eine zweite Runde Gaza vielleicht oder eine neue Intifada aus der Westbank.
Doch dort scheint erstmal Ruhe eingekehrt zu sein, Hamas bekämpft salafistische Gegner in Gaza, die Fatah versucht sich neu zu ordnen und alles wartet gespannt auf eine Geste Obamas die wieder frischen Wind in die Segel des Nahost-Friedensplan bringt.


Im Norden aber brodelt es. Vor einer Woche erst brachten Spezialeinheiten der israelischen Navy einen Frachter auf, der aus dem Iran tonnenweise Kriegsmaterial an Hisbollah liefern wollte. Noch auf hoher See stürmten die Israelis das Schiff und brachten es nach Israel, wo in geradezu demütigender Weise Waffen und Munition vorgeführt wurden, die das Mullah-Regime von Teheran an ihre libanesische Fremdenlegion geschickt hatte.
Dass Hisbollah aufrüstet ist längst bekannt, offiziell geht Israels Geheimdienst sogar davon aus dass die Schiiten-Miliz wieder alte Stärke gewonnen und neue Kraft getankt hat, genug um den nächsten Krieg mit dem verhassten Judenstaat zu überstehen.

Beinahe wöchentlich dringen neue Aussagen israelischer Geheimdienstler an die Öffentlichkeit. Von zehntausenden neuer Kurzstreckenraketen in den Hisbollah-Arsenalen ist da die Rede, von ganzen Raketenbatterien, die mehrere hundert Kilometer Reichweite besitzen, damit auch Tel Aviv und den Nuklearrektor von Dimona in der Negev erreichen könnten.
Innenpolitisch hat sich Hisbollah mit den Wahlsiegern der Hariri-Partei geeinigt, zwei Hisbollah-Minister wird es zukünftig im libanesischen Kabinett geben, trotz der herben Niederlage bei der Parlamentswahl im Frühjahr.
Kam dieser überraschend schnelle Schritt, die Einwilligung das Angebot des Hariri-Sohns anzunehmen, weil man die innenpolitschen Wogen geglättet haben möchte, bevor der nächste Krieg mit Israel droht? Fest steht bis jetzt nur, Hisbollah will nichts dem Zufall überlassen. Seit dem blutigen Schlagabtausch 2006 hat die "Partei Gottes" ihre Wunden geleckt, der Ziehvater Iran hat kräftige Unterstützung geleistet um Bunkeranlagen neu aufzubauen und Waffenlager wieder zu füllen.

In der Zedernrepublik will man nichts dem Zufall überlassen. Man rechnet immer mit dem Schlimmsten, hofft dabei das beste. Hisbollahs Chef Nasrallah hat noch die Mughniyeh-Rechnung mit Israel offen. Der Mord am ehemaligen Militärchef der Hisbollah ist noch nicht gerächt, alle Versuche der Organisation Israel Schaden zuzufügen verliefen in den vergangenen Jahren erfolglos. Ein israelisches Luftwaffenkommando zerstörte einen Konvoi voller Waffen für Hamas, als dieser sich auf dem Weg durch die sudanesische Wüste befand. In Syrien attackierte Israel eine geheime Nuklearanlage völlig überraschend und stellte damit Assads Atompläne bloß. Hinzu kommt ein mysteriöser Flugzeugabsturz nahe Teheran, bei dem ungewöhnlich viele Angehörige der iranischen Revolutionswächter starben, möglicherweise transportierte das Flugzeug auch Material für Hisbollah.

Derzeit jedenfalls stehen die Zeichen in Galiläa auf Krieg. Keiner scheint ihn zu wollen, alle tun ihr möglichstes um ihn herbeizureden. Schuld an einem Ausbruch der Gewalt wird sowieso immer die Gegenseite haben, was spielt es dann für eine Rolle wer tatsächlich den ersten Schuss abfeuert? Hisbollah ist nicht dumm und wird keine Provokation durchführen und den Konflikt eskalieren lassen.

Für Israel geht es um mehr. Der Süd-Libanon ist trotz UN-Stationierung von Blauhelmsoldaten, trotz der internationalen Truppe in den Gewässern vor der libanesischen Küste, ein Staat im Staat. Hier existiert der Iran im Miniatur-Format. Was dort in den Bunkern liegt, was auch zum Einsatz kommt, findet sich auch im tausende Kilometer entfernten Mullah-Staat wieder. Israel will dass Hisbollah die Karten auf den Tisch legt, und es will die Schmach des verlorenen Krieges von 2006 wieder wettmachen.

Damals regierten noch die Neocons der Bush-Ära im Weißen Haus, heute ist es ein schwarzer Demokrat. Wie Barak Obama auf eine neue Auseinandersetzung zwischen Israel und Hisbollah reagiert, ist eine äußerst spannende Frage. Die Solidarität mit Israel wird standhalten, auch wenn der jüdische Staat wieder einmal über die Grenzen seines Rechts auf Selbstverteidigung hinausschießt.

Egal welche Argumente das Ausland hervorbringt, egal welche Strategie Washington, London, Paris und Berlin zwischen Jerusalem und Beirut spielen, der Libanon ist und bleibt das permanente Opfer der israelischen Aggression - so jedenfalls die arabisch-muslimische Sicht. Niemand soll glauben Hisbollah rechne nicht mit einer Auseinandersetzung. Es dürfte Nasrallahs Jünger eher wundern weshalb es solange dauert bis Israel die Glocke zur Runde 2 schlägt. Kurz dem Rückzug aus dem Süd-Libanon 2006 hätte Israel der Hisbollah den Todesstoß versetzen können, stattdessen kam das Warten, die innenpolitischen Stürme der Entrüstung über die Fehler von Militär und Regierung.

Mit der Zurückhaltung gewann Hisbollah mindestens die alte Stärke zurück. Der Kampfeswille ist ungebrochen, der Säbelrasseln wird in Nahost nur zu gern mit Säbelrasseln beantwortet. Armer Libanon, wieder wirst du bluten müssen.

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