Wednesday, May 13, 2009

Next Stop: Quetta - Wo steckt Ayman al Zawahiri?



Niemand konnte ernsthaft glauben dass Pakistans Geheimdienst ISI, ein Apparat aus tausenden Spionen, Agenten und Informanten, keinerlei Hinweise auf den Verbleib von Osama Bin Laden und der restlichen Al Qaida Spitze nach dem 11.September 2001 hatte.
Schwere Gefechte rund um die Berge von Tora Bora zwangen den Terroristenführer und seinen Stellvertreter Ayman al Zawahiri über Gebirgspfade nach Pakistan zu flüchten. Das anliegende Gebiet der “Federal-Administrated Tribal Areas” kurz FATA bot sich der Al Qaida als idealer Rückzugsort an, die hier lebenden paschtunischen Stämme befolgen die heiligen Regeln der Gastfreundschaft und fühlten sich geehrt die als heldenhaft verklärten Araber in ihren Dörfern willkommen zu heißen. Jahrelang nun rätselt die Welt wo sich der Hintermann von 9/11 und sein Vize verstecken, Millionenkopfgelder (25 Millionen US$ für Zawahiri) konnten bisher keinen Erfolg bringen, die Jagd der CIA mit Predatordrohnen in den Stammesgebieten, die Arbeit des ISI und des pakistanischen Militärs scheint hoffnungs- und wirkungslos zu sein.
Speziell Osama Bin Laden machte sich rar, seine Videoauftritte wurden weniger, es gab kaum noch hinweise auf seinen Aufenthaltsort. Mehr Informationen kamen über den Verbleib von Zawahiri, Pakistans Geheimdienst hatte den Chef-Ideologen der Al Qaida wohl spätestens seit Mitte 2003 im Visier. Während Bin Laden mit aller Kraft versucht seinen Verfolgern so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen übt Zawahiri weiterhin praktisch seine Tätigkeit als Organisator des weltweiten Dschihad aus, er traf sich immer wieder in abgelegenen Dörfern Waziristans mit ranghohen Taliban-Führern und Gesandten islamistischer Gruppierungen aus Nordafrika, dem Kaukasus und Somalia. Bestimmt und selbstsicher, so hieß es vom ISI, trete der Ägypter auf, er sei auf Sicherheit bedacht, jedoch verhalte er sich nicht paranoid und übervorsichtig wie es beispielsweise der ehemalige irakische Al Qaida Emir Zarqawi. Bin Laden´s Stellvertreter sei weiterhin die treibende Kraft hinter vielen strategischen Entscheidungen, mahnte ein ISI Insider schon im August 2004, seine Bedeutung innerhalb der Al Qaida sei nicht nur auf propagandistische Wirkung beschränkt, sondern er gebe maßgeblich den Ton innerhalb des Terrornetzwerkes an.
Trotz dieser fast monatlich erworbenen Informationen über mögliche Aufenthaltsorte gelang es der CIA nicht ihn beispielsweise durch Drohneneinsätze zu töten. Zum ersten Mal versuchte man es am 13.Januar 2006 in der Provinz Bajaur. Predatordrohnen feuerten mehrere Raketen auf einen Gebäudekomplex im Dorf Damadola. CIA Informanten hatten berichtete Ayman al Zawahiri sei am Abend zum Essen mit einem lokalen Taliban-Führer verabredet gewesen, später stellte sich heraus dass bei dem Angriff zwar 60 Zivilisten, darunter Frauen und Kinder starben, das eigentlich Ziel jedoch an diesem Tag nie in Damadola erschien. Al Qaida´s Nr.2 entging seinen Häschern vielleicht nur knapp, die Drohnenangriffe die seit Jahren in den Stammesgebieten zum Alltag gehören zwangen ihn aber spätestens im August 2008 die Region zumindest zeitweise zu verlassen. Schon einen Monat später, Anfang September 2008 schlugen die amerikanischen Jäger erneut zu, US Spezialeinheiten landeten mit Helikoptern in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nahe der Ortschaft Angoor Adda in Süd-Waziristan und lieferten sich Feuergefechte mit mutmaßlichen Al Qaida Kämpfern. Wieder gelang es nicht einen der gesuchten Terrorführer ausfindig zu machen, sowohl Bin Laden als auch Zawahiri blieben verschwunden.
Regelmäßig tauchen seitdem Gerüchte auf der ägyptische Dschihad-Mentor sei außerhalb Pakistans gereist und habe sich in Somalia mit Führern der Shabaab-Organisation getroffen, mal wurde Zawahiri in Algerien gesichtet, mal im Irak. Den Geheimdiensten in Pakistan war klar dass er die Region nie verlassen habe, Berichte wonach er sich in der Millionenmetropole Karachi aufhalten soll wollten pakistanische Terror-Ermittler nicht bestätigen. Jetzt gab ein anonymer, hochrangiger ISI-Mitarbeiter in einem Interview mit einem pakistanischen Journalisten preis, dass Zawahiri Ende August 2008 über die Grenzstadt Zhob nach Afghanistan gereist sei und sich dort mit einer kleinen Zahl von Leibwächtern geschützt in einem 800-Seelen Dorf aufhielt, bevor er im Dezember 2008 oder Januar 2009 zurück in die nördlichen Stammesgebiete kam. Inzwischen seien Informationen aufgetaucht die belegen dass sich Zawahiri mit einer Gruppe von vier bis fünf ägyptischen Bodyguards in den Außenbezirken der Provinzhauptstadt Quetta aufhalten soll. Sich hier aufzuhalten wäre taktisch weitaus klüger als weiterhin in FATA Ziel der Drohnenangriffe zu sein, in den Gassen und Hinterhöfen Quettas wird die Jagd nach dem Bin Laden Vize zum Katz-und-Maus-Spiel für die Geheimdienste, eine Operation von Predatordrohnen oder geheime Einsätze der Special Forces gestalten sich hier unmöglich ohne große zivile Opferzahlen in Kauf zu nehmen.
Pakistans Geheimdienst bemüht sich sehr dem Islamistenführer auf den Versen zu bleiben, sie wissen inzwischen dass er sich traditionell gekleidet und sich den örtlichen Sitten anpasst wenn er unterwegs ist, immer beschützt von einem kleinen Kreis loyaler Anhänger denen er vertrauen kann.

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