Monday, August 16, 2010

Der "20.Attentäter" - Fotos von Ramzi Bin al-Shaibah aus Guantánamo


Ramzi Bin al-Shaibah war Osama Bin Ladens Kontaktmann in Hamburg. Er formierte die „Hamburger Zelle“ und zog im Hintergrund die Fäden für die 9/11-Anschläge. Jahrelang gab es keine aktuellen Foto-Aufnahmen des Guantánamo-Häftling –bis jetzt.




Der freundlich dreinblickende Mann sollte eigentlich längst tot sein. Er wollte einen Massenmord an Amerikanern begehen und dabei als Märtyrer sterben. Doch Ramzi Bin al-Shaibahs Plan ein Todespilot der Anschläge vom 11.September 2001 zu werden, scheiterte an der Bürokratie. Die US-Behörden verweigerten dem Jemeniten ein Einreise-Visum.

Jetzt sind Fotoaufnahmen des sogenannten „20.Attentäters“ von 9/11 aus dem US-Gefangenenlager Guantánamo aufgetauchte. Es sind die ersten Bilder Ramzi Bin al-Shaibahs seit seiner Festnahme in Pakistan im September 2002. Sie zeigen einen gealterten, fröhlich wirkenden Mann mit Bart, gekleidet in ein weißes Gewand. Um den Kopf gewickelt trägt er ein schwarz-weißes Palästinensertuch, eingestickt darin die Worte „Super Deluxe“.



Die Fotostrecke des 9/11-Organisators Bin al-Shaibahs wurde vermutlich von Mitarbeitern des Internationalen Roten Kreuzes aufgenommen, die Guantánamo regelmäßig besuchen und Häftlinge auf gesundheitliche Unversehrtheit untersuchen dürfen.
Pünktlich zum Ramadan werden die Fotos der Terrorhäftlinge den Familien übergeben, sie stehen aber in der Regel nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Ein Sprecher des Internationalen Roten Kreuzes erklärte mir inzwischen, dass im Jahr 2009 alle Häftlinge, die sich einverstanden erklärte, fotografiert wurden:

"Each detainee was allowed to choose two pictures and five colour prints were made of each. These were incluced with Red Cross Messages from the detainees and transmitted to the families by the Red Cross."

Fraglich bleibt, weshalb dann nicht zwei ausgewählte Fotos von Bin al-Shaibah auftauchten, sondern insgesamt mindestens fünf verschiedene.

Ähnliche Aufnahmen, wie sie nun von Ramzi Bin al-Shaibah auftauchten, wurden bereits im vergangenen Jahr von Khalid Sheikh Mohammed verbreitet (siehe hier).

Der heute 38jährige Jemenit Ramzi Mohammed Abdullah Bin al-Shaibah gilt als einer der wichtigsten al-Qaida Drahtzieher. Er soll die Anschläge vom 11.September 2001 von Hamburg aus koordiniert haben.
Geboren wurde Bin al-Shaibah im Dorf Ghayl Bawazir, in der südjemenitischen Provinz Hadramaut, studierte Wirtschaftswissenschaften und war acht Jahre bei der International Bank of Yemen tätig. 1995 versuchte er zum ersten Mal in den Westen auszuwandern und beantragte ein Visum für die USA. Sein Plan scheiterte und Bin al-Shaibah reiste stattdessen nach Europa.

In Hamburg nannte sich der Jemenit „Ramzi Omar“ und gab an, ein sudanesischer Asylbewerber zu sein. Er schrieb sich am Studienkolleg der Hamburger Universität ein, angeblich mit der Absicht Deutsch zu lernen. Seine Leistungen waren schwach und er fälschte Studienbescheinigungen. Zwei Jahre später, 1997, lehnte ein Hamburger Gericht Bin al-Shaibahs Asylantrag ab und er kehrte kurzfristig in den Jemen zurück.


Überraschenderweise erhielt Ramzi Bin al-Shaibah kurz darauf ein deutsches Visum unter seinem richtigen Namen. Er zog nach Hamburg und besuchte regelmäßig die „Al-Quds-Moschee“ am Steindamm, in der jahrelang Hass gegen den Westen und Ungläubige gepredigt wurde.

Dort lernte er den Ägypter Mohammed Atta und den Saudi Marwan al-Shehri kennen, die seine radikalen Glaubensansichten teilten. Während Atta der eher schweigsame des Freundeskreises war, galt Ramzi Bin al-Shaibah als charismatischer Wortführer.
Auf einem Video, das auf der Hochzeit des bis heute weltweit gesuchten Gesinnungsgenossen Said Bahaji im Oktober 1999 gedreht wurde, ist Bin al-Shaibah zu sehen, wie er zum Kampf gegen die Juden aufruft und Dschihad-Lieder anstimmt. Aufgenommen wurde es in den Räumen der Hamburger „Al-Quds Moschee“.

1998 zogen Bin al-Shaibah, Atta und al-Shehri in eine WG, zunächst in die Harburger Chaussee 115, dann in die Marienstraße 54. Es entstand die sogenannte „Hamburger Zelle“.
Getrennt reisten die drei Männer im November und Dezember 1999 nach Afghanistan und erhielten eine Ausbildung in einem al-Qaida-Lager.
Sie leisteten den Treueschwur auf Osama Bin Laden und Bin al-Shaibah gab, so berichtet er später, an einer Selbstmordmission teilnehmen zu wollen. Al-Qaidas Militärchef Mohammed Attef traf sich persönlich mit Bin al-Shaibah (Kampfname „Abu Ubaida“) und verriet ihm, er und seine Hamburger Mitstreiter seien für eine „sehr geheime Operation“ ausgewählt worden. Zu diesem Zweck müssten jedoch weitere vertrauenswürdige Männer rekrutiert werden. Diese Aufgabe fiel Bin al-Shaibah zu.


Die Planung von 9/11 - Ramzi Bin al-Shaiba mit Osama Bin Laden


Al-Qaida´s Militärchef Mohammad Atef und der Hamburger Kontaktmann Bin al-Shaiba


Dieser reiste im Februar 2000 zurück nach Hamburg und begann mit den Vorbereitungen für die 9/11-Anschläge in den USA. Im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern der „Hamburger Zelle“ erhielt al-Shaibah jedoch nach viermaligem Antrag kein Visum für die Vereinigten Staaten. Für Bin al-Shaibah endete somit der Traum, der 20.Märtyrer der „Operation Heiliger Dienstag“ zu werden.

Sein Plan B, eine heiratswillige Frau in den USA zu finden, scheiterte, und auch an einer niederländischen Flugschule wollte man ihn nicht zum Piloten ausbilden.
Letztendlich wurde Bin al-Shaibah zum Mittelsmann zwischen Bin Laden und der „Hamburger Zelle“ auserkoren. Er erledigte fortan alle Geldgeschäfte für die späteren Attentäter und stand in ständigem Kontakt mit der al-Qaida Führung in Afghanistan.

Kurz vor den Terroranschlägen von New York und Washington, am 05.September 2001, setzte sich Bin al-Shaibah über Düsseldorf und Madrid ab. Der Jemenit floh nach Pakistan.
Einem Journalisten des arabischen Fernsehsender Al Jazeera bewährten der 9/11-Chefplaner Khalid Sheikh Mohammed und seine rechte Hand, Ramzi Bin al-Shaibah, im Juni 2002 ein Interview. Darin erläuterten sie ihre Beteiligung an den Anschlägen vom 11.September. Ramzi Bin al-Shaibah, so erklärte es Sheikh Mohammed, sei der „Chef-Koordinator der Anschläge“.

Am 11.September 2002, pünktlich zum Jahrestag der Anschläge in den USA, ging der Terrorhelfer Bin al-Shaibah den pakistanischen Sicherheitskräften ins Netz. Nach einem stundenlangen Feuergefecht in Karachi, wurde er festgenommen, mit einem Sack über dem Kopf abtransportiert und drei Tage später an die USA übergeben.


Anhörung in Guantánamo - Ramzi Bin al-Shaiba vor Gericht

Wo genau die US-Geheimdienste den 9/11-Mitverschwörer in den folgenen Jahren festhielten ist nicht vollständig geklärt. Sein Anwalt spricht von Misshandlungen durch die CIA und das US-Militär. Bin al-Shaibah sei gefoltert und so zu Geständnissen gezwungen worden.
In das US-Gefangenenlager Guantánamo kam der Top-Terrorist erst 2006, zusammen mit 14 weiteren al-Qaida Mitgliedern, darunter sein Mentor Khalid Sheikh Mohammed. Angst vor der Haft in Guantánamo hatte Bin al-Shaibah wohl nicht. In einem Verhör erklärte er, es sei wohl die letzte sichere Gegend auf der Welt, „wo 500 Mudschaheddin an einem Ort sein könnten.“

Bald soll Ramzi Bin al-Shaibah und weiteren 9/11-Drahtziehern vor einem New Yorker Zivilgericht der Prozess gemacht werden.

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