Im "Storyteller´s Café" des Grand Californian Hotel & Spa von Disney Land Anaheim bei Los Angeles erinnert nichts an Streit und Kulturkampf. Eine friedliche, heile Welt, in der Familien beim Frühstück oder Lunch in die zauberhafte Welt von Walt Disney abtauchen sollen. Mitarbeiter in Skinktier-, Hasen- oder Micky-Mouse Kostümen treiben ihre Späße mit den kleinsten Gästen, während die Eltern ihr Essen genießen können. "Happiest Place on Earth" - so die Selbstdeklaration des Disney-Konzerns.
Vor einer Woche war Schluss mit happy im "Storyteller´s Café". Imane Boudlal, eine junge Frau, die seit zwei Jahren als Empfangsdame im Disney-Restaurant arbeitet, kam am vorvergangenen Sonntagmorgen wie gewöhnlich zur Arbeit. Irgendetwas aber war anders an ihr. Sie trug ein Kopftuch.
Die junge Marokkanerin, die erst vor kurzem US-Staatsbürgerin wurde, hatte sich im Laufe des aktuellen Ramadan entschieden, die religiöse Kopfbedeckung anzulegen. Schon im Juni hatte sie ihre Vorgesetzten informiert, sie wolle ab sofort den Hijab tragen. Dies müsse erst mit der Geschäftsleitung abgeklärt werden, hieß es damals. Auf eine Erlaubnis oder Absage wartete Boudlal vergeblich. Also entschied sich die amerikanische Muslima den Schleier anzulegen.
Noch am selben Tag als sie mit Kopfbedeckung zur Arbeit im Disney´s Grand Californian Hotel erschien, erklärten ihr die Vorgesetzten, sie müsse das Kopftuch ablegen oder eine Tätigkeit hinter den Kulissen, ohne Kundenkontakt, ausüben. Imane Boudlal weigerte sich den Hijab abzunehmen und verließ das Restaurant.
Drei Tage später, am vergangenen Mittwoch reichte Boudlal eine Beschwerde der Diskriminierung am Arbeitsplatz bei der "U.S. Equal Employment Opportunity Commission" ein. Kurz darauf startete sie einen neuen Versuch mit Kopftuch ihrer Arbeit nachzugehen.
Umringend von Journalisten, Fotografen und muslimischen Freunden und Unterstützern zog sie zum Disney-Hotel und erklärte, sie sei gewillt hier zu arbeiten, werde jedoch weiter ihr Kopftuch tragen
Obwohl sie bis auf den Hijab in ihrer regulären Arbeitsuniform erschien, forderte man Boudlal erneut auf den Schleier abzulegen oder im Hintergrund zu arbeiten. "Schickt mich nicht nach hinten", entgegnete die Muslima.
"Ich wurde nach Hause geschickt", sagte Boudlal als sie das Restaurant verließ, "Ich dachte heute wäre ein Glückstag, weil ich meine Freunde und Unterstützer bei mir habe."
Disney reagierte inzwischen auf den Vorfall und ließ verlauten, es sei keine Frage der religiösen Symbolik. Einige Mitarbeiter trügen ebenfalls religiöse Kleidung, aber nicht in einem Arbeitsbereich mit Kundenkontakt.
"Mrs.Boudlal darf bei uns arbeiten", sagte eine Sprecherin des Konzerns, "Wir haben ihr eine Stelle hinter den Kulissen angeboten, als sie die letzten Male zur Arbeit erschien."
Ganz allgemein gehe es darum, dass in den Disney-Einrichtungen eine gewisse Kleiderordnung vorliege. Mitarbeiter müssten Kostüme tragen, und dazu passe nunmal kein Kopftuch. Die Personalabteilung schlug Imane Boudlal daher vor, beispielsweise einen Hut als Kopfbedeckung zu tragen.
Leigh Shelton, die Gewerkschaftssprecherin, die Imane Boudlal in ihrem Streit mit Disney vertritt erklärte: "Wir wussten dass Disney sehr sensibel reagiert, wenn es um das öffentliche Image geht. Deshalb haben wir gesagt: Geh an die Öffentlichkeit damit."
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