Saturday, August 21, 2010
"Blackwater"-Gründer Erik Prince flieht aus den USA
Jahrelang stand er im Dienst der USA, als loyaler Helfer, der überall dort zum Einsatz kam, wo das Kriegsgeschäft zu schmutzig wurde für die eigenen Truppen. Er galt als Profiteur sowohl des Irak- als auch des Afghanistankrieges, als Branchen-Revoluzzer, der es als erster verstand, Konflikte in Übersee zu einem multimillionendollar Geschäftsmodell zu machen.
Vor juristischen Folgen seines Handels fühlte sich der selbsternannte Patriot Erik Prince sicher, die Nähe zum Ex-US-Präsidenten George W.Bush, seine evangelikalen Ansichten, die er mit dem Großteil der Neo-Cons in Washington teilte, waren Garanten dafür dass sein Söldner-Imperium "Blackwater" weitestgehend verschont blieb von Anklagen wegen Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen.
Nun kehrt Erik Prince seinem größten Auftraggeber den Rücken. Wie die "New York Times" berichtet, zog der "Blackwater"-Gründer vor kurzem samt Ehefrau und den drei Kindern aus den USA nach Abu Dhabi. Kollegen berichten, Prince wolle von dort aus sein neues Sicherheitsunternehmen, die Blackwater-Nachfolgefirma "Xe Services", in den Dienst verschiedener Regierungen in Afrika und Nahost stellen und so die Privatisierung von Kriegen vorantreiben. "Er braucht eine Pause von Amerika", so erklärt es ein enger Freund.
Im Mai hatte Prince, der gebürtiger Niederländer ist, während einer Rede beim Tulip Time Festival erklärt, er stehe immer für Werte wie Loyalität, hartes Arbeiten und Aufopferung ein. "Dies ist der holländische Weg und es ist jetzt der einzige Weg", so der 41jährige, "und jetzt liegt es am mir diese Werte an meine Kinder weiterzugeben." Holland, so Prince, werde dabei immer seine wahre Heimat bleiben.
Die US-Anwältin Susan Burke sieht in Princes Auswanderung an den arabischen Golf eine Flucht vor der Justiz. Sie hat insgesamt sieben Anklagen gegen Erik Prince und seine Mitarbeiter eingereicht und möchte ihn vor Gericht sehen, notfalls in dem sie ihn bis ins Ausland verfolgt.
Prince habe erklärt, er müsse bis zum 15.August in Abu Dhabi sein, weil dann das Schuljahr für seine Kinder beginne. Dabei scheint unklar, welche englischsprachige Schule der Vereinigten Arabischen Emirate tatsächlich im August den Lehrbetrieb wieder aufnimmt.
Burka ließ wissen, dass sie Prince in jedem Fall verfolgen und juristisch anprangern werde, egal wo er sich versteckt halte. "Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten kommen", so Burges Ehemann Jamison Koehler.
Erik Prince hatte das Sicherheitsunternehmen "Blackwater" 1997 ins Leben gerufen und damit die Privatisierung des Krieges in die Tat umgesetzt. Milliardenschwere Verträge mit der US-Regierung während der Anti-Terror-Kriege ließen seine Firma, die primär Ex-Militärs als Sicherheitsdienstleister ("contractors") anheuerte, zu einem Söldner-Imperium heranwachsen.
Ein gewaltiges Trainingsgelände in North Carolina diente zur Ausbildung der Männer und Frauen, die Prince als hochbezahlte Miet-Soldaten in den Irak und nach Afghanistan schickte.
Aus Washington erhielt "Blackwater" für seine Arbeit offenbar Freifahrtsscheine, die ihnen erlaubten in einer Art rechtsfreien Zone zu agieren. Misshandlungen von Gefangenen, Entführungen bis hin zum blutigen Zwischenfall im Jahr 2007, bei dem "Blackwater"-Mitarbeiter auf einem Marktplatz im Irak 17 unbewaffnete Zivilisten erschossen.
Um ein positives Image für seine Tätigkeit war Prince nie bemüht. Er hielt sich im Hintergrund und mied die Öffentlichkeit. Für die Bush-Administration war der religiöse Fundamentalist, der an eine Endschlacht zwischen Gut und Böse, zwischen Christentum und Islam glaubt, deshalb der Mann für´s Grobe, eine nützliche Marionette, die leider schmutzige, blutige Flecken hinterließ.
Bislang verurteilten US-Gerichte lediglich fünf Mitarbeiter von "Blackwater" zu Haftstrafen für ihr unrechtes Vorgehen im Irak. Ihr ehemaliger Chef allerdings blieb unbehelligt.
Prince löste "Blackwater" auf und meldete sein neues Unternehmen unter dem Namen "Xe Services" an. Die Trainingsfarm in North Carolina verkaufte er im Juni, da er bereit länger mit dem Gedanken spielte, die USA zu verlassen. Diesen Schritt vollzog er nun. Sicherlich auch, weil er sich verraten fühlt von dem Land für dessen Kriege seine Söldner starben und kämpften. Dabei ist Prince sehr wohl bewusst, dass Amerikas Kriege mehr denn je auf Schattenkrieger angewiesen sind, die außerhalb des Scheinwerferlichts der Medien agieren. Wer glaubt der Boom der Söldnerbranche hätte ein Ende, täuscht sich. Gescheiterte oder im Zerfall begriffene Staaten wie Somalia, Jemen, Pakistan oder Kirgisien, speisen die Mühlen von "Xe Services & Co.".
Die Privatisierung des Krieges hat auch unter Präsident Obama kein Ende, im Gegenteil. Will der neue Mann im Weißen Haus sein Versprechen einlösen, und die eigenen Truppen nach Hause holen, dann bedeutet dies keineswegs ein Ende amerikanischer Präsenz. Soldaten ohne Uniform füllen die Lücken, die US-Truppen hinterlassen. Und ein weiteres Geschäftsfeld des Erik Prince wurde noch nicht einmal richtig erschlossen: Die Privatisierung der Geheimdienste steht erst noch bevor.
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