Tuesday, August 17, 2010
Usbekischer Dschihad-Führer Yuldashev offiziell tot
"Bin Laden Zentralasiens", ein "usbekisches Monster", der "brutalste Taliban-Söldner" - Tahir Yuldashev, der Anführer der "Islamischen Bewegung Usbekistans" hatte viele Namen. Für seine Anhängerschaft war er nur der "Emir", ihr ranghöchster Kommandant, mit Kampfnamen "Mohammad Faruq".
Yuldashev, so bestätigte es nun die IBU, weilt nicht mehr unter den Lebenden. Die IBU feiert ihren Emir als "Märtyrer" und veröffentlicht Fotos seiner Leiche. Wie und wann genau der usbekische Dschihad-Führer ums Leben kam, bleibt unklar. Erste Mutmaßungen deuten jedoch darauf hin, dass die Todesmeldung lediglich eine Bestätigung sein könnte für erste Gerüchte aus dem Herbst 2009.
Über einen usbekischen Radiosender hatte ein angeblicher Leibwächter Yuldashevs im September 2009 erklärt, der bullige Islamist sei kurz nach dem tödlichen Raketenangriff auf den pakistanischen Talibanchef Baitullah Mehsud, ebenfalls durch eine US-Drohne getötet worden.
Amerikanische wie pakistanische Geheimdienste bestätigten wenig später, nach ihrer Erkenntnis sei Tahir Yuldashev am 27.August 2009 in Süd-Waziristan von einer amerikanischen Rakete schwer verletzt worden. Er soll ein Bein und einen Arm verloren haben und wurde schwerst verwundet in ein Krankenhaus in der südpakistanischen Provinz Belutschistan gebracht, wo man nur noch seinen Tod feststellen konnte.
Von der IBU gab es zu diesen Meldungen keinerlei Kommentar. In der andauernden Propagandaflut gab es keine Anzeichen dafür, dass der charismatische Anführer nicht mehr am Leben sein könnte. Weiter wurden Ansprachen und Kampfszenen von Yuldashev in die Propagandavideos eingebaut, anderen Märtyern wurde gehuldigt - doch vom Tod Yuldashevs kein Wort.
Jetzt ist es offiziell, hinterlässt jedoch einige Fragen, primär jene nach dem wo und wie. Nur aus den Fotos seiner Leiche lässt sich nicht sagen unter welchen Umständen Yuldashev starb.
Für die NATO und für Pakistans Sicherheitskräfte ist der Tod des Usbeken ein Segen.
Yuldashev, geboren 1967 im südusbekischen Fergana, galt als entscheidender Machtfaktor am Hindukusch. Er hatte die IBU Anfang der 1990er Jahre in Usbekistan gegründet hatte, mit dem Ziel die zentralasiatischen Regime der GUS zu stürzen und ein islamisches Kalifat zu gründen, das die Territorien von Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien, Kasachstan und Turkmenistan einschließt.
Zu diesem Zweck rekrutierte er als junger Prediger die verzweifelten, perspektivlosen Jugendlichen in den muslimischen Gemeinden der zerfallenen Sowjetunion. Hunderte Zentralasiaten schlossen sich ihm an und bildeten eine multiethnische, aber usbekisch und turkstämmig dominierte Kampftruppe, die zunächst in Afghanistan unter den Taliban Ausbildungscamp betrieben und nach 9/11 ins benachbarte Pakistan flohen.
Kämpfer der IBU - Usbeken, Tadschiken, Russen, Tschetschenen, Uiguren, Tartaren Araber, Europäer - sind seit den 1990er Jahren an den verschiedenen Fronten in und um Afghanistan vertreten. Yuldashev selbst soll in Tadschikistan in den Dschihad gegen das kommunistische Regime gezogen sein, ebenso in Kirgisien und als Kommandeur der Mudschaheddin während der US-Operation "Anaconda" in den Bergen von Paktika im Jahr 2002.
Pakistan ist heute das Hauptaktionsfeld der IBU, die sich in den Stammesgebieten eingenistet hat und als loyale Söldnertruppe für verschiedene Taliban-Fürsten einsteht. Unter Baitullah Mehsud´s Herrschaft in Süd-Waziristan sollen Yuldashevs Kämpfer als Leibwächter und "Männer fürs Grobe" agiert haben. In Gefechten fürchteten die pakistanischen Soldaten besonders sie - die Brutalität und Kampfeshärte der Usbeken gilt in Waziristan als legendär.
Mit al-Qaida dürfte die IBU auch erhebliche Schnittmengen haben. Ihre Nähe suchte besonders Yuldashev, von dem einige Quellen behaupten er säße in der "Shura" al-Qaidas, dem Führungsgremium. Videos zeigen ihn auch tatsächlich an der Seite von Bin Laden Vize Ayman az-Zawahiri.
Unter dem Oberbefehl der Taliban sickerte die IBU in den vergangenen Jahren ins nördliche Afghanistan und hat inzwischen in der Provinz Kunduz eine Machtbasis errichtet. Bis zu 80 IBU Kämpfer terrorisieren dort ISAF-Truppen wie afghanische Verbündete.
Einen "Unter-Kommandeur" der IBU namens "Abu Bakir" wurde am vergangenen Wochenende durch einen US-Luftangriff auf ein Gehöft in Kunduz getötet. Zu diesem Zeitpunkt soll der Dschihadist vier Selbstmordattentäter in seinem Haus beherbergt und auf Anschläge vorbereitet haben.
Ob Tahir Yuldashev in Afghanistan oder Pakistan starb, wird sicherlich demnächst von Seiten der IBU bekannt gegeben werden. Ein Video soll bald erscheinen, die Nachfolge von Yuldashev aber ist schon geklärt: Osmon Odil, ein vergleichsweise junger, fast bartloser aber kampferprobter Kämpfer wird der neue Emir der IBU.
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