Wednesday, August 4, 2010

Bekennerschreiben aufgetaucht - Selbstmordanschlag auf japanischen Öltanker?


"Am vergangenen Mittwoch, nach Mitternacht, hat sich der heldenhafte Märtyrer Ayyub al-Tayshan neben dem japanischen Öltanker MS Star in der Straße von Hormuz in die Luft gesprengt" - so das Bekennerschreiben der "Abdullah Azzam Brigaden", das heute Nacht im Internet auftauchte. Neben dem schriftlichen Dokument veröffentlichte die wenig bekannte Dschihad-Gruppierung auf ein Foto des angeblichen Selbstmordattentäters, der einen Laptop mit dem Foto des japanischen Tankschiffs in Händen hält. Seine Operation nennen die Islamisten die "Schlacht von Sheikh Omar Abdel Rahman" (nach dem blinde Ägypter, der für die ersten Anschläge auf das World Trade Center in US-Haft sitzt).


Der angebliche Attentäter Ayyub al-Tayshan und sein angebliches Ziel

Vor einer Woche war in der Seestraße von Hormuz, zwischen dem Emirat Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Tanker MS Star von einer Explosion erschüttert worden. Die Crew hatte berichtet etwas sei an der Seite des Schiffes detoniert. Leck geschlagen war der Tanker jedoch nicht. Nur eine gewaltige Delle hat das Schiff erlitten.
Amerikanischer Ermittler waren angereist und hatten den Vorfall untersucht. In Pressemeldungen erklärten sie, man könne nicht sagen was die "Explosion" ausgelöst habe.

Fraglich ist, ob überhaupt eine Explosion für den Schaden an der MS Star verantwortlich ist. Eine große Welle könne den gleichen Effekt haben, hieß es vor wenigen Tagen in den Medien. Auch von einem Zusammenstoß mit einem iranischen oder amerikanischen U-Boot war die Rede.



Nun also schreiben sich die "Abdullah Azzam Brigaden" den Vorfall auf die eigene Fahne und glorifizieren ihn als Suizidattentat auf eine ökonomisch wichtige Seestraße in einer äußerst unstabilen Region.
Die Gruppierung war in der Vergangenheit hauptsächlich eine virtuelle, sprich: sie existierte faktisch nur im Internet. Nie veröffentlichten die "Abdullah Azzam Brigaden" Propagandavideos, in denen etwa ihre Anführer sprachen oder ihre Trainingslager gezeigt wurde. Wo die Gruppe, falls sie denn als solche existiert, territorial einzuordnen ist, bleibt fraglich.

Im vergangenen Jahr übernahmen die Brigaden die Verantwortung für den Abschuss zweier Raketen auf den Norden Israels. 2005 sollen die Brigaden die tödlichen Bombenanschläge auf die Touristenhotels im ägyptischen Sharm el-Sheikh verübt haben. Im gleichen Jahr bekannten sie sich auch zu misslungenen Raketenangriffen auf zwei US Kriegsschiffe im Hafen von Akaba, Jordanien.

Wer hinter den "Abdullah Azzam Brigaden" steckt, ist ein Rätsel, dem offenbar Geheimdienste näher sind, als die eigenen Sympathisanten, die im Internet fragen von wo aus und unter welchem Kommando die Gruppierung agiert. Ist sie al-Qaida? Ist sie der ägyptische Ableger des Terrornetzwerks? Wer führt sie an?

Abdullah Azzam, der palästinensische Pate des afghanischen Dschihads der 1980er Jahre und Mentor von Osama Bin Laden, erreichte in der Islamisten-Szene eine derart große Popularität, dass eine Gruppe, die zu seinen Ehren benannt ist, zwangsläufig entstehen muss. Und so existieren bis heute mehrere Bekennerschreiben aus den vergangenen Jahren, in denen die "Abdullah Azzam Brigaden" zu allen möglichen Anschlägen die Verantwortung übernommen haben. Angefangen bei den Madrid Anschlägen, über den Bombenanschlag von Istanbul bis hin zu Katjuscha-Beschuss aus dem Libanon auf Israel.

Für das Attentat auf den japanischen Öltanker soll eine eigene Einheit der "Abdullah Azzam Brigaden" verantwortlich sein - die "Einheit von Yusuf al-Ayyiri". Ayyiri war ein saudischer al-Qaida Propagandist, der im Juni 2003 bei einem Schusswechsel mit der saudischen Polizei getötet wurde.
Es ist nicht das erste Mal, dass die "Abdullah Azzam Brigaden" eine Einheit nach einer Persönlichkeit des Dschihad benennen. Die "Ziad al Jarrah Einheit", die sich 2009 zu einem Raketenangriff auf Israel bekannte, ist beispielsweise nach einem der Todespiloten von 9/11 benannt.

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