Thursday, July 29, 2010
Entführungsversuch in Logar - beide US-Soldaten tot aufgefunden
Im Irak überlebte kein entführter US-Soldat seine Verschleppung durch Aufständische. Al-Qaidas Schlächter waren unerbitterlich und ermordeten alle Amerikaner, die sie in die Finger bekamen. Anders sieht es am Hindukusch aus. Die Taliban wissen um den Wert lebendiger US-Amerikaner in ihren Händen. Sie denken taktischer und weniger aggressiv-fundamentalistisch. Ein US-Soldat der von ihnen verschleppt wird, hat in der Regel gute Aussichten das Martyrium der Geiselhaft zu erleben. Er wird zum Spielball in der internationalen Politik und zum Faustpfand für die afghanischen Rebellen - aber wohl kaum vor laufender Kamera enthauptet.
Der aus Idaho stammende Bower Bergdahl hat offenbar noch Glück im Unglück. Er geriet im vergangenen Jahr in die Fänge der Taliban, die ihn nach Pakistan verschleppten und seitdem - augenscheinlich in menschenwürdiger Weise - irgendwo in Waziristan festhalten. Der Taliban-Klan der Haqqanis stellt zwar Forderungen, ist dennoch bemüht das Bild des ehrenhaften Gotteskriegers zu wahren, der seine Gefangenen mit Respekt und mehr Menschlichkeit behandelt als der westliche (amerikanische) Feind.
Ein ähnliches Schicksal erhofften wohl auch die Angehörigen des 25jährigen Jarod Newlove. Der aus Seattle stammende US-Soldat war in der vergangenen Woche südlich von Kabul, in der Provinz Logar, mit seinem Kameraden Justin McNeley (30) unterwegs, als sie angeblich eine falsche Route einschlugen und von Taliban-Kämpfern verschleppt wurden.
Die Aufständischen griffen das Fahrzeug der beiden Amerikaner an, und töteten McNeley, einen zweifachen Familienvater, auf der Stelle. Petty Officer Newlove hingegen überlebte den Hinterhalt und fiel den Taliban lebend, aber schwer verletzt in die Hände.
Justin McNeleys Leichnam wurde bereits am Sonntag in einem Flussbett gefunden. Von Seiten der Taliban hieß es, der Amerikaner habe sich zur Wehr gesetzt und sei daher erschossen worden. Den anderen US-Soldaten habe man inzwischen in Sicherheit gebracht. NATO-Truppen suchten daher fieberhaft seit Tagen aus der Luft und auf dem Landweg nach dem entführten 25jährigen. Per Flugblatt und Radiodurchsage wurde die lokale Bevölkerung aufgerufen, den Aufenthaltsort von Newlove zu verraten. Es bestand kein Zweifel daran dass die Taliban versuchen würden ihre Geisel über die Grenze nach Pakistan, ins halbwegs sichere Waziristan zu bringen, weit weg vom Zugriff der internationalen Truppen.
Am Mittwoch, gegen 17:30 Uhr lokaler Zeit fanden afghanische Truppen nun auch die Leiche von Jarod Newlove. Der tote Amerikaner lag in einem Sarg, den die Taliban zurückließen und auf den Einheimische in Logar aufmerksam wurde. Allem Anschein nach erlag der Soldat seinen schweren Schussverletzungen, die er bei der Entführung erlitten hatte.
Jarod Newlove wird nun doch nicht, wie erwartet, in einem Propagandavideo der afghanischen Islamistan auftauchen und wie eine Marionette jenen Text vortragen, den die Taliban ihm vorlegen. Newlove ist kein zweiter Bergdahl, kein Propagandasieg für die Aufständischen sondern nur ein weiteres Opfer eines immer sinnlos erscheinenderen Militäreinsatzen.
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