Werbe-Banner gehören zum Alltag des Online-Dschihad. Sie sind kitschig, bunt, meist animiert und oftmals schon als Vorgeschmack auf das bald erscheinende Propaganda-Video gedacht.
Die irakische al-Qaida Filiale, der "Islamische Staat im Irak", veröffentlichte heute ein neues Propagandawerk mit dem Titel "Die Schlacht der Gefangenen 2". Es ist der zweite Teil einer Videoserie, die Großanschläge in Bagdad dokumentieren, die al-Qaida in regelmäßigen Abständen im Jahr 2009 verübte.
Das Video an sich ist wenig interessant, beinhaltet die letzten Botschaften verschiedener irakischer und ausländischer Selbstmordattentäter, zeigt aber in erster Linie die politischen Verhältnisse im Irak aus Sicht der al-Qaida. Wie erwartet spielt sich das Terrornetzwerk als Beschützer des sunnitischen Volkes im Irak auf, das den blutrünstige schiitische Machthabern von Bagdad die Stirn bietet, Exekution entführter irakischer Soldaten vor laufender Kamera inklusive.
Ungewöhnlich beim jüngsten Video der irakischen al-Qaida war die Ankündigung per Werbe-Banner im Internet. Dieser hatte das Format eines iPhones (sogar die neueste Variante iPhone 4). Warum die Propaganda-Programmierer aus dem Zweistromland dieses Bild wählte, kann man nur vermuten. Al-Qaida folgt den Entwicklungen auf dem Handymarkt, der auch im Nahen Osten nicht stillsteht. Smartphones sind von Beirut bis Cassablanca die Zukunft für junge Araber der Mittelschicht - und die soll natürlich möglichst leicht auf den Geschmack der Dschihad-Videos kommen.
UPDATE
Beim vollständiger Sichtung des jüngsten al-Qaida Videos aus dem Irak, viel mir letztendlich doch noch ein interessanter Aspekt auf. Gezeigt wird für wenige Sekunden ein Mann, der sein Gesicht sonst von den Propaganda-Kameras fern hielt - Abu Hamza al-Muhajir, der inzwischen getötete Anführer der irakischen al-Qaida.
Al-Muhajir, mit richtigem Namen Abdul Mounim al-Badawi, übernahm die Führung des Terrornetzwerkes im Irak nachdem Abu Mussab az-Zarqawi im Juni 2006 bei einem US-Luftangriff getötet worden war. Der Ägypter al-Muhajir, auch bekannt unter dem Kampfnamen "Abu Ayyub al-Masri" galt als Experte im Bau von großen Autobomben und hatte in einem al-Qaida Lager in Afghanistan in den 1990er Jahren sein Handwerk erlernt.
Im April diesen Jahres kam er bei einem Feuergefecht mit US-Soldaten im nordirakischen Tikrit ums Leben.
Das neueste Propagandavideo der irakischen al-Qaida zeigt al-Muhajir in einem fensterlosen Raum, wo er - mit einer Keffiyeh auf dem Kopf - offenbar einen Selbstmordattentäter verabschiedet und umarmt.
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