Sunday, March 1, 2009

Nordkoreas Sonne geht unter...die nächste kommt bestimmt


Wenn es einen Inbegriff für ein Reich des Teufels in heutiger Zeit gibt, dann ist es das Nordkorea Kim Jong-Ils. Der Diktator von Pjöngjang regiert ein hungerndes Volk, das viertgrößte Militär der Welt, besitzt die Atombombe, verfügt über Raketen die Alaska, Hawaii und sogar Kalifornien erreichen könnten. Außerdem gehört ihm die größte private DVD Sammlung, eine Reihe von identischen Doppelgängern und bald sogar ein Satellit. Was er nicht hat ist ewiges Leben. Nach mehreren Schlaganfällen in jüngster Vergangenheit scheint Kim Jong-Ils Zeit abgelaufen zu sein. Nicht nur in Nordkorea fragt man sich jetzt: Wer kommt danach? Ist das Ende des Diktators das Ende des letzten stalinistischen Reiches oder heißt es bald: Der König ist tot, es lebe der König?


Eine kalte Februarnacht des Jahres 1942 soll es gewesen sein, als am Fuße des heiligen Berges Paektu einer der „glorreichsten Führer der Menschheits“ das Licht der Welt erblickte. Die Legende will es dass eine Schwalbe den Menschen der Region von der bevorstehenden Geburt dieses Wunderknabens berichten sollte. Jesusgleich soll so Kunde überbracht worden sein vom Kind das heranwachsen sollte zu einem der letzten Kämpfer für die marxsche Neuordnung der Welt. An jenem Tag vor über 65 Jahren erschien über dem erkalteten Krater des schneebedeckten Paektu ein doppelter Regenbogen und am klaren Sternenhimmel erleuchtete ein neuer Stern.

Diese Geschichte kennt jedes nordkoreanische Kind, es ist Teil der offiziellen Biografie des „geliebten Führers“ Kim Jong-Il. Weit weniger romantisch, sagenumwoben und prophetisch beschreibt die Realität die Umstände der Geburt. Weit weg vom heiligen Berg Nordkoreas, im damals sowjetischen Dorf Wjatskoje am ostsibirischen Amurfluss bei Khabarowsk, kam der kleine „Juri Isernowitsch Kim“ auf die Welt. Seine Mutter befand sich in einem russischen Ausbildungslager, wo der Vater Kim Sung-Il als Kommandeur des 1.Battallions der 88.Sowjet-Brigade, einer Einheit aus Exil-Koreanern und Chinesischen, tätig war und mit seiner Frau Schutz vor den japanischen Truppen in Korea gesucht hatte. Erst 1945 kehrte der Vater nach dem Abzug der Japaner nach Pjöngjang zurück, Kim Jong-Il folgte im November desselben Jahres und erreichte seine neue Heimat auf einem sowjetischen Schiff das ihn, seinen Bruder „Shura“ und die Mutter nach Sonbong brachte. Wenige Jahre ertrinkt der Bruder im Teich des vornehmen Zuhauses der Familie in Pjöngjang. Kim Jong-Il´s Mutter starb im folgenden Jahr während der Geburt ihrer Tochter.

Während der damals knapp siebenjährige Knabe seine schulische Ausbildung antrat und in den kommunistischen Kaderschmieden Russlands und Chinas gedrillt wurde, hatte sich der Vater zu einer aufstrebenden politischen und militärischen Führerfigur entwickelt die schließlich kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, 1948 als überzeugter Marxist die Demokratische Volksrepublik Korea ausrief. Im Süden der koreanischen Halbinsel hatte sich mit amerikanischer Hilfe ein kapitalistischer Staat Südkorea entwickelt, der schon bald von einer militärischen Offensive des Nordes bedroht wurde. Kim Il-Sungs Angriff auf den westlich-installierten Süden löste im Juni 1950 den Koreakrieg aus der nach drei blutigen Jahren, durch amerikanisches und chinesisches Eingreifen mit Errichtung zweier getrennter koreanischer Staaten endete. Gestärkt durch Stalin und die chinesischen Kommunisten, etablierte sich im Norden Kim Il-Sung mit Hilfe Moskaus als Führer der koreanischen Arbeiterpartei und somit als Staatsoberhaupt des neuen marxistischen Nordkoreas. Aus Mangel an politischer Erfahrung und fehlender Bildung, beschloss der überzeugte Vollblutsoldat einen Führerkult nach Vorbild Stalins einzuführen, der über die kommenden Jahrzehnte zu einer einzigartigen Form kommunistischer Staatsordnung wurde, die in nie gekannter Art und Weise einen extremistischen Nationalismus mit der Ideologie des Weltkommunismus verband.

Ähnlich wie im Nachkriegs-Deutschland entstand am 38.nördlichen Breitengrad die Grenze eines Systemkrieges der zunächst auf koreanischem Territorium kein Kalter Krieg sondern eine heiße, kriegerische Auseinandersetzung war. Sowjetunion und die Volksrepublik China unter KP-Führung des „Großen Vorsitzenden Mao“ zogen im nördlichen Teil des getrennten Koreas einen stalinistischen Staat auf, in dem der oberste Mann im Staat, Kim Il-Sung als gottesähnlicher Heilsbringer und Vater der gesamten Nation verehrt und über die kommenden Jahrzehnte zum Alleinherrscher wurde.

Südlich der Grenze entwickelte sich ein moderner prowestlicher Staat Südkorea, der sich am Vorbild Amerikas und Europas orientierte und eine kapitalistische, freiheitliche Demokratie wurde und bis heute ist. An der Stelle an der die Gegensätze nach dem Ende des Koreakrieges aufeinander trafen beschloss man eine entmilitarisierte Zone, einen von beiden Seiten extrem abgesicherten Grenzstreifen zu errichten. Um eine weitere Auseinandersetzung mit dem kommunistischen Norden zu vermeiden stationierten die USA entlang dieser Linie schwerbewaffnete Truppen die Südkorea im Falle eines Angriffs schützen sollen. Über 50 Jahre nach offiziellem Ende der Kampfhandlungen zwischen dem geteilten „koreanischen Brudervolk“, stellt jene militärische Sperrzone, gesichert durch eine Reihe von Zäunen, Mauern, Gräben, abertausenden Minen, Selbstschussanlagen und rund um die Uhr überwacht von Kameras, den letzten Punkt der Erde da an dem sich die beiden ehemalig größten Rivalen der Weltgeschichte, die kommunistische Idee nach Marx und Lenin, und der kapitalistische Liberalismus, vertreten durch die USA und ihre Verbündeten, gegenüber.

Mehrere Male im Verlauf des 20.Jahrhunderts kam es hier beinahe zum Krieg. Die Machthaber beider Seiten verteufeln den jeweils anderen als ewigen Feind und Inbegriff des Bösen.

Zur Zeit des Kalten Krieges galt Nordkorea als Teil der sowjetischen Landmasse, zumindest als ideologischer Satellitenstaat Moskaus, der im äußersten Nordosten Asiens den Kommunismus gegen die westlichen Erzfeinde vertrat. Keine amerikanische Administration erwägte ernsthaft dieses künstliche Gebilde nördlich des 38.Breitengrades militärisch anzugreifen und Korea wieder zu vereinigen, besonders nicht während des verlustreichen, langwierigen Stellvertreterkrieges im südostasiatischen Vietnam.

Durch Zusammenarbeit mit der sowjetischen Führung und Maos KP behauptete sich das bis an die Zähne bewaffnete Nordkorea glaubhaft gegenüber dem antikommunistischen Westen bis 1990. Kim Il-Sung vermochte während des Zerfalls des benachbarten Sowjetreichs das Meisterstück sein Land politisch und wirtschaftlich zu isolieren und so den eigenen Fall zu verhindern. Vollkommen abgeschottet, wirtschaftlich durch Schwerindustrie und radikalste Planwirtschaft verselbstständigt, diplomatisch nur mit China verbündet, trotzte der nordkoreanische Herrscher dem weltweiten, prowestlich, prodemokratischen Wandel in den 1990er Jahren. Rund herum orientierten sich viele Staaten nun nicht mehr in Richtung Moskau sondern die dortigen Völker strebten nach Freiheit und einer Zukunft ohne sozialistische Unterjochung. Im kommunistischen Reich des Kim Il-Sung hingegen war die Bevölkerung jahrzehntelang einer systematischen, bis dahin nie gekannten Gehirnwäsche ausgesetzt die ganze Generationen ideologisch dermaßen indoktriniert hat dass die Außenwelt quasi nicht existent, zumindest in keinsterweise relevant für das Schicksal des nordkoreanischen Volkes erachtet wurde. Umerziehungslager nach stalinistischem Vorbild, eine allumfassende Propaganda die mehr als nur bloße Lügen beispielsweise über die Biografie des Führers, über ökonomische und politische Erfolge verbreitete, sondern Fehlinformation dazu benutzte ein ganzes Volk in einen permanenten Zustand der Selbstverteidigung und Kriegsbereitschaft zu versetzen. Ständig und überall verteufelte das Politbüro in Pjöngjang die Vereinigten Staaten und ihre imperialistischen Alliierten, zeichnete eine allgegenwärtige Bedrohungslage von Außen, betonte die kulturelle Überlegenheit des Volkes gegenüber dem Ausland und verwies auf die unbezwingbare militärische Stärke der eigenen Armee. Jung und Alt werden zu einer einheitlichen militärischen Masse gedrillt, jeder Nordkoreaner soll im Ernstfall zu einem Soldaten werden können, und durch ständig stattfindende Übungen und unablässige Aufrüstung jedem Feind siegreich gegenübertreten können.

Politisch akzeptierte Kim Il-Sung nicht die geringste Opposition, keine kleinste Kritik an seiner Führung. Dissidenten, politische Gegner und freiheitsorientierte Elemente in Nordkorea waren und sind Verfolgung, Bestrafung, Folter und Ermordung ausgesetzt. Ein gewaltiger geheimdienstlicher Apparat wurde Anfang der 1960er Jahren vom „großen Führer“ ins Leben gerufen der seitdem alle Bereiche der Gesellschaft durchdringt und kontrolliert. Wichtigste Säule des Regimes stellte von Beginn an das Militär da. Selbst ehemaliger Soldat, ernannte sich Kim Il-Sung zum absoluten Herrscher über Staat und Streitkräfte. Unter seiner unfehlbaren Führung vollzog Nordkorea einen ideologischen Wandel hin zu einem durch und durch nationalisierten, militarisierten Überwachungsstaat. Volk und Führer gehören nach Doktrin des nordkoreanischen Staatsbildes untrennbar zusammen.

Dass dieser „geliebte Führer“, der durch imposante Statuen, Portraits, Zitate, Abbildungen in Zeitungen und an Wänden, Ansprachen im Radio und Fernsehen vergöttert und propagandistisch überall vertreten war, eines Tages dem Tod zum Opfer fallen würde war aus Sicht des nordkoreanischen Sklavenvolkes fast schon undenkbar geworden, als knapp 40 Jahre nach der Unabhängigkeit der Demokratischen Volksrepublik Nordkorea, der einzige Herrscher und Vater der Nation, Kim Il-Sung im Juli 1994 an einem Herzinfarkt starb.

Drei Jahre zuvor hatte der 82jährige Diktator das Amt des Oberbefehlshabers der nordkoreanischen Streitkräfte an seinen Sohn Kim Jong-Il abgegeben. Damit verdeutlichte er seine Intention nach Zusammenbruch der Sowjetunion, die erste kommunistische Dynastie der Welt zu begründen. Plötzlich musste die herrschende Arbeiterpartei, durch den unerwarteten Tod Kim Il-Sungs, dessen Nachfolge bestimmen. Ganze 12 Tage nach Ableben des Vaters ernannte die Volkskammer in Pjöngjang den Sohn Kim Jong-Il, damals 53 Jahre alt, zum Generalsekretär der Arbeiterpartei Nordkoreas.

Während man seinen Vater zum „ewigen Präsidenten“ des Landes ernannte, musste Kim Jong-Il das weltliche Nordkorea übernehmen. Die Lage war in jeglicher Hinsicht fatal. Wirtschaftlich befand sich das kommunistische Phantasiereich am Boden, die jahrzehntelange Konzentration auf Schwerindustrie und Rüstung hatte die Ökonomie komplett zu Fall gebracht. Politisch isoliert verwendete Nordkorea 27% des Bruttoinlandsproduktes für das Militär, die Wunschvorstellung von der Autarkie des 23 Millionen-Staates führte zu Misswirtschaft und Lebensmittelmangel, die von 1996-1999 folgenschwere Hungersnöte mit bis zu 900,000 Toten forderte.

Die neue „Sonne Nordkoreas“, Kim Jong-Il vermochte es nicht die Situation zu verbessern und stützte sich stattdessen nach Vorbild des Vaters auf das Militär als Machtgarant für die staatliche Souveränität. „Juche“ nennt sich die Ideologieform die seit 1977 offiziell Teil der nordkoreanischen Verfassung den Marxismus-Leninismus ablöste und seitdem eine weltweit einzigartige Doktrin darstellt die Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Militär durchzieht. Wörtlich übersetzt versteht man unter der „Juche“ eine Art von „autarkischer Selbstständigkeit“. Anders als der marxistische Sozialismus, der jede Form von Klassengesellschaft ablehnte, fordert Kim Il-Sungs „Juche“ lediglich die „Freundschaft zwischen den Klassen“, damit mischte der nordkoreanische Herrscher sehr geschickt die alten traditionellen Vorstellungen der koreanischen Kultur mit dem extremen Nationalstolz und Führerperson der politischen Elite.

Nach der Machtübernahme durch Kim Jong-Il ersetzte die KP-Führung 1995 einen Teil der „Juche“-Vorstellung in die sogenannte „Songun“-Politik („Militär zuerst“), die das Militär zur dominierenden Macht im Staat werden lässt. Sowohl im Bezug auf die Innen- wie auf die Außenpolitik gelang es Kim Jong-Il nicht Reformen auf den Weg zu bringen die etwas an der wirtschaftlichen oder politischen Situation Nordkoreas ändern konnten. Angewiesen auf Hilfslieferungen aus dem Ausland, besonders aus China und den USA, hungern seit Anfang der 1990er Jahren Millionen Nordkoreaner, die Landwirtschaft liegt vollkommen brach, Fabriken rotten vor sich hin, Strom- und Trinkwasserversorgung befinden sich auf dem Stand afrikanischer Entwicklungsländer. Wissenschaftlich erwiesen ist sogar die Auswirkung des Nahrungsmangels auf die Intelligenz der jüngsten nordkoreanischen Generation. Naturkatastrophen und internationale Embargos sorgen zusätzlich für lebensbedrohliche Belastungen. Gestürzt oder von Ausland beseitigt wurde Kim Jong-Il deshalb jedoch noch nicht. Weiterhin verschlingt das Militär und die anhaltende Aufrüstung einen Großteil der staatlichen Einnahmen, seit 1997 kommen noch die Ausgaben für die Atomforschung hinzu, die ein weiterer Grund für die Isolation des Staates vom Rest der Welt ist. Aus Angst vor einem amerikanischen Einmarsch versucht die Führung in Pjöngjang wie besessen in den Besitz einer Nuklearwaffe zu gelangen. Mit russischer und chinesischer Hilfe, pakistanischer Unterstützung und diverser dubioser Quellen ließ Kim Jong-Il mehrere Atomkraftwerke und Uran-Anreicherungsstätten bauen in denen nordkoreanische Wissenschaftler anscheinend tatsächlich einen oder mehrere nukleare Sprengköpfe produzieren. Damit konnte ein Szenario amerikanischer Militärintervention ausgeschlossen werden, und ein Druckmittel des Regimes war vorhanden mit dem weitere Hilfslieferungen erpresst werden.

Wie lange der nordkoreanische Staat in seiner heutigen Form noch existieren kann wagt niemand zu sagen. Südkoreanische und japanische Beobachter sagten bereits 2002 einen DDR-ähnlichen Kollaps voraus, mussten dann aber zugeben dass das Regime eine schrittweise Öffnung hin zu einem Minimum an privater Marktwirtschaft erlaubte und sogar das Tabu brach Ausländer die Einreise nach Nordkorea zu erlauben. Diese trägen und zögerlichen Schritte hin zu einem weniger geschlossenen Reich verdanken die Nordkoreaner zum einen ihrem Führer Kim Jong-Il, andererseits aber auch dem Druck von außen. China ist nach Ende der Sowjetunion der einzige Staat der noch Einfluss hat auf Pjöngjang. Von dort kam anscheinend die Aufforderung zu Reformen vor einigen Jahren. Das nordkoreanische Atomprogramm allerdings stoppte die chinesische Regierung nicht, war deshalb wohl im Februar 2005 weit weniger überrascht von der Nachricht aus Pjöngjang, dass Nordkorea bereits eine Atombombe besitze und fortan zu den Nuklearmächten der Erde gehört. Diese Meldung schockierte die Geheimdienste in Washington, Tokio und Seoul, man hatte erwartet dass das Regime noch Jahre von der Vollendung der Massenvernichtungswaffe entfernt sei. Diesen Schachzug kalkulierte Kim Jong-Il sehr genau, er wollte während seiner Herrschaftszeit einen Meilenstein setzen, der den Weg ebnen sollte für Nordkoreas Zukunft.

Erste Berichte über Kim Jong-Ils Gesundheitszustand und das eventuelle politische Ende der Ära Kim Jong-Il tauchten im Herbst 2008 auf, als am 8.September der Diktator nicht bei der Militärparade zum 60.Jahrestag der Unabhängigkeit auftauchte. Normalerweise sind diese, jedoch immer seltener werdenden, Armeedemonstrationen, Pflichtveranstaltungen für die politische und militärische Führung. Mehrere Nachrichtenagenturen meldeten dass aus südkoreanischen Geheimdienstquellen zu erfahren sei dass Kim Jong-Il einen Schlaganfall erlitten habe und schwer krank sei. Über einen Monat habe man den „geliebten Führer“ nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen.

Aus Nordkorea war nichts über das Schicksal des Führers zu erfahren, die CIA und japanische Nachrichtendienste waren aber schon wenige Tage später sicher der nordkoreanische Herrscher habe jüngst einen Schlaganfall erlitten und werde von mehreren Militärärzten behandelt. Seit April 2008 habe er mehrfach das Bewusstsein verloren und musste medizinisch behandelt werden. Japans Premier Taro Aso sprach Ende Oktober 2008 im Parlament davon dass sich Kims Situation verschlechtert habe und ein Hirnspezialist aus Frankreich bereits auf dem Weg nach Nordkorea für eine Operation sei. Wie berichtete französische Zeitungen berichteten war der älteste Sohn des Diktators Kim Jong-Nam nach Paris gereist sei um den französischen Neurologen Francois-Xavier Roux zu beauftragen nach Pjöngjang zu kommen. Der Professor weigerte sich laut eigenen Angaben vor Ort wohl den 66jährigen Kim Jong-Il zu operieren. Schließlich veröffentlichte am 05.November 2008 die Nordkoreanische Nachrichtenagentur NKCNA zwei Fotos die angeblich den Alleinherrscher beim Besuch einer Militäreinheit zeigten. Nur eine Woche später behauptete ein japanischer Fernsehsender Kim habe einen weiteren Schlaganfall erlitten und können Arme und Beine nicht mehr richtig bewegen.

All diese Spekulationen über die Gesundheit des starken Mannes von Nordkorea führt nun zur Frage was passiert, sollte Kim Jong-Il tatsächlich sterben. Den eigenen Nachfolger auszuwählen hatte er bis jetzt versäumt, offiziell war nicht bekannt dass er einen seiner drei Söhne auf das Amt vorbereitet hat. Amerikas und Europas Führer hoffen auf einen politischen Wandel nach dem Tod des Diktators, ob ihr Wunsch aber Realität wird ist sehr zweifelhaft. Zu lange manifestierte sich die uneingeschränkte Herrschaft der Parteiführung und die Position des Militärs als dass dieses Staatsgebilde sich mit dem Tod des Führers auflösen würde. Eine derartige Hoffnung beruht sicher auf dem Fehlen eines charismatischen, fähigen Nachfolgers. Militär und Geheimdienste können sicherlich einen Kollaps des Staates verhindern, sie werden ihren Machteinfluss geltend machen, vielleicht streben sogar einige Personen aus der Partei und der Armee an die Spitze des Staates. Noch lebt Kim Jong-Il, und an Söhnen mangelt es ihm auch nicht.


Ein Blick auf Kim Jong-Ils Familie lässt dennoch ahnen warum man in Südkorea, Japan und den USA davon ausgeht dass eine komplett neue Zeit ohne den im Volk verehrten, aber rational vollkommen lächerlichen Machtmenschen, anbrechen wird.

Kim Jong-Il´s ältester Sohn Kim-Jong-Nam, 37, äußerte sich erst im Januar 2009 zu den Gerüchten er sei als Nachfolger in der Dynastie ausgewählt worden. Jong-Nam dementierte dies und sagte er habe kein Interesse das oberste Amt im Staate nach dem verstorbenen Großvater Kim Il-Sung zu übernehmen. Laut einige asiatischer Berichte kehrte Kim Jong-Nam erst vor zwei Jahren in seine nordkoreanische Heimat zurück, die Jahre zuvor hatte er mit seiner eigenen Familie in der ehemaligen portugiesischen Enklave Macao gelebt. Aufgewachsen war er in Nordkorea, zunächst bei seiner Tante, dann besuchte er eine Eliteschule für Kinder der Arbeiterpartei in Pjöngjang. Des Weiteren erfuhr er mehrere Hochschulausbildungen, unter anderem in der französischen Botschaftsschule von Moskau während der Sowjetzeit. Als Informatikexperte ist Kim Jong-Nam für mehrere Bereiche in den Abteilungen des nordkoreanischen Politbüros verantwortlich, politische Erfahrung kann der massige Sprössling nicht vorweisen. International zu kurzzeitiger Bekanntheit gelangte er im Jahr 2001 als er auf dem Flughafen von Tokio festgenommen wurde nachdem er ohne Visa, unter falschem chinesischem Namen mit einem gefälschten Pass der Dominikanischen Republik, eingereist war. Nach eigener Aussage wollte er nur mit einigen Freunden das japanische Disneyland besuchen. Ohne von den japanischen Behörden aufgespürt worden zu sein hatte Kim Jong-Nam bereits in den Jahren davor Japan besucht und sich dort hauptsächlich mit Edel-Prostituierten in verschiedenen Badehäusern und Luxushotels vergnügt. Einige Experten sehen in der Tatsache dass er 2001 festgenommen wurde einen Hinweis auf Rivalitäten in der Partei oder eigenen Familie, denn möglicherweise wurde seine Reise von Personen aus seinem direkten Umfeld an die Japaner gemeldet.

Vom zweitältesten Sohn Kim Jong-Ils, dem heute 27jährigen Kim Jong-Chul ist kaum etwas bekannt. Geboren als der erste Sohn von Kim Jong-Ils dritter Ehefrau Ko Young Hee, in Nordkorea und zunächst ausgebildet in einer Parteischule der kommunistischen Partei schickte ihn sein Vater Anfang der 1990er Jahre unter einem Decknamen auf die Internationale Schule von Bern, wo er unter anderem Deutsch und Französisch lernte. Nach Aussagen ehemaliger schweizer Schulkameraden besuchte der Diktatorensohn im Jahr 2006 sogar ein Eric Clapton Konzert in Deutschland und saß als Fan bei mehreren FIFA Weltmeisterschaftsspielen in den Stadien.

Bis 2001 stand außer Frage dass Kim Jong-Il seinen ältesten Sohn zum Nachfolger ernennen würde. Nach dem Vorfall am Tokioer Flughafen entschied sich der Diktator dann wohl enttäuscht gegen Kim Jong-Nam und berief 2007 den zweitältesten Kim Jong-Chul in das Amt des Vize-Vorsitzenden der Arbeiterpartei, einer Art Kronprinzenrolle, von dem gesagt wird sein Vater halte ihn für sehr „feminin“ und zu wenig rational und durchsetzungsbereit.

Sein Bruder, der jüngste Spross, Kim Jong-Woon, konnte sich bislang nie als Kandidat für die Nachfolgefrage behaupten. Gerade mal 25 Jahre alt, politisch vollkommen unerfahren, ein begeisterter Basketball-Fan und Kinofanatiker, so beschreiben Insider „Kim Un“, wie er auch genannt wird. Vom Aussehen, Auftreten und Verhalten sei er seinem Vater dermaßen ähnlich dass schon 2004 Stimmen aus Nordkorea laut wurden die ihn als nächsten Präsidenten sehen. Aufgrund seines sportlichen Interesses, so heißt es, habe Kim Jong-Il, mehrere Basketball-Stadien errichten lassen und den Sport an nordkoreanischen Schulen eingeführt.

Yonhap, eine südkoreanische Nachrichtenagentur mit Kontakten in den Norden, verkündete am 15.Januar 2009 schließlich der nordkoreanische Diktator habe Kim Jong-Woon zum Vorsitzenden der „Partei der Arbeiter Koreas“ gemacht, was de facto bedeutet er ist zum offiziellen Nachfolger ernannt worden. Bis jetzt fehlt jede Bestätigung für diese Information von Seiten Pjöngjangs.

Ob und wenn ja wann der „geliebte Führer“ dem Volk und der Welt sagen wird was nach seinem Tod geschieht bleibt abzuwarten. Möglicherweise um von der Gesundheit des Staatsoberhauptes abzulenken, und um jeden Zweifel auszuräumen es komme zu einer Art Revolution im Reiche des Kim Jong-Il, plant Nordkorea nun schon seit Wochen den Start einer Langstreckenrakete. Zuerst waren amerikanische Satelliten auf die Abschussrampe und den Startplatz der Rakete gestoßen, dann kam das offizielle Statement, Nordkorea werde seinen ersten Satelliten ins All schießen. Wozu dieser Aufwand betrieben wird, warum es diesmal kein militärischer Waffentest sein soll, darauf versucht man in den Nachbarstaaten Aufschluss zu erhalten. Realistisch erscheint hierbei zu sein dass die Islamische Republik Iran und das kommunistische Korea in den vergangenen Monaten und Jahren gemeinsam an der Entwicklung eines Weltraumprogramms gearbeitet haben. Das Mullah Regime von Teheran hatte erst am 04.Februar 2009 den ersten eigens entwickelten Satelliten „Omid“ mit einer Trägerrakete vom Typ „Safir-2“ in die Umlaufbahn geschossen und damit international große Besorgnis ausgelöst. In den nächsten Tagen oder vielleicht sogar Wochen könnte es Nordkorea gleichtun und einen weiteren „Schurkenstaaten-Satelliten“ ins All entsenden.


Mindestens eine Atombombe, weitreichende Trägerraketen, bald einen eigenen Satelliten, das viertgrößte Militär der Erde mit über einer Millionen Soldaten, tausende Raketen und Geschosse auf die Nachbarstaaten gerichtet, ein Volk das weiterhin hungert und besonders jetzt im Winter um sein Überleben kämpfen muss, ein Diktator der wohl kurz vor dem Ableben steht aber gar nicht daran denkt den fanatischen Traum seines Vaters mit ins Grab zu nehmen – Nordkorea bleibt eines der interessantesten Themen internationaler Politik. Eine Entspannung gegenüber Südkorea und Japan fällt schwer umzusetzen wenn aus Pjöngjang weiterhin Vernichtungsdrohungen gegen Seoul und Tokio kommen. Aus dem Reich der Finsternis nördlich des 38.Breitengrades kommt keine imminente Gefahr für die Welt, wohl aber eine unangenehme Bedrohung. Der „Irre mit der Bombe“ hat keinerlei Interesse einen nuklearen Weltkrieg zu beginnen, Peking hat ihn längst an die Kette genommen und das Überleben seines Staates hängt an einem dünnen, roten Faden. Weitreichende ökonomische und gesellschaftliche Folgen fürchtend hegt im Moment Südkoreas Führung nicht den Wunsch Nordkoreas Kollaps zu erleben. Der jetzige Status Quo erscheint einer Vielzahl der Beteiligten akzeptabel. Atombomben ernähren kein Volk, Satelliten schaffen keine Wirtschaftsbeziehungen und Waffen schaffen keine Wiedervereinigung eines geteilten Volkes. Nun wollte Kim Jong-Il dies nicht einsehen, vielleicht wird sein Sohn einen klareren, einen menschlicheren Blick auf sein Land haben, die Gene sprechen dagegen.

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